Wenn Kriege wie jener in der Ukraine ausbrechen, fühlt man sich in Deutschland und Westeuropa häufig wie gelähmt. Zu weit weg scheint das Leid, zu beschränkt die Möglichkeiten, gegen dieses Leid etwas zu unternehmen.
An dem mittlerweile seit mehr als zwei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg offenbart sich zudem, dass entsprechende Themen für den Alltag hier mit der Zeit immer belangloser werden. Im Iran sieht das aktuell anders aus. Nach israelischen Angriffen vergangene Woche steht die gesamte Region vor einer Eskalation.
Zwar scheint auch hier das Leid weit weg, doch wie so oft zu Beginn eines Krieges sind aktuell auch Auswirkungen in Europa spürbar. So stiegen die Spritpreise in Deutschland zuletzt deutlich, da der Konflikt den internationalen Ölpreis hatte steigen lassen.
Doch auch am Himmel macht sich aktuell bemerkbar, dass die Welt um Europa herum sich im Krisenmodus befindet. Denn während über der Ukraine schon seit 2022 kaum noch Passagierflugzeuge mehr fliegen, ist mittlerweile auch der Luftraum über Iran, Irak und Israel geschlossen.
Wie Karten von Flightradar24 zeigen, führt das aktuell zu einer sichtbaren Ballung im Luftraum. Denn auf dem Weg von Europa nach Asien und umgekehrt müssen alle Maschinen ausweichen.
Eine Alternativroute führt über die Arabische Halbinsel südlich vorbei am Iran. Auf der anderen, nordöstlichen Seite fliegen viele Maschinen nun den Weg über das Schwarze Meer.
Da auch Russland nach den Sanktionen des Westens vielen Fluggesellschaften die Nutzung seines Luftraums untersagt hat, ergibt sich für viele Flugrouten nun auch ein zeitliches Problem.
So berichtet der "Spiegel" über einen Finnair-Flug von Helsinki ins japanische Tokio. Die gewöhnliche Flugzeit liegt hier bei etwa neun Stunden. Vor allem durch die Einschränkungen im Zuge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine müssen die Maschinen nun aber Umwege fliegen.
Die Strecke verlängert sich um gut 4000 Kilometer. Zeitaufwand: drei Stunden extra in der Luft.
Kurzzeitig war es wegen der Sperrungen über dem Nahen Osten am Wochenende laut SRF auch zu "Engpässen" im Luftraum gekommen. Die europäische Luftsicherheitsbehörde lässt nun einige Flieger über Italien und die Schweiz ausweichen.
Entsprechend sind auch in den kommenden Tagen Verspätungen auf allen Flügen von Europa in Richtung Asien nicht ausgeschlossen. Aus Skandinavien weichen einige Maschinen sogar schon über den Atlantik aus – sie fliegen also einmal andersrum um den Globus, um an ihr Ziel in Asien zu gelangen. Bei Gegenwind hat das laut dem "Spiegel" aber wiederum Auswirkungen auf die Flugzeit.
Expert:innen hoffen nun auch für den Flugverkehr, dass sich die Lage im Nahen Osten nicht weiter zuspitzt. So könnten Sicherheitsbedenken etwa in Ägypten oder Saudi-Arabien zu zusätzlichen Verzögerungen und Umwegen führen.
Ein Sonderflug des Auswärtigen Amts brachte am Mittwoch unterdessen Deutsche und Familienangehörige, die in Israel festsaßen, von der jordanischen Hauptstadt Amman aus nach Frankfurt. 171 Personen hätten die Region verlassen können, teilte das Auswärtige Amt auf X mit. Für Donnerstag ist ein weiterer Flug geplant.