Alexander Gauland ist in einem Südtiroler Vier-Sterne-Hotel nicht mehr willkommen.Bild: imago images / dts Nachrichtenagentur
International
Alexander Gauland geriet in der Vergangenheit des Öfteren in die Schlagzeilen. Die Liste der Kontroversen um ihn ist lang: Er hatte etwa die NS-Zeit als "Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte" bezeichnet und forderte einen "Schlussstrich" unter Deutschlands Nazi-Vergangenheit. Deutschland habe das Recht, stolz auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen zu sein, sagte er.
Zudem gab es Ermittlungen wegen Volksverhetzung gegen ihn, nachdem er gefordert hatte, die damalige Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz "in Anatolien zu entsorgen".
In der norditalienischen Provinz Südtirol hat der AfD-Mitbegründer nun erneut für ein Politikum gesorgt: Ein Hotel in Brixen will Gauland nicht mehr als Gast. Sowohl die Eigentümerin als auch der Hoteliers- und Gastwirteverband Südtirol (HGV) sowie Spitzenpolitiker:innen der Provinz melden sich jetzt öffentlich zu Wort.
Südtirol: Gauland war jahrzehntelang Gast in dem Hotel
Gauland hatte sich dazu im Herbst in der umstrittenen Youtube- und Podcast-Show "Schuler! Fragen, was ist" geäußert und seine Enttäuschung zum Ausdruck gebracht. Demnach war er nicht nur in Restaurants in der Urlaubsregion unerwünscht, sondern auch in seinem "Lieblingshotel seit vielen Jahrzehnten in Südtirol".
Nur seine Familie dürfe noch dort nächtigen. "Ja, das tut weh, zumal ich in dem Hotel zwei Bücher geschrieben habe und meine Tochter dort schwimmen gelernt hat", sagte Gauland in der Show. Den Namen des Hotels nannte er nicht.
"Es sind meine persönlichen Gründe zum Wohl des Hauses."
Mehrheitseigentümerin Elisabeth Heiss
Hochgekocht ist die Debatte jetzt, weil der rechtspopulistische Landtagsabgeordnete Jürgen Wirth Anderlan den Satz am vergangenen Freitag auf Social Media publik machte und die Entscheidung kritisierte. Es handle sich um ein Brixner Hotel.
Hotel-Eigentümerin will Gauland nicht mehr als Gast
Die Mehrheitseigentümerin des Hotels Elephant in Brixen, Elisabeth Heiss, äußert sich nun auf Anfrage von "stol.it". Sie hatte demnach bereits im August mit Gauland das Gespräch gesucht und ihm nahegelegt, künftig "nicht mehr in den Elephanten zu kommen". Denn: So ein Gast bringe Unruhe ins Haus – bei anderen Gästen.
Dabei stellt sie klar, dass es keine Auseinandersetzungen zwischen Gästen und Gauland gegeben habe. Aber: "Es sind meine persönlichen Gründe zum Wohl des Hauses. Wir sind kein politisches Haus und die Gastlichkeit und das Wohlfühlen der Gäste stehen an erster Stelle." Der Minderheitseigentümer Hans Heiss springt ihr zur Seite: Seine Schwester Elisabeth sei eine "höfliche, zurückhaltende und konfliktfremde Persönlichkeit". Die Entscheidung sei "sehr wohlerwogen getroffen" worden.
Südtirol: HGV und Politiker äußern sich zur Gauland-Frage
Der Präsident des Hoteliers- und Gastwirteverband Südtirol (HGV), Manfred Pinzger, verweist im Gespräch mit "stol.it" auf die fehlende Regelkonformität. "Es steht mir fern, Frau Heiss Empfehlungen zu machen, aber ich würde es so nicht machen", sagte er.
Laut einem Staatsgesetz müssen demnach öffentliche Betriebe jeden Gast aufnehmen – unabhängig von Hautfarbe, politischer Ideologie oder anderen vergleichbaren Kriterien. "Ich denke, diese Aktion ist nicht konform. Und es ist nicht die feine englische Art. Noch dazu ist Gauland Stammgast gewesen. Das ist keine gute Botschaft, die da von Südtirol herausgeht." Zu einer möglichen Berufung auf das Hausrecht, sagt Pinzger, dass dieses von den Behörden festgelegt werden müsse.
Auch der Tourismus-Landesrat von Südtirol, Luis Walcher, äußerte sich: "Man darf einem Gast den Aufenthalt nicht verweigern – außer, wenn das Haus voll ist", sagte er zu "stol.it". Laut Gastgewerbeordnung müssen Hotels die Dienstleistung während der Öffnungszeit jedem Gast, der sich ordentlich verhält, erbringen. Die politische Anschauung dürfe ihm zufolge keine Rolle spielen, zumal der Tourismus immer internationaler werde. Man solle um jeden Gast froh sein.
Während der SVP-Fraktionssprecher Harald Stauder klarstellt, dass es ein Thema sei, das "zwischen dem Hotel und dem Gast diskutiert werden muss", kritisieren rechtspopulistische Akteure in der Provinz die Entscheidung des Hotels. So auch Freiheitlichen-Obmann Roland Stauder. Er betont, dass es jede:r Hotelbesitzer:in frei stehe, zu entscheiden, wen er in seinem Haus empfängt, doch "dieses Verhalten" sei "vollkommen unprofessionell".
Und die Südtiroler Grünen-Politikerin Brigitte Foppa sagt zu "stol.it": "Einen Gast wie Gauland möchte ich in meinem Haus auch nicht." Sie könne die Entscheidung gut nachvollziehen.
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