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Russische Sabotage in Europa: Experte warnt vor "Wegwerf-Agenten"

FILE - Russian President Vladimir Putin speaks during a news conference with Belarusian President Alexander Lukashenko following their talks at the Grand Kremlin Palace in Moscow, Russia, on March 13, ...
Der Kreml-Machthaber Wladimir Putin verfolgt in Europa einen Sabotage-Plan.Bild: AP / Alexander Zemlianichenko
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Russische Sabotage in Europa: Warnung vor "Wegwerf-Agenten"

Russlands Geheimdienst operiert zunehmend in Europa und das nicht nur mit klassischen Spionen. Ein Experte erklärt, wie die GRU mit gezielten Operationen und "Wegwerf-Agenten" den Westen destabilisieren will.
03.05.2025, 12:5003.05.2025, 12:55
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Im Sommer 2024 entging Europa nur knapp mehreren Katastrophen. Pakete, die in Flugzeuge verladen werden sollten, brannten plötzlich.

Was anfangs wie ein Zufall wirkte, entpuppte sich als Teil einer gezielten Sabotageaktion des russischen Geheimdienstes GRU, wie bereits Recherchen von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" ergeben hatten.

Die Anschläge, bei denen Brandsätze in DHL-Paketen versteckt wurden, zielten darauf ab, den Westen zu destabilisieren.

Laut des Sicherheitsexperten Marek Kohv ist das, was hier passiert und passiert ist, keine sporadische Handlung. Vielmehr sieht er es als Teil eines größeren Plans. Er zeigt auf, was dahinter steckt und welche Strategie Moskaus hybride Kriegsführung in Europa verfolgt.

Experte: SSD hebt russische Sabotage in Europa auf neues Level

Kohv beschäftigt sich intensiv mit den Geheimdienstmethoden Russlands und warnt vor einer neuen Einheit: "Die Einrichtung des SSD zeigt, dass Russland Sabotageoperationen in Europa sehr ernst nimmt", erklärt er im "Tagesspiegel".

Das "Department of Special Tasks" (SSD) werde von äußerst skrupellosen russischen Geheimdienstoffizieren geleitet und rekrutiere Personen von ähnlichem Kaliber. Es arbeitet demnach mit hochprofessionellen Agenten, die in der Lage sind, erhebliche Störungen in westlichen Gesellschaften zu verursachen.

Doch auch die sogenannten "Wegwerf-Agenten" sind eine Gefahr, wie WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung" bereits berichteten.

"Diese Agenten sind nicht wie die hochprofessionellen Offiziere, die für langfristige Operationen zuständig sind. Sie sind eher Kleinkriminelle, die über Messengerdienste wie Telegram angeworben werden", erklärt Kohv im "Tagesspiegel".

Die GRU benutze sie, um kleinere, aber gefährliche Aufgaben zu erledigen, bei denen es nicht so schlimm wäre, wenn sie auffliegen.

Die GRU zieht hier laut des Experten den Vorteil, dass diese Agenten nach ihrer Mission nicht mehr weiterverwendet werden und bei einem möglichen Auffliegen keine Informationen über die Hintermänner preisgeben können.

Warum diese Sabotage? Experte erklärt das Ziel von Russland

Im Fall der DHL-Pakete war ein Ukrainer namens Wladislaw D. in Litauen beteiligt, der die Brandsätze aktivierte und an andere Komplizen weitergab. Die anderen Beteiligten legten die Pakete dann in den Versandzentren der Kurierdienste ab.

Dass keines explodierte, war nach Kohvs Einschätzung reiner Zufall.

Doch was ist das eigentliche Ziel dieser Sabotageakte? Marek Kohv erklärt, dass Russland mit solchen Attacken eine psychologische Wirkung erzielt. "Russische Sabotageangriffe zielen darauf ab, unsere Gesellschaft einzuschüchtern und die Entschlossenheit des Westens zu erschüttern", sagt Kohv.

Der GRU möchte dem Westen vermitteln, dass dieser jederzeit die Kontrolle über sicher geglaubte Infrastrukturen verlieren könnte.

"Der Westen wird damit konfrontiert, zu fragen, ob er die Unterstützung für die Ukraine wirklich aufrechterhalten kann", fügt der Experte hinzu.

Die Absicht hinter solchen Angriffen ist klar: Russland möchte das Vertrauen in die europäischen Sicherheitsmechanismen untergraben und die politische Entschlossenheit im Westen schwächen.

Kohv warnt, dass es Moskau gerade darum gehe, eine Atmosphäre der Angst zu schaffen, die es dem Kreml ermöglicht, seine geopolitischen Ziele voranzutreiben.

Russlands hybride Kriegsführung: Europa muss handeln

Die Reaktion der europäischen Staaten auf diese Art von hybrider Kriegsführung variiert. Laut Kohv sind insbesondere die Staaten, die eng mit Russland verbunden sind, wie Ungarn oder die Slowakei, in ihrer Bereitschaft, gegen solche Angriffe vorzugehen, eher zögerlich.

Aber: "Die Zusammenarbeit zwischen den EU-Staaten ist unerlässlich", betont Kohv.

Nur durch eine einheitliche, koordinierte Antwort auf russische Geheimdienstoperationen können die europäischen Staaten sich ihm zufolge effektiv schützen.

Kohv ergänzt, dass der Schlüssel zur Bekämpfung dieser Bedrohungen darin liege, russische Agenten konsequent zu identifizieren und aus diplomatischen Kreisen auszuschließen.

Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen westlichen Geheimdiensten könnte ebenfalls dazu beitragen, zukünftige Sabotageakte zu verhindern und den Druck auf Moskau zu erhöhen.

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