Russland: Halloween soll verboten werden – "perverses Spiel mit dem Tod"
Traditionelle Werte sind in vielen Ländern ein hohes Gut. Kaum ein Regime ist darauf jedoch so fixiert wie das russische unter Wladimir Putin. Neue Einflüsse werden als Bedrohung für die Kultur des Landes eingestuft, vor allem wenn sie aus dem Westen kommen.
Da ist Halloween für den Kreml in gleich mehrfacher Hinsicht ein rotes Tuch. Denn so wie es in weiten Teilen der Welt gefeiert wird – mit gruseligen Kostümen, geschnitzten Kürbissen und Bräuchen wie Trick or Treat –, stammt es aus den USA, dem Erzfeind des russischen Regimes.
Die keltischen Wurzeln des Festes, auf die auch die Gruselkostüme zurückzuführen sind, veranlassen Putins Sittenwächter zudem dazu, Halloween als satanistisch zu framen.
So fordern auch in diesem Jahr Politiker:innen und Aktivist:innen, die Feierlichkeiten im Land abzusagen. Sie würden gegen Russlands "traditionelle Werte" verstoßen und die Psyche von Kindern schädigen. Veranstalter wurden sogar wegen angeblicher "Förderung des Satanismus" angezeigt – der in Russland mittlerweile offiziell verboten ist, berichtet das unabhängige russische Nachrichtenportal "Meduza".
Halloween in Russland: Politiker sehen Tradition in Gefahr
Demnach wandte sich die Gesellschaftskammer der Republik Burjatien im fernen Osten Russlands am 26. Oktober an die Lehrer:innen der Region. Eltern sollen dagegen sein, dass ihre Kinder sich als "Hexen, Skelette oder Zombies" verkleiden. Die Darstellung "böser Charaktere" sei angesichts der angeblich zunehmenden Aggression unter Jugendlichen unangebracht. Zudem habe Halloween keine Wurzeln in russischen Traditionen und lenke Kinder von den "nationalen Werten" ab.
In anderen Regionen des Landes gibt es ebenfalls Widerstand. In Jekaterinburg führt Alexej Maljonkin, ein Veteran des Ukraine-Kriegs und Anführer der Bewegung "Gemeinsame Sache" eine Kampagne gegen Halloween an. Er bezeichnet das Fest als "schädliche Nachahmung westlicher Bräuche", die psychische Probleme verursache und gegen moralische Normen verstoße. Gemeinsam mit besorgten Eltern hat er sogar Anzeige gegen lokale Veranstalter erstattet.
Auch in Krasnojarsk im Süden des Landes fordert Stadtrat Semjon Senderski ein Halloween-Verbot:
Ähnliches ist aus den russisch besetzten Gebieten in der Ukraine zu hören. In Donezk hat der von Moskau eingesetzte Bürgermeister Alexej Kulemsin Unternehmen dazu aufgerufen, Halloween-Feiern zu unterlassen. Der Feiertag sei "fremd für die orthodoxe Kultur" und stehe im Widerspruch zu den historischen und kulturellen Werten Russlands. Stattdessen solle man "Volkshelden" feiern und traditionelle Familientreffen fördern.
Im Parlament in Moskau haben solche Forderungen allerdings keine Mehrheit. Der einzige Abgeordnete, der sich dafür ausgesprochen hat, ist Vitaly Milonov, der ohnehin bekannt ist für seine provokanten Forderungen. Er nannte Halloween eine Form von "Sektierertum" und schlug vor, Feiernde sollten sich als "erbliche Druiden" registrieren lassen.
Dabei ist die Ablehnung von Halloween in Russland nicht neu. Bereits 2013 wurde der Feiertag in der Region Omsk unter dem Vorwand der "Extremismusbekämpfung" verboten. Studien der Russischen Akademie für Pädagogik hatten Halloween damals als "Todeskult" eingestuft, der die Entwicklung von Kindern negativ beeinflusse.
Halloween durch russische Alternativen zu ersetzen, wollte bislang allerdings nirgends im Land klappen. Vorschläge wie ein "Erntedankfest" oder eine "Nacht der geheimnisvollen Geschichten" konnten sich nicht durchsetzen.


