Papst Franziskus hat eingestanden, dass die katholische Kirche den Schmerz von Missbrauchsopfern lange ignoriert hat. In einem ausführlichen Schreiben richtete er sich am Montag an die Gläubigen in aller Welt. Das Kirchenoberhaupt:
3 Fragen und Antworten zu dem neuerlichen Skandal in der römisch-katholischen Kirche.
Der Brief kommt wenige Tage, nachdem sich der Vatikan am Donnerstag bereits bestürzt über Berichte zu Kindesmissbrauch durch Priester in den USA geäußert hatte. Der Papst erklärte weiter:
Der Missbrauchsskandal trifft die Kirche in ihrem Innersten. Das schuldlose Kind ist ein wesentliches Motiv des Kirche.
In den USA ist in der Vorwoche ein neuerlicher Missbrauchsskandal bekannt geworden. Mehr als 300 Priester im Bistum Pittsburgh sollen darin verwickelt sein. An erster Stelle George Zirwas.
Er soll an der Spitze eines innerkirchlichen Pädophilen-Rings gestanden haben. Schüler, Ministranten und Seminaristen wurden in jungen Jahren verführt. Als Geschenk erhielten sie eine Goldkettchen mit Jesus-Anhänger. So wussten weitere pädophile Priester in anderen Einrichtungen, wen sie missbrauchen konnten.
Um die Straftaten zu vertuschen, siedelte Zirwas nach Kuba über. Dort fand er 2001 im Alter von 47 Jahren den Tod. Er wurde von einem Callboy ermordet.
Zu seiner Beisetzung in den USA fand Kardinal Donald Wuerl nur lobende Worte:
Versucht die Krise auszusitzen. Raymond Kardinal Burke gestand zwar ein, die katholische Kirche in den USA sei "in ihrer schwersten Krise." Zugleich heizte der Kardinal die Debatte weiter an. Er forderte:
Das Problem ist aber nicht Homosexualität. Das Problem ist das verklemmte Verhältnis der katholischen Kirche zu Sexualität als solcher.
Erst im Mai waren in Chile alle 34 Bischöfe des Landes als Reaktion auf einen Missbrauchsskandal in der Kirche zurückgetreten. Papst Franziskus hatte sich zuvor auf einer Chile-Reise widersprüchlich zu dem Fall verhalten.
In Deutschland übte der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung heftige Kritik an der katholischen Kirche. Johannes-Wilhelm Rörig sagte, die katholische Kirche zeige zu wenig Engagement bei der Aufarbeitung sexueller Misshandlungen. Auch in Deutschland werde Aufarbeitung noch zu oft als Gefahr für die eigene Institution gesehen.
(dpa, afp, rtr)