Im Jahr 1913 hat Anna Albrecht in Essen-Schonnebeck ein kleines Lebensmittelgeschäft gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen ihre Söhne Karl und Theo das Geschäft und bauten es konsequent zu einer Kette aus. Ihr Erfolgsrezept: kleines Sortiment, günstige Preise, Selbstbedienung und Verzicht auf teure Werbung. Heute ist Aldi der größte Discounter der Welt.
1961 allerdings zerstritten sich die Brüder. Im selben Jahr, in dem die Berliner Mauer die deutsche Teilung endgültig besiegelte, wurde die Bundesrepublik auch vertikal gegliedert: in Aldi Nord und Aldi Süd. Über den Grund für den Streit gab es verschiedene Theorien, von unterschiedlichen Auffassungen über den Verkauf von Zigaretten bis hin zu diametralen Unternehmensführungen. Der Journalist Tilo Jung sieht darin eine Parallele zu Wladimir Putin und Donald Trump.
Bei der ARD-Talksendung "Maischberger" sagte Jung über die zuletzt stattgefundenen Telefonate zwischen Putin und Trump zur Zukunft der Ukraine: "Da treffen sich zwei Faschisten. Und zwei Imperialisten."
Wenn man das alles unter dem Kampf zwischen Faschismus und Demokratie auf der Welt begreife, dann mache das total Sinn. "Die regeln gerade die Welt unter sich auf", sagte Jung. "Das ist so wie damals die Aldi-Brüder, die sich zwar zerstritten haben und unterschiedliche Interessen hatten, aber es am Ende geschafft haben, Deutschland in Aldi Süd und Aldi Nord aufzuteilen."
Im Grunde sei das dasselbe. In jedem Fall "eine große Niederlage für Europa und die europäischen Demokratien und damit für die Ukraine".
Die Herausgeberin von Media Pioneer, Dagmar Rosenfeld, widersprach in der ARD energisch: "Ich würde davor warnen, das beides über einen Kamm zu scheren."
Darauf sagte Jung, man müsse "schon blind sein, um diese Parallele nicht zu sehen", und verwies auf das "Project 2025", dem Plan der Heritage Foundation, einer Trump vorgelagerten Denkfabrik, die darin die antidemokratische Umgestaltung der USA vorgezeichnet hat. Bereits jetzt ist zu sehen, wie Donald Trump die US-amerikanischen Institutionen angreift.
Rosenfeld betonte: "Ich glaube, Donald Trump ist ein Geschäftsmann und jemand, der die westlichen Werte und die Demokratie nicht schätzt. Aber ein Faschist – der Weg ist weit."
Tatsächlich ist Trump schon häufiger als Faschist bezeichnet worden. Zurecht, wie der Historiker Thomas Zimmermann im Podcast "Lage der Nation" erklärte. Trump beschwöre den Untergang der USA, spreche von "gefährlichen Fremden" und "linken, globalistischen Eliten", sehe sich selbst als auserwählte Führerfigur und wolle gegen politische Gegner:innen vorgehen.
Zimmermann sagt: "Trump ist natürlich nicht genauso wie Hitler und Mussolini. Trumpismus ist eine spezifisch amerikanische, dem 21. Jahrhunderts entsprungene Form des Faschismus."