Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 beruhigt sich die Lage im Nahen Osten nicht, im Gegenteil. Ein neues Ausmaß der Eskalation zeigt sich aktuell mit dem Krieg zwischen Israel und dem Iran: Israel eröffnete am 13. Juni eine großangelegte Luft- und Drohnenoffensive, seitdem gibt es gegenseitige Angriffe: Hunderte Drohnen und Raketen feuerte auch der Iran in Richtung Israel ab.
Viele Menschen, darunter auch Deutsche, wollen angesichts der gegenseitigen Luftangriffe ausreisen. Alle wichtigsten Fragen zum Thema Ausreise aus dem Iran und Israel hat watson im Überblick geklärt.
Der Nahostkonflikt ist ein langjähriger, komplexer Konflikt um Land, Souveränität und Rechte, vor allem zwischen Israel und den Palästinenser:innen. Er eskalierte nach dem UN-Teilungsplan von 1947 und der Staatsgründung Israels 1948. Viele Jüd:innen flüchteten nach dem Holocaust nach Palästina, um einen eigenen Staat zu errichten – ein Vorhaben, das von vielen westlichen Staaten unterstützt, von arabischen Nachbarn aber abgelehnt wurde.
Für viele Palästinenser:innen bedeutete die Staatsgründung Flucht und Vertreibung, sie sprechen von der "Nakba", der Katastrophe. Bis heute existiert kein unabhängiger palästinensischer Staat. Friedensverhandlungen sind immer wieder gescheitert, auch wegen der anhaltenden israelischen Besatzungspolitik und des Siedlungsbaus im Westjordanland.
Der Angriff der Hamas aus dem Gazastreifen am 7. Oktober 2023 mit über 1400 Toten in Israel war der Auslöser eines neuen Kriegs. Seitdem bombardiert Israel den Gazastreifen massiv, es kam zu Tausenden zivilen Todesopfern. Auch die Hisbollah im Libanon griff Israel mit Raketen an. Beide Gruppen gelten als Verbündete des Iran, der die Existenz Israels ablehnt und anti-israelische Kräfte in der Region unterstützt.
In der Nacht zum 13. Juni 2025 griff Israel den Iran an. Laut eigenen Angaben stand der Iran kurz davor, eine Atombombe zu entwickeln. Zudem hatte der Iran in der Vergangenheit mehrfach mit der Auslöschung Israels gedroht. Teheran bezeichnete den Angriff als "Kriegserklärung". Seitdem kommt es zu gegenseitigem Beschuss.
Der Iran hat Montagabend, dem 16. Juni 2025, erneut Raketen auf Israel abgefeuert. Laut staatlichem Rundfunk handelte es sich um einen "Raketenregen", westliche Geheimdienste bestätigten mindestens drei Angriffe auf militärische Ziele. Israels Luftabwehr sei im Einsatz, und die Bevölkerung wurde angewiesen, in Schutzräumen zu bleiben.
Die Lage hat sich bis dato nicht beruhigt, die Bevölkerung sei angewiesen, sich in Schutzräumen aufzuhalten.
Aufgrund der aktuellen Ereignisse ist der Luftraum über Israel gesperrt. Laut dem Auswärtigen Amt ist der Flugverkehr von Deutschland nach Israel bis auf Weiteres eingestellt. Falls sich die Sicherheitslage weiter verschärft, könnten auch Straßen- und Seetransportwege betroffen sein, was die Ein- und Ausreise weiterhin erheblich erschweren würde.
Der anhaltende Konflikt lässt eine Ausreise aus den Krisengebieten Israel und Iran weiterhin nicht per Flugzeug zu. Das Auswärtige Amt ruft deutsche Staatsbürger:innen dazu auf, die sich in Israel, Iran oder angrenzenden Staaten befinden, eine schnellstmögliche Reise nach Deutschland anzutreten.
Die prekäre Sicherheitslage erschwert auch eine Reise aus Israel und Iran in Nachbarstaaten. Deshalb empfiehlt das Auswärtige Amt deutschen Staatsbürger:innen, verfügbare Schutzräume aufzusuchen und je nach der individuellen Lage Ausreisemöglichkeiten in Nachbarstaaten abzuwägen.
