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Ukraine-Krieg: Tankstellen in Russland ohne Benzin – Videos zeigen Chaos

Russia Gasoline Shortages 9013260 25.09.2025 A man carries a barrel of fuel at a Leto petrol station amid gasoline shortages in the Republic of Crimea, Russia. Authorities in Crimea said they were wor ...
Neuer Alltag auf der besetzten Krim: Menschen versuchen teils vergeblich, an Treibstoff zu kommen.Bild: imago images / SNA / RIA Novosti
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Russlands Tankstellen-Krise: Panikkäufe nach Ukraine-Angriffen

Russland steckt mitten in einer massiven Treibstoffkrise. Auf der besetzten Krim gibt es an jeder zweiten Zapfsäule kein Benzin mehr, in Moskau bilden sich kilometerlange Schlangen. Schuld sind ukrainische Drohnenangriffe – und Fake-Posts, die die Lage noch verschärfen.
26.09.2025, 18:1026.09.2025, 18:10

Der Ukraine-Krieg trifft zunehmend den Alltag der Menschen in Russland. Russische Autofahrer:innen stehen derzeit vor einem Problem: Der Treibstoff wird knapp. Besonders hart betroffen ist die von Moskau besetzte Krim, aber auch Moskau selbst und andere Regionen melden Engpässe.

Das zeigt sich nun auch auf der Straße.

Die Krise ist nicht nur Folge eines angespannten Energiemarkts, sondern auch der ukrainischen Kriegsstrategie. Drohnenangriffe auf Ölraffinerien schwächen seit Wochen die russische Treibstoffproduktion. Denn ohne die Einnahmen aus Öl und Treibstoff kann Moskau seinen Krieg kaum finanzieren. Jeder Angriff auf Raffinerien trifft damit direkt Wladimir Putins Kriegsmaschinerie.

Gleichzeitig verbreiten sich auf Social-Media-Plattformen Meldungen und ironische Posts, die Panikkäufe zusätzlich befeuern sollen. Offizielle Stellen in Moskau versuchen mit Exportverboten gegenzusteuern, bislang ohne sichtbaren Erfolg.

Ukraine-Krieg: Tankstellen geht Benzin aus

Wie der "Kyiv Independent" berichtet, haben rund 50 Prozent der Tankstellen auf der von Russland besetzten Krim und in Sewastopol den Verkauf von Benzin eingestellt. Zuvor hatte demnach bereits das kremlnahe Wirtschaftsmedium "Kommersant" auf Engpässe hingewiesen.

Auf der Halbinsel sei die Lage besonders drastisch. Allein im sogenannten Südlichen Föderationskreis, zu dem Russland auch die Krim zählt, mussten mehr als 220 Tankstellen schließen. Das entspreche rund 14 Prozent aller Standorte.

Viel Aufmerksamkeit erzeugte ein Post des pro-ukrainischen Journalisten Richard Woodruff. Er schrieb auf X: "Bitte hört auf, den Hashtag #RussianFuelCrisis zu nutzen. Er sorgt für riesige Staus in ganz Russland und führt dazu, dass die Leute in Panik Benzin kaufen – was die Lage noch schlimmer macht."

Videos zeigen Ausmaß der Benzin-Krise in Russland

Der Unterton ist eindeutig zynisch. Eigentlich will Woodruff genau das Gegenteil erreichen: dass Russ:innen durch die Panik noch mehr Treibstoff kaufen und so den Druck auf die Industrie erhöhen.

In den Videos, die er teilte, sieht man lange Autoschlangen vor Tankstellen. Manche Fahrer:innen steigen aus, weil sie stundenlang warten müssen. Eine Überprüfung durch watson hat ergeben, dass die Aufnahmen tatsächlich Tankstellen in Russland zeigen.

Neben echten Aufnahmen kursieren auch gezielte Falschmeldungen. Ein User schrieb etwa: "Alle in Russland, geht jetzt zur Tankstelle. Der Kraftstoff ist jetzt kostenlos #RussianFuelCrisis." Dazu veröffentlichte er ein Bild einer Zapfsäule, die alle Preise mit null anzeigt.

Offenbar sind inzwischen neben der Krim auch Moskau und die Region Leningrad betroffen. "Russlands Treibstoffkrise erreicht nun auch Moskau, die Region Moskau und Leningrad – dank ukrainischer Drohnen, die täglich Raffinerien 'besuchen'", schrieb die ukrainische Bloggerin Angelica Shalagina auf X.

Sie berichtete zudem, dass einige Lukoil-Tankstellen den Verkauf von Benzin in Kanistern inzwischen verboten hätten. Von Sibirien bis zur Krim breite sich die Knappheit aus und beeinträchtige auch den Straßenverkehr in Moskau.

Russland ergreift Maßnahmen gegen Benzin-Krise an Tankstellen

Die russische Regierung versucht, gegenzusteuern. Vizepremier Aleksandr Novak erklärte am 25. September: "Wir werden das Verbot von Benzinexporten bis zum Ende des Jahres verlängern." Zusätzlich wurde der Diesel-Export für Unternehmen, die nicht selbst produzieren, untersagt.

Doch die Maßnahmen scheinen vor allem ein Symptom zu bekämpfen. Laut "Financial Times" hat die Ukraine seit August mindestens 16 von insgesamt 38 russischen Raffinerien attackiert. Dadurch fielen demnach die Diesel-Exporte auf den niedrigsten Stand seit 2020.

Russlands Wirtschaft leidet ohnehin stark unter den Folgen des Krieges und westlicher Sanktionen. Die Inflation ist hoch, die Leitzinsen bewegen sich nahe einem Rekordniveau, und das Wachstum schwächelt. Die Treibstoffkrise könnte diesen Druck weiter erhöhen – und macht sich schon jetzt im Alltag vieler Russ:innen bemerkbar.

Russlands Tankstellen-Krise: Panikkäufe nach Ukraine-Angriffen
Russland steckt mitten in einer massiven Treibstoffkrise. Auf der besetzten Krim gibt es an jeder zweiten Zapfsäule kein Benzin mehr, in Moskau bilden sich kilometerlange Schlangen. Schuld sind ukrainische Drohnenangriffe – und Fake-Posts, die die Lage noch verschärfen.
Der Ukraine-Krieg trifft zunehmend den Alltag der Menschen in Russland. Russische Autofahrer:innen stehen derzeit vor einem Problem: Der Treibstoff wird knapp. Besonders hart betroffen ist die von Moskau besetzte Krim, aber auch Moskau selbst und andere Regionen melden Engpässe.
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