Jahrzehntelang hatte die Welt nuklear abgerüstet, doch inzwischen nimmt die Zahl der Atomwaffen stetig zu. Das Friedensforschungsinstitut Sipri zählte im Januar 2025 weltweit insgesamt 12.241 Atomsprengköpfe, verteilt auf neun Länder (USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel).
3912 davon sind bereits auf Raketen montiert oder auf militärischen Stützpunkten in Stellung gebracht.
Fast alle der weltweiten Atomwaffen gehören den USA oder Russland (rund 90 Prozent). Und China holt in Riesenschritten auf: Jährlich fügt die Volksrepublik etwa 100 Sprengköpfe ihrem nuklearen Arsenal hinzu.
Dabei ist es gar nicht so leicht, an neue Atomwaffen zu kommen. Der internationale Atomwaffensperrvertrag von 1968 verbietet nämlich, dass die Länder Waffentechnik, Baumaterial oder Know-how zum Bombenbau weitergeben. Zentrifugen oder Membranen zur Anreicherung von Uran sind auf legalem Wege nicht zu beschaffen.
Wer eine Atombombe haben will, muss ihr Geheimnis selbst lüften.
Der Iran steht seit Jahrzehnten unter dem Verdacht, im Verborgenen an einer eigenen Bombe zu arbeiten. Das Regime in Teheran behauptet zwar, es verfolge mit seinem Atomprogramm nur zivile Zwecke, doch das glaubt ihnen niemand. Weil Israel den Erzfeind beim geheimen Bombenbau unmittelbar vor dem Durchbruch wähnte, hat die israelische Armee am 13. Juni den Iran angegriffen – und dabei vor allem auf die iranischen Atomanlagen sowie auf führende Wissenschaftler und Militärs gezielt.
Doch was braucht es für die schrecklichste aller Waffen und warum ist es so schwer, eine Atombombe zu bauen? Darauf findest du im Folgenden Antworten.
Am wichtigsten – und am schwierigsten zu beschaffen – ist sogenanntes spaltbares Material. Es gibt auf der Erde nur zwei chemische Elemente, die dafür infrage kommen: Uran und Plutonium. Beides muss aufwendig bearbeitet werden – genauer gesagt: angereichert.
In ihrer natürlichen Form sind Uran und Plutonium nämlich zu "unrein". Beim Bau einer Atombombe kommt es nur auf bestimmte Bestandteile an: auf die Isotope Uran 235 und Plutonium 239. In Bergwerken gefördertes Uran besteht allerdings nur zu 0,7 Prozent aus U235. Für eine Atombombe muss dieser Anteil auf über 80 Prozent erhöht werden.
Es gibt dafür verschiedene Wege – und alle sind hochkomplex und enorm langwierig. Kernforscher:innen auf der ganzen Welt pressen Uran-Gasgemische durch spezielle Filterschichten oder setzen sie ultraschnellen Zentrifugen oder modernen Lasern aus, um den U235-Anteil zu erhöhen.
Allein mit der Anreicherung von Uran ist es aber nicht getan. Für Bomben oder Raketen braucht es mehr – neben Gehäuse, Sprengstoff und einer komplizierten, auf Bruchteile von Mikrosekunden abgestimmten Zündtechnik vor allem eine Neutronenquelle (zum Beispiel ein Polonium-Beryllium-Gemisch), um die Kettenreaktion der Kernspaltung zu starten.
Außerdem: ein geeignetes Trägersystem (zum Beispiel die Mittelstreckenrakete Shahab-3), auf dem Bombenstoff und Sprengkopf sicher verbaut werden können. Ohne viele hoch qualifizierte Wissenschaftler:innen und Ingenieur:innen ist all das nicht möglich. Wer nicht genug Fachleute in Bereichen wie Atomphysik, Strahlung, Sprengstoff und Elektronik hat, wird keine nukleare Rakete oder Bombe zünden können.
Explodiert eine Atomwaffe, wird in ihrem Sprengkopf eine sogenannte unkontrollierte Kettenreaktion in Gang gesetzt. Das heißt: Elektrisch neutrale Teilchen (Neutronen) werden in Atomkerne (Uran oder Plutonium) geschossen und spalten diese auf. So wird Energie freigesetzt – und außerdem weitere Neutronen, die ihrerseits wieder Kerne spalten und so noch mehr Energie erzeugen.
Dieser Vorgang setzt sich im Inneren der Bombe kaskadenartig fort. Ein Kilogramm Uran enthält nämlich unfassbar viele kleine Urankerne (2,6 x 10 hoch 24, wer's genau wissen will). Und jeder einzelne Urankern setzt, wenn er gespalten wird, bis zu 200 Megaelektronenvolt an Energie frei. Wie "Terra X"-Moderator Harald Lesch vorrechnet, kommt eine Atombombe mit einem Kilogramm Uran so auf eine Gesamtsprengkraft von 80 Terra-Joule (TJ) – eine ungehörige Zerstörungskraft.
"Little Boy", die amerikanische Bombe, die am 6. August 1945 die japanische Stadt Hiroshima zerstörte, hatte eine Sprengkraft von 50 bis 63 TJ – mit weniger als einem Kilogramm angereichertem Uran haben die USA eine Stadt mit 350.000 Einwohner:innen dem Erdboden gleichgemacht. 80.000 von ihnen starben direkt, 64.000 weitere an den Folgen der Verletzungen oder der radioaktiven Strahlung.
Es gibt einen Grund, warum es seitdem kein anderes Land mehr wagte, Atomwaffen militärisch einzusetzen. Sogar Schurken wie Wladimir Putin schrecken (noch) davor zurück.