Mitten in der Produktionsphase für das Weihnachtsgeschäft hat Donald Trump die Daumenschrauben angezogen: 145 Prozent Importzoll auf viele chinesische Produkte – auch auf Spielzeug und Weihnachtsdeko. Diese Branche ist fast vollständig auf China angewiesen. Etwa 80 Prozent der Spielwaren und 90 Prozent der Weihnachtsartikel stammen von dort, wie die "New York Times" berichtet.
Nun drohen Spielzeugknappheit, leere Regale – und für manche Unternehmen die Insolvenz. Laut einer Umfrage der Toy Association haben bereits über 60 Prozent der kleineren Hersteller ihre Bestellungen storniert. Die Hälfte rechnet damit, in den nächsten Monaten pleitezugehen, wenn die Zölle nicht zurückgenommen werden.
Wie Nick Mowbray, Mitgründer des bekannten Spielzeugherstellers Zuru, gegenüber der "New York Times" sagte, rechnet er mit einem Preisanstieg um 50 bis 100 Prozent – vor allem bei Produkten wie Plastikpistolen, Wasserbomben-Zubehör, Seifenblasenpistolen oder Puppen. "Das wird für viele Familien einfach unerschwinglich", sagte Mowbray.
Die Auswirkungen der Strafzölle sind für Puppenhersteller besonders bitter. Isaac Larian, Chef des Unternehmens MGA Entertainment aus Los Angeles – bekannt für seine Modepuppen und als Lieferant für Walmart und Target – brachte es kürzlich im "Economist" auf den Punkt: "Es gibt keine einzige Fabrik in den USA, die Haare für Puppen herstellen kann. Was soll ich denn machen? Glatzköpfige Puppen verkaufen?"
Laut dem Bericht hat MGA bereits begonnen, große Teile seiner Produktion nach Indien, Vietnam und Indonesien zu verlagern. Bislang kamen über 60 Prozent der MGA-Produkte aus China. Doch ob das reicht, um den wirtschaftlichen Druck abzufedern, ist unklar. "Es gibt so viel Ungewissheit", klagte Larian bereits vor Wochen.
Eigentlich läuft die Spielzeugproduktion für Weihnachten bereits im Frühjahr auf Hochtouren – denn zwischen Produktion, Verpackung, Verschiffung und Auslieferung vergehen vier bis fünf Monate. Doch aktuell herrscht Stillstand. Viele Unternehmen haben ihre Weihnachtsbestellungen komplett gestoppt. Die Hoffnung: Trump zieht die Zölle doch noch zurück.
Kara Dyer, Gründerin des Unternehmens Storytime Toys, berichtet laut der Zeitung, sie habe bereits einen kleinen Auftrag über 30.000 Dollar losgeschickt – vor der Zollerhöhung. Doch nun müsse sie mit 45.000 Dollar Strafzoll rechnen. Ein Großauftrag ist für sie derzeit undenkbar. "Wenn die Zölle bleiben, lege ich mein Geschäft auf Eis", sagt sie. Ihre Spielzeuge – darunter auch interaktive Puppensets mit Geschichten – machen zwei Drittel ihres Jahresumsatzes im Weihnachtsgeschäft aus.
Nicht nur Hersteller, auch Händler geraten unter Druck. Jennifer Bergman, Besitzerin des traditionsreichen Ladens West Side Kids in New York, ist in Sorge, dass sie zu Weihnachten kaum noch Puppen liefern kann. Das Sortiment schrumpft, während die Einkaufspreise steigen. Schon jetzt beobachtet sie Preissteigerungen von 10 bis 20 Prozent – viele Artikel könnten sich bis zum Fest verdoppeln oder verdreifachen. "Die Leute werden Schlange stehen für Produkte, die doppelt so viel kosten als im letzten Jahr", sagt Bergman der "New York Times".
Ihre größte Sorge: Dass sie zu Weihnachten gar keine Ware mehr hat. Ein Teil ihrer Bestellungen – etwa eine große Lieferung Tretroller für Kinder – wurde vom Importeur nach Kanada umgeleitet, um dem US-Zoll zu entgehen. Sie selbst zieht eine Insolvenzberatung in Betracht.
Neben Spielzeug trifft es auch Weihnachtsbäume, Dekorationen und Lichterketten. Larry Gold, Betreiber von Aldik Home in Los Angeles, hatte ursprünglich sieben Container mit künstlichen Tannenbäumen bestellt – Warenwert: 600.000 Dollar.
Doch mit den neuen Zöllen würde er fast eine Million Dollar allein an Importgebühren zahlen müssen. "Ich glaube nicht, dass irgendjemand bereit ist, eine Tanne für über 2000 Dollar zu kaufen", sagt er. Er rechne fest damit, dass niemand in der Branche diese Preise stemmen kann.
Branchenvertreter wie Greg Ahearn, Präsident des Spielzeugverbands, setzen nun alles auf politische Gespräche. Er war vergangene Woche in Washington, um für einen 24-monatigen Aufschub der Zölle zu werben. Denn selbst wenn sich eine Lösung anbahnt – die Logistik wird zum Engpass. Schon jetzt steigen die Versandkosten, ähnlich wie während der Corona-Pandemie, als es zu massiven Engpässen bei Containern kam.
Klar ist: Die Lage bleibt angespannt. Für Kinder in den USA bedeutet es, dass Lieblingsspielzeuge rar und teuer werden könnten. Für Läden und Hersteller bedeutet es: Die wirtschaftlich wichtigste Zeit des Jahres steht auf der Kippe – und mit ihr Existenzen, Jobs und eine ganze Branche.