Sie nennen ihn "Verräter" und Schlimmeres: Dass Medien und Opposition hart mit US-Präsident Donald Trump ins Gericht gehen, ist nicht ungewöhnlich – doch nach dem Treffen mit Russlands Präsident Putin, nimmt auch der erzkonservative Sender "Fox News" kein Blatt mehr vor den Mund. Der Sender gilt als Haussender Trumps, der üblicherweise kein schlechtes Wort über den Präsidenten verliert.
Damit trifft der Sender genau jenen Ton, den auch führende Republikaner am Montag nach der gemeinsamen Pressekonferenz von Trump und Putin anschlugen. Senator John McCain hatte Trumps Verhalten einen der "beschämendsten Auftritte" eines US-Präsidenten genannt, die in Erinnerung seien. Der republikanische Kongressabgeordnete Eric Swalwell sagte zu "Fox News": "Da mag eine amerikanische Flagge auf der Bühne gewesen sein – einen amerikanischen Präsidenten habe ich nicht gesehen. Ich habe zwei Verteidiger Russlands gesehen."
In diese Kerbe schlug auch der "Fox News"-Analyst Jack Keane im Interview, ein ehemaliger General der US-Army. "Auf der Weltbühne zu stehen und Russland zu beschwichtigen zu Ungunsten unserer Geheimdienste, das hat mich schockiert." Es gebe keinen Zweifel, dass sich Russland in die Wahlen eingemischt habe.
Dass der Sender derart hart über Trump urteilt, ist nicht nur ungewöhnlich, es könnte auch einen tiefen Eindruck auf ihn machen. Er ist bekannt dafür, das Programm des Senders aufmerksam zu verfolgen – und es oft live auf Twitter zu kommentieren. Üblicherweise ist er voll des Lobes für die Moderatoren und Journalisten. Im Anschluss an das Treffen mit Putin gewährte er "Fox" ein Exklusiv-Interview. Begeistert über die Einschätzung des Senders dürfte er deswegen kaum sein.
Dieser Artikel erschien zuerst auf t-online.de