Welche Ziele verfolgt Putin? – und 5 weitere Fragen zum Krim-Konflikt
27.11.2018, 11:36
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Im Osten nichts Neues? Der fast
vergessene Konflikt zwischen Russland und der Ukraine ist mit
Vehemenz zurück - an einer neuen Front auf dem Meer, mit neuer Gewalt
und mit möglichen Auswirkungen bis zu Nato und EU in Brüssel.
Nochmal zur Erinnerung: Was ist passiert?
Auf dem
Schwarzen Meer vor der Küste der Halbinsel Krim spielten sich am
Sonntag Jagdszenen ab. Zwei kleine Patrouillenboote vom Typ Gjursa
der ukrainischen Marine und ein Schlepper versuchten, durch die
Meerenge von Kertsch ins Asowsche Meer einzulaufen.
Erst rammte ein Schiff der russischen Küstenwache den Schlepper, später schossen die Russen und brachten die drei Schiffe auf.
Zwar
haben Russland und die Ukraine einander einmal freie Schifffahrt in
dem flachen Asowschen Meer versprochen. Doch seit Moskau die Krim
annektiert und durch eine Brücke erschlossen hat, verteidigt es die
wichtige Meerenge von Kertsch als sein alleiniges Hoheitsgebiet.
Wie agiert die Ukraine in der Krim-Krise?
Petro PoroschenkoBild: reuters
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko versicherte sich in der
brenzligen Lage seiner Drähte nach Westen. Er sprach am Montag mit
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und mit Bundeskanzlerin Angela
Merkel. Russland nannte das Verhalten der ukrainischen Schiffe eine
Provokation. Es warnte die westlichen Länder davor, sich auf die
Seite Kiews zu schlagen.
Die Eskalation kommt wenige Tage, bevor sich
Merkel, der russische Staatschef Wladimir Putin, US-Präsident Donald
Trump und andere Spitzenpolitiker bei G20 in Argentinien treffen.
Bei der EU und bei der Nato sorgt das Aufschaukeln für Besorgnis.
Beide wollen die Ukraine so gut wie möglich mit friedlichen Mitteln
bei der Abwehr russischer Feindseligkeiten und Provokationen
unterstützen. Nur mussten sie in der Vergangenheit immer wieder
feststellen, dass auch die Kiewer Seite nicht auf Entspannung setzt.
Welche Ziele verfolgt Putin?
Vladimir PutinBild: imago stock&people
Mögliche Motive für eine Zuspitzung haben beide Staatschefs – Poroschenko wie Putin. Die Ukraine hat die Krim 2014 verloren.
Russland verleibte sich die Halbinsel ein nach einem international
nicht anerkannten Referendum. Aus Moskauer Sicht wurde der
historische Fehler korrigiert, dass der sowjetische Parteichef Nikita
Chruschtschow die Krim 1954 von Russland der Ukraine übertragen hat.
Der Kremlchef Putin ist nach seiner triumphalen Wiederwahl vom März innenpolitisch unerwartet unter Druck geraten. Die russische Bevölkerung nimmt ihm eine Rentenreform nachhaltig übel. Deshalb ein Ablenkungsmanöver? Die Heimholung der Krim hat seiner Popularität schon 2014 geholfen.
Im Osten der Ukraine führt Russland ebenfalls seit 2014 verdeckt
Krieg. Seine Militärmacht versteckt sich hinter den separatistischen
Kämpfern der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk. Mehr als
10 000 Menschen sind im Kohlerevier Donbass bislang getötet worden.
Weder Separatisten noch die Ukraine halten sich an die eigentlich
geltende Waffenruhe. Eine Friedenslösung, ausgehandelt unter
deutscher und französischer Vermittlung, steckt fest.
Was treibt Poroschenko an?
In Kiew wurde die Aktion
sofort mit der für März erwarteten Präsidentenwahl verbunden. Der
Amtsinhaber liegt in Umfragen abgeschlagen hinter der
Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko. Selbst um den Einzug in eine
Stichwahl müsste er bangen. Deshalb die Eskalation gegen Russland?
Armee und Kirche sind zwei Schwerpunkte in seinem Vorwahlkampf.
Erst Mitte November hatte Poroschenkos Armeefreund Igor Kononenko in
einem Interview spitzfindig angemerkt: "Unsere 'Kniffe' haben Sie
noch gar nicht gesehen." Jedoch hat der Präsident bisher weder seine
Kandidatur angekündigt, noch wurde die Wahl vom Parlament offiziell
für den 31. März 2019 angesetzt.
Welche Rolle spielt die Präsidentenwahl in der Ukraine?
Die ukrainische Ex-Regierungschefin Julia TimoschenkoBild: imago stock&people
Einen Tag nach dem Zwischenfall auf See verhängte Poroschenko für vorerst 30 Tage das Kriegsrecht. Damit ließe sich die Wahl sogar verschieben. Der Oppositionspolitiker Juri Boiko, selbst möglicher Kandidat für die Präsidentenwahl in der Ukraine Ende März , hält
es für ausgemacht, dass es sich bei den Vorfällen im Schwarzen Meer um Sabotage der Präsidentenwahl geht. "Denn der amtierende Präsident des Landes begreift, dass die
Umfragewerte ihm nicht erlauben, zu gewinnen", sagte er dem TV-Sender
112. Dagegen versicherte die Poroschenko-treue Parlamentsvize Irina
Geraschtschenko auf Facebook, die Wahl werde stattfinden: "Der
Kriegszustand bedeutet nicht das automatische Ausfallen der Wahl." Poroschenko fürchte weder Putin noch Wahlen.
Wie geht es jetzt weiter?
Bei einem für Montag einberufenen Sondertreffen von Nato- und
EU-Botschaftern in Brüssel sollte es zunächst darum gehen, einen
Überblick über die jüngsten Ereignisse zu bekommen. "Das, was wir
bislang haben, beruht vor allem auf den Darstellungen der Ukraine",
erklärte ein EU-Diplomat. Vor einer eindeutigen Bewertung oder gar
Konsequenzen müsse eine Stellungnahme aus Moskau abgewartet werden.
Hoffnungen auf militärische Unterstützung darf sich die Ukraine nicht
machen. Sie ist kein Nato-Mitglied und gehört nicht zur EU. Niemand
wolle die Regierung in Kiew ermuntern, den Konflikt mit Russland
weiter eskalieren zu lassen, heißt es in Brüssel. Und niemand wolle
in einen bewaffneten Konflikt mit Russland hineingezogen werden. Doch
mehr politischer Druck - vielleicht neue EU-Sanktionen - könnten das
Mittel der Wahl sein, sollte sich die Lage nicht entspannen.
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Die militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und dem abgeschotteten Nordkorea hat sich offenbar intensiviert. Erst am 4. November besuchte Nordkoreas Außenministerin Choe Son Hui Moskau. Dabei traf sie sich mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und unterstrich die Zusammenarbeit.