In Russland läuft die Militär-Propagandamaschine wie geschmiert. Dauerbeschallung über Fernsehen, Radio und Online-Medien, das Unterdrücken kritischer Stimmen, bringt die Bevölkerung auf Gleichschritt.
Der Bevölkerung Militarismus einzubläuen, ist kein ausschließlich russisches Phänomen, auch keines, das es nur in nicht-demokratischen Staaten gibt. Trotzdem ist die Kreml-Herangehensweise noch einmal etwas perfider als die anderer Regierungen, vor allem in Bezug auf Kinder, wie eine Recherche zeigt.
Demnach werden russische Schulkinder unter dem Deckmantel von Bildungsinitiativen in die Drohnenentwicklung und andere Militärprogramme gedrängt. Kinder werden durch scheinbar harmlose Videospiele, staatlich organisierte Wettbewerbe und dem Versprechen akademischer und beruflicher Aufstiegschancen quasi rekrutiert, berichtet das unabhängige russische Medium "Insider".
Orchestriert werde das vom russischen Verteidigungsministerium, gestützt von höchster Regierungsebene. Kern der Kampagne ist das Videospiel "Berloga". Das kam bereits 2022 auf den Markt und soll vom russischen Präsidenten Wladimir Putin abgenickt worden sein. Angedacht ist es für Gymnasiast:innen. Die besten Spieler:innen sollen bis zu 10 Bonuspunkte bei den russischen Staatsexamen ergattern können.
Herausragende Leistungen werden zudem mit Einladungen zu Wettbewerben belohnt. Dort sollen die Kinder Projekte erdenken, deren militärischen Zweck sie gezielt verschleiern müssen. "Als wir unser Projekt im Finale verteidigten, durften wir nicht sagen, dass es für den Krieg benötigt wird", sagte ein Schüler zum "Insider". "Ein Projekt muss immer einen doppelten Zweck erfüllen, besonders wenn man Schüler ist."
Zudem werden junge Menschen in die Drohnenproduktion eingebunden. So gibt es laut "Insider" staatliche Propagandavideos, die Jugendliche dabei zeigen, wie sie in einem Industriekomplex Geran-2-Drohnen zusammenbauen. Dabei handelt es sich um die russische Variante der Shahed-Kampfdrohnen.
Derzeit geht die Vermutung um, Russland wolle seine Drohnenkapazitäten massiv ausweiten. Das verlautbarte etwa Generalmajor Christian Freuding im Bundeswehr-Podcast "Nachgefragt". Hinsichtlich der Extra-Hände, die Russland in Schulen abgreift, wäre das nicht allzu weit hergeholt. Allerdings könnte es sich auch um einen demografischen Ausgleich handeln.