
Pornografische Inhalte zu verbreiten ist in Russland schon seit Jahren verboten.Bild: imago images / Zoonar.com/Dmitri Maruta
International
Pornografie ist wohl kein essenzieller Teil des Alltags. Dass sie dennoch für viele Menschen einen gewissen Stellenwert hat, zeigt sich in Zeiten des Krieges.
15.05.2025, 13:2015.05.2025, 13:20
Dass auch Russland selbst vom Angriffskrieg in der Ukraine gezeichnet ist, zeigt sich in mehreren Bereichen des täglichen Lebens. Einer aktuellen Analyse des Stockholm Institute of Transition Economics (Site) zufolge sind die wirtschaftlichen Einschnitte der vergangenen drei Jahre weitaus tiefer als öffentlich kommuniziert.
Entgegen der Angaben des Kremls vermutet man für Russland eine Inflationsrate von weit mehr als zehn Prozent. Doch auch ohne entsprechende Berichterstattung spüren die russischen Bürger:innen den Druck des Krieges mittlerweile am eigenen Leibe. Einen Bereich dürften dabei aber die wenigsten direkt auf dem Schirm haben.
Porno-Industrie in Russland erhält immer mehr Einschränkungen
Schon lange ist die Produktion und Verbreitung von pornografischen Inhalten in Russland strafbar. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine aber nimmt der Kreml hier immer mehr Einschränkungen vor und geht härter gegen Gesetzesverstöße vor.
Pornos zu konsumieren ist in Russland zwar theoretisch legal. De facto ist es aber mittlerweile kaum mehr möglich, diese auf legalem Wege zu bekommen oder zu bezahlen.
Ein Bericht der "Novaya Gazeta" zeigt, wie nach und nach keine der einschlägigen Plattformen mehr für Russinnen und Russen zugänglich war. Für Abos etwa bei Onlyfans oder einen Premiumaccount bei Pornhub wäre eine ausländische Kreditkarte notwendig. Die besitzen nur die allerwenigsten Menschen in Russland. Ohnehin sind die meisten der Websites in Russland offiziell gar nicht mehr zugänglich.
Seit 2023 zeigen daher verschiedene Streamingplattformen erotische Inhalte. Diese sind allerdings weit weniger explizit und enthalten keinerlei Nahaufnahmen von Genitalien oder Orgasmen. Theoretisch fallen diese Softpornos trotzdem unter Artikel 242 des russischen Strafgesetzes und sind damit in ihrer Verbreitung illegal.
Schwarzmarkt für Pornos mit überraschenden Veränderungen
Als Alternative weichen die Menschen in Russland zunehmend auf den Schwarzmarkt auf. Über verschlüsselte Telegramkanäle werden einzelne Clips von Pornhub oder Onlyfans geteilt.
Denn eigentlich hatte Russland eine durchaus erfolgreiche Pornolandschaft. Eva Elfie etwa, eine der weltweit erfolgreichsten Darstellerinnen, kommt ursprünglich aus Russland. Wie viele in der Branche ist sie mittlerweile aber in die USA ausgewandert.
Der Markt vor Ort hat sich durch diese Entwicklungen verändert. "Novaya Gazeta" berichtet, dass sich traditionelle Werbekunden ebenfalls zurückgezogen hätten. Deshalb enthielten viele vor Ort produzierte Pornos Werbung für Glücksspiel, Online-Casinos und Drogen.
Demnach finden sich auch auf Pornhub entsprechende Videos, in denen die Darsteller:innen Sex-Roulette spielen oder für illegale Substanzen werben.
Insider gehen davon aus, dass Russland bald eine eigene, staatliche Plattform für "Adult Only"-Content launchen könnte. Dort dürften die Inhalte dann aber eher Sexszenen aus gewöhnlichen Filmen gleichen und damit nicht die Bedürfnisse aller russischen Bürger:innen erfüllen.
Für viele Jugendliche in den besetzten Gebieten gehört es längst zum Alltag: Russisch sprechen, Putin loben, nichts mehr über die ukrainische Geschichte in der Schule lernen. Russland steckt Millionen in die Umerziehung ukrainischer Kinder.
Um sich die besetzten und annektierten Gebiete der Ukraine zu Eigen zu machen, setzt Russland auch auf Desinformation und Umerziehungsmaßnahmen. So versucht der Kreml, das Denken von ukrainischen Kindern und Jugendlichen zu beeinflussen. Das fängt mit der Sprache an und zieht sich durch alle Bereiche des Lebens. Viel Kontrolle darüber, womit sich Kinder und Jugendliche gedanklich befassen, herrscht in der Schule.