US-Präsident Joe Biden ist in der eigenen Partei umstritten.Bild: AP / Mark Schiefelbein
International
Joe Biden ist alt. Das ist kein Geheimnis, denn alle können es sehen. Bereits im vergangenen US-Wahlkampf war das ein Thema und auch nach seinem Sieg brach die Kritik an Bidens Alter nicht ab. Vor allem die Republikaner, allen voran Donald Trump, machen sich über die Tatterigkeit des Demokraten lustig und versuchen so, die Wähler:innen gegen ihn zu mobilisieren.
Damit treffen sie einen Nerv bei der Bevölkerung: Umfragen zeigen, dass die Mehrheit Biden zu alt für eine weitere Amtszeit findet. Dennoch schien es bislang, als würden die Demokraten bei der kommenden Wahl an ihm festzuhalten. Das könnte sich nach weiteren öffentlichen Aussetzern Bidens nun ändern.
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Biden kämpft mit Ruf als mental unfitter US-Präsident
Für Aufsehen sorgten in den vergangenen Jahren vor allem Bidens sprachliche Aussetzer. Im Internet kursieren unzählige Compilations mit Versprechern von Biden oder genuschelten Stellen in Reden, die niemand verstehen kann.
Viele zweifelten daher an der mentalen Fitness des US-Präsidenten. Zurückzuführen waren die Aussetzer jedoch auch auf eine Sprachstörung Bidens. Dieser stottert bereits seit seiner Kindheit. Vor dem Hintergrund finden es einige gar bewundernswert, wie flüssig er meist spricht.
Weitere Kritik an seinen geistigen Fähigkeiten kamen nach Verwechslungen in öffentlichen Reden auf. So erzählte Biden im Februar 2024 von einem Gespräch, das er vor drei Jahren mit dem deutschen Kanzler Helmut Kohl gehabt haben soll.
Ein neueres Phänomen ist zudem eine Reihe von Szenen, in denen Biden orientierungslos wirkt – und teils gar einfriert. Dies passierte einerseits bei einem Konzert vor einer Woche, als Biden weder seinen Körper noch seine Mimik bewegt, während um ihn herum alle Menschen tanzen und klatschen.
Andererseits sorgt in den US-Medien auch ein Clip von Bidens Auftritt bei einer Spenden-Gala der Demokraten am Samstag für Verwunderung. Biden steht am Abschluss eines Auftritts auf der Bühne und schaut regungslos in die applaudierende Menge. Ex-Präsident Barack Obama greift Biden dann am Handgelenk und zieht ihn sanft mit sich.
Auch wenn einige dieser Videos von Republikaner-nahen Medien aufgebauscht und instrumentalisiert wurden, steht fest: Das Narrativ, Biden sei für das höchste Amt in den USA zu alt, verfängt in der Bevölkerung. Daher wird nun erneut darüber diskutiert, ob seine eigene Partei Biden noch vor der Wahl im November austauscht. In den Umfragen liegt der Demokrat nämlich hinter Konkurrent Donald Trump.
US-Wahl 2024: Exit-Strategie der Demokraten für Biden
Biden hat Konkurrent Donald Trump zuletzt dazu überredet, die TV-Debatten vorzuverlegen. Die erste findet am 27. Juni statt. Laut Politikberater David Axelrod wurde das Aufeinandertreffen extra so früh angesetzt, um Biden frühestmöglich im Wahlkampf zu stärken.
Für andere wiederum ist die Debatte Bidens letzte Chance, um sich zu beweisen – oder wiederum die letzte Chance für die Demokraten, Biden auszutauschen.
Wie die britische Tageszeitung "Daily Mail" berichtet, stimmen mehrere Insider der Demokraten zu, dass ein Kandidatenwechsel funktionieren würde, wenn er ordentlich geplant wäre. Dies sei jedoch lediglich möglich, wenn die Parteigrößen Barack Obama, Bill Clinton, Nancy Pelosi und Chuck Schumer Biden dazu drängen würden zurückzutreten.
Doch wer könnte Biden ersetzen? Politikkolumnist Joe Klein zufolge sei das fast schon egal, Hauptsache jemand junges, vitales.
Politologe Jonathan Cristol widersprach dieser Meinung gegenüber der "Bild": "Ohne eine offensichtliche, realisierbare Alternative – also jemanden, der sowohl die Demokraten vereinen als auch Trump besiegen könnte – ist ein Abtreten Bidens schwer vorstellbar."
Wie wahrscheinlich die Rücktritt-Pläne einiger Demokraten jedoch sind, bleibt abzuwarten. Kann Biden beim Duell gegen Trump am 27. Juni punkten, bleibt er wohl im Amt. Auch ein Sprecher von Demokraten-Urgestein Nancy Pelosi bestätigte der "Daily Mail", dass die langjährige Abgeordnete Biden unterstützt.
Matthias Miersch sitzt seit 2005 für die SPD im Bundestag. Parteiintern wird er seit vielen Jahren geschätzt, der ganz breiten Öffentlichkeit war er eher kein Begriff. Das änderte sich am 7. Oktober 2024: Miersch soll Nachfolger von Kevin Kühnert als SPD-Generalsekretär werden.