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Ukraine-Krieg: Soldaten desertieren in Frankreich – aus Angst

09.10.2024, Frankreich, --: Ukrainische Soldaten trainieren in einem Militärlager in Ostfrankreich, als der französische Präsident Macron zum ersten Mal mit einigen der fast 15.000 ukrainischen Soldat ...
Ukrainische Soldaten trainieren in einem Militärlager in Ostfrankreich.Bild: AP / Thibault Camus
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Ukraine-Soldaten desertieren: Kommandeur gesteht Fehler ein

07.01.2025, 12:35
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Einige kämpfen im Ukraine-Krieg aus Überzeugung. Doch immer weniger Soldaten melden sich freiwillig, um für ihr Land zu kämpfen. Die allermeisten machen es etwa wegen des Geldes oder weil sie schlicht dazu verpflichtet sind. Denn Männer im wehrfähigen Alter müssen sowohl in der Ukraine als auch in Russland für den Wehrdienst zur Verfügung stehen.

Zahlreiche Männer versuchen, sich dem zu entziehen. Wie nun bekannt wurde, sind Dutzende ukrainische Soldaten bei ihrer Ausbildung in Frankreich desertiert. Sie flohen, um sich vor dem Krieg zu drücken und möglicherweise ihr Leben zu retten.

Mykhailo Drapatyi, Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, räumte dies nach einer Recherche ein und sprach während einer Pressekonferenz am 6. Januar über Probleme der von Frankreich ausgebildeten 155. Mechanisierten Brigade "Anne von Kiew".

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Ukraine-Krieg: Untersuchung zeigt massive Probleme bei Ausbildung

Eigentlich sollte die 155. Brigade ein Vorzeigeprojekt werden. Eines, das mit Unterstützung westlicher Partner der Ukraine gegründet wurde und die Ausbildung neuer, mit schweren Waffen ausgestatteten, Militäreinheiten zum Ziel hatte.

Noch im Sommer hatte der französische Präsident Emmanuel Macron angekündigt, dass Frankreich die Ukraine mit Ausbildung und militärischer Ausrüstung unterstützen werde.

09.10.2024, Frankreich, ---: Der französische Verteidigungsminister Sebastien Lecornu (Mitte r) und sein ukrainischer Amtskollege Rustem Umjerow (M), besuchen ein Militärlager in Ostfrankreich, in dem ...
Die französischen und ukrainischen Verteidigungsminister Sebastien Lecornu (m.) und Rustem Umjerow (3.v.l.)Bild: AP / Thibault Camus

Die Brigade sollte aus etwa 5800 Soldaten bestehen. Etwas weniger als 2000 von ihnen wurden tatsächlich in Frankreich ausgebildet. Zwar ist laut "Kyivindependent" Frankreich seinen Versprechungen nachgekommen, doch zeigte eine Untersuchung unter Leitung von Jurij Butusow, Chefredakteur des ukrainischen Medienunternehmens "Censor.net", massive Probleme auf.

Demnach hat schlechte Organisation angeblich dazu geführt, dass insgesamt 1700 Soldaten der Einheit unerlaubt entkommen seien, bevor diese überhaupt einen Schuss abfeuern konnten.

Soldaten schmissen während Ausbildung oder kurz danach hin

Von den 1924 nach Frankreich entsandten Soldaten hatten den Untersuchungen von "Censor.net" zufolge nur 51 mehr als ein Jahr Militärdienst geleistet, während 1414 weniger als zwei Monate gedient hatten.

Dem Journalisten zufolge mangelte es an Kampfbereitschaft innerhalb der Brigade. Dies lag den Recherchen zufolge vor allem an fehlender wichtiger Ausrüstung wie Drohnen und elektronischer Kriegsführung. Dazu kommt, dass Desertation in Frankreich nicht unter Strafe steht. Verhaftungen drohen den Soldaten also laut "Kyivindependent" nicht.

Dass es durchaus Herausforderungen gibt, räumte Drapatyi nun ein. "Es gibt Probleme, und es gab Probleme bei der Personalausstattung, der Ausbildung und teilweise auch beim Führungspersonal", sagte der Kommandeur.

"Das ist natürlich eine negative Lektion, eine negative Erfahrung, aber sie sollte in eine Art vorbeugende Maßnahme umgewandelt werden", sagte Drapatyi über die Desertationen.

Kommandeur analysiert Gründe für Desertationen der Soldaten

Er sagte auch, dass Desertationen oft auf mangelnde Kampferfahrung und Angst zurückzuführen sei: "Es gibt viele Erscheinungsformen des unerlaubten Verlassens von Militäreinheiten, aber dafür gibt es auch Gründe", sagte er. "Da ist die Angst vor dem Personal [...] und manchmal der Mangel an praktischer Erfahrung in Kampfhandlungen."

Drapatyi zeigt sich trotz der negativen Schlagzeilen optimistisch: Die Brigade entwickele sich, kämpfe und füge dem Feind Verluste zu. "Das alles wurde bewusst analysiert und daraus wurden bestimmte Schlussfolgerungen gezogen." In Zukunft wolle man ähnliche Probleme vermeiden.

Der Bodentruppen-Kommandeur hatte bereits am 12. Dezember Pläne für grundlegende Reformen der Truppengattung vorgestellt. Zu den vorgeschlagenen Änderungen gehören ein überarbeitetes Rekrutierungssystem mit "Nulltoleranz gegenüber Korruption", eine verbesserte, auf die Bedürfnisse der Front zugeschnittene militärische Ausbildung und die Integration von Hochtechnologie in die Ausbildungs- und Einsatzprozesse.

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