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Nach Feuerlöscher-Eklat in Polen: Jüdische Gemeinde in Lodz reagiert mit Humor

12.12.2023, Polen, Warschau: Grzegorz Braun (M), Parlamentsmitglied der rechtsradikalen Partei Konfederacja, nachdem er die Chanukka-Kerzen mit einem Feuerl
Der polnische Parlamentsabgeordnete Grzegorz Braun von der rechtsradikalen Konfederacja, nachdem er Chanukka-Kerzen mit einem Feuerlöscher gelöscht hat.Bild: PAP / Marcin Obara
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Nach Feuerlöscher-Eklat: Jüdische Gemeinde in Lodz reagiert mit Humor auf Antisemitismus

13.12.2023, 12:3513.12.2023, 13:34
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Die Bilder wären absurd, wäre die Situation nicht so ernst. Denn hinter dem Löschpulver, das durch das polnische Parlamentsgebäude wabert, steckt purer Antisemitismus. Konkret geht es um den rechtsradikalen Abgeordneten Grzegorz Braun, der die Lichter auf einem Chanukka-Leuchter im Parlamentsgebäude mit einem Feuerlöscher gelöscht hat.

Während der Plenarsitzung waren Vertreter der jüdischen Gemeinde auf Einladung des Parlamentspräsidenten in das Gebäude gekommen und hatten den Leuchter entzündet. Der Fernsehsender TVN24 zeigt Aufnahmen, wie Braun von der rechtsradikalen Konfederacja einen Feuerlöscher von der Wand nimmt, den Löschstrahl anstellt und ihn auf die angezündeten Lichter des Chanukka-Leuchters richtet. Dabei kommt es zu einem Handgemenge mit einer Vertreterin der jüdischen Gemeinde.

Auf Social Media sind tumultartige Szenen im Pulverdampf zu sehen, bevor Braun das Foyer verlässt. Von der Rednertribüne erklärte der Abgeordnete anschließend, das Anzünden eines Chanukka-Leuchters sei ein "Akt des Satanismus".

Der Vorfall sorgt für Empörung: Parlamentspräsident Szymon Holownia schließt Braun von der Sitzung aus und kündigt an, das Präsidium werde Strafanzeige erstatten. Solange er Präsident des Parlaments sei, werde es dort keine Toleranz für Antisemitismus und Rassismus geben. Der neue Regierungschef Donald Tusk nennt Brauns Handlung eine Schande.

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Antisemitischer Zwischenfall sorgt für Aufschrei

Und auch außerhalb Polens sorgt der Feuerlöscher-Eklat für Entrüstung. "Nazis machen Nazisachen", fasst ein X-User, früher Twitter, die Situation trocken zusammen. "Absolut verachtenswert", urteilt ein anderer. Eine Kommentatorin schreibt sogar: "Was raucht der?" Die "Jüdische Allgemeine" spricht währenddessen von "verstörenden Szenen".

Laut Politik- und Kommunikationsberater Johannes Hillje ist Braun im Übrigen kein Unbekannter. Vielmehr habe der rechtsradikale Politiker enge Kontakte zur deutschen AfD. Braun gelte der Partei sogar als "Freund" und habe sich auch am Tag des "Sturms" auf das Reichstagsgebäude (29.08.20) mit dem AfD-Abgeordneten Kotré am Ort des Geschehens aufgehalten.

Die jüdische Gemeinde in Łódź reagiert wohl mit Lebensfreude auf den antisemitischen Angriff. Darauf lässt zumindest ein Video, das auf X gepostet wurde, schließen. Zu sehen sind darauf ältere Herren mit Kippa, die tanzen. Dabei geben sie einen Feuerlöscher herum, mit dem sie abwechselnd das Tanzbein schwingen.

"Das ist die beste Antwort, die man darauf geben kann", urteilt ein Kommentator. "Respekt" und "Fantastischer Humor", schreiben andere.

Das Chanukka-Fest erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem nach einem Aufstand gegen die Griechen 164 vor Christus und an das "Lichtwunder" eines acht Tage brennenden Leuchters. Es dauert dieses Jahr bis zum 15. Dezember.

Abstimmung zu Schwangerschafts-Abbrüchen: Bundestag trägt historische Verantwortung

Sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als auch andere Abgeordnete von SPD und Grünen halten es für sinnvoll, Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland bis zur zwölften Woche zu legalisieren. Eine entsprechende Empfehlung hatte auch eine Kommission an Expert:innen im April in einem Bericht geäußert.

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