Mit der Eintragung in die Krisenvorsorgeliste Elefand des Auswärtigen Amtes haben deutsche Staatsbürger:innen die Möglichkeit, ihre Daten anzugeben und so im Notfall schnell Hilfe des Auswärtigen Amtes zu bekommen.
Laut dem Auswärtigen Amt sind aktuell über 4000 Deutsche in Israel registriert, im Iran mehr als 1000. Wie eine Sprecherin gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" erklärte, stieg die Zahl der Registrierungen im Elefand-System nach dem 13. Juni deutlich an.
Das Auswärtige Amt hat Charterflüge aus Jordanien nach Deutschland organisiert. Mittwochmittag, am 18. Juni, soll der erste Flug aus der jordanischen Hauptstadt Amman nach Frankfurt starten. Der Flug kostet 300 Euro pro Person und Betroffene müssen ihre Anreise über den Landweg nach Jordanien selbst organisieren. An den Grenzübergängen kommt es aktuell zu langen Wartezeiten.
Für die Einreise in Jordanien wird ein Visum benötigt, Reisende können mehrere Grenzübergänge nutzen, um ins Land zu kommen. "In der aktuellen Sondersituation erteilen die jordanischen Grenzbehörden im Einzelfall auch 'visa on arrival' direkt an der Grenze", teilte das Auswärtige Amt mit.
Weitere 180 Personen könnten am Donnerstag mit dem geplanten Sonderflug aus Amman nach Deutschland einreisen. Die auf der Krisenliste Elefand registrierten Betroffenen seien über die Details informiert, so das Auswärtige Amt. "Das ist keine Rückholaktion oder auch keine Evakuierung", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Es seien "kommerzielle Sonderflüge", weil Ausreisemöglichkeiten der Fluggesellschaften nicht ausreichen.
Anders als andere europäische Länder hat sich Deutschland gegen organisierte Fahrten innerhalb Israels entschieden. Deutsche Staatsbürger:innen müssen diese eigenständig organisieren.
Das Auswärtige Amt hat sich gegen organisierte Fahrten entschieden und verweist darauf, dass dies zusätzliche Gefahren schaffen könne. Betroffene vor Ort sollen demnach den Sicherheitshinweisen der israelischen Behörden Folge leisten. Von Überlandfahrten und großen Menschenansammlungen wird aktuell abgeraten.
Deutsche Staatsbürger:innen, die sich im Iran aufhalten, sind ebenso dazu angehalten, das Land schnellstmöglich zu verlassen. Außerdem bittet das Auswärtige Amt um eine Registrierung im Elefand-System.
Nach Angaben des Auswärtigen Amts sind die Grenzen des Iran zur Türkei und zu Armenien geöffnet, während die Übergänge nach Aserbaidschan und Turkmenistan für den regulären Verkehr geschlossen bleiben. Die deutsche Botschaft in Teheran ist aufgrund der aktuellen Krisenlage bis auf Weiteres für den Besucherverkehr geschlossen.
Das Auswärtige Amt hat bereits am Freitag, dem 13. Juni, eine Reisewarnung für den gesamten Nahen Osten ausgesprochen. Nicht notwendige Reisen in die Golfregion sollen demnach aus Sicherheitsgründen abgesagt werden.
Auch das beliebte Urlaubsziel Dubai unterliegt einer Teilreisewarnung. Die entsprechende Änderung gilt für folgende Staaten: Vereinigte Arabische Emirate, Saudi-Arabien, Bahrein, Katar, Kuwait, Oman und Jordanien.
Für ganz Israel und den Iran wurde eine Reisewarnung ausgesprochen, ebenso für den Jemen und Teile des Libanons und des Iraks. Die Fluggesellschaft Lufthansa fliegt seit Anfang Mai nicht mehr nach Israel und setzt auch alle Flüge von und nach Teheran bis auf Weiteres aus.
(Mit Material der dpa)