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Ukraine-Krieg: Ex-Top-Politiker mit deutlicher Russland-Ansage – "Habt verkackt"

RUSSIA, MOSCOW - FEBRUARY 28, 2023: Russia s President Vladimir Putin takes part in a meeting of the Russian Federal Security Service FSB Board. Gavriil Grigorov/Russian Presidential Press and Informa ...
Wladimir Putin hat durch Angriffskrieg gegen die Ukraine sein Land ins Abseits gespielt. Nun folgt harsche Kritik eines ehemaligen russischen Politikers. Bild: IMAGO/ITAR-TASS / Gavriil Grigorov
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Ukraine-Krieg: Russischer Ex-Top-Politiker mit Ansage – "Ihr habt alles verkackt"

13.03.2023, 14:4613.03.2023, 14:55
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Seit über einem Jahr wütet der gewaltsame Krieg in der Ukraine. Tote, Vermisste, Geflüchtete und Traumatisierte – wofür? Das fragt sich nun ein russischer Politiker und veröffentlicht ein Statement über Russland.

"Russland, Russland ... Was habt ihr euch angetan?", schreibt Alfred Koch auf seinem Telegram-Kanal. Er diente als stellvertretender Ministerpräsident unter Präsident Boris Jelzin. In den 1990er Jahren war Jelzin das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt in der Geschichte Russlands.

26.02.2023, Ukraine, Bachmut: Ein ukrainischer Militärsanitäter behandelt einen verwundeten Kameraden in einem Feldlazarett in der Nähe von Bachmut. Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ein ukrainischer Militärsanitäter behandelt einen verwundeten Kameraden in der Nähe von Bachmut.Bild: AP / Evgeniy Maloletka

Koch zeigt sich sichtlich besorgt, was aus dem Russland, das er kannte, geworden sei. "Wie werdet ihr, meine ehemaligen Mitbürger, die Last all eurer Verbrechen tragen, wenn die Tragweite des Bösen, das ihr begangen habt, euch endlich bewusst wird", schreibt er.

Den Text teilt Dimitri Nabokoff auf seinem Twitter-Account. Er selbst gilt als Russland-Beobachter und spricht über die wichtigsten politischen Ereignisse in Russland in seinem Podcast "Russland Watcher". Zu den Aussagen Kochs schreibt er: "Ein starker Text."

Der Ökonom Koch war 2001 ebenfalls Chef der regierungsnahen Medienholding Gazprom-Media. In den vergangenen zehn Jahren hat er zunehmend die russische Außenpolitik kritisiert.

Alfred Koch klagt den Krieg des Putin-Regimes an

Der mittlerweile in Deutschland lebende Koch klagt vor allem die "Sinnlosigkeit" des Krieges in der Ukraine an. Er sagt:

"Ein Jahr und fünfzehn Tage des Krieges sind vergangen. In den letzten vierundzwanzig Stunden ist an der Front nichts Neues passiert. Nichts. Außer, dass die russischen Invasoren in ein fremdes Land gekommen waren und nun sich an etwas klammern, das ihnen nicht gehört."

Es gebe kein Verbrechen, das sie nicht schon begangen haben. Mit "sie" meint er wohl die russische Regierung unter Wladimir Putin. "Sie haben viel Geld ausgegeben und Hunderttausende ihrer eigenen Leute und anderer Leute getötet", schreibt er. Ihm zufolge haben sie die Zukunft ihres Landes und den Ruf ihres Volkes zerstört. Und was haben sie im Gegenzug erreicht, fragt er? Nichts. Nichts als den Hass und die Verachtung der Menschheit.

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Russland stehe eine jahrzehntelange Isolation bevor

Die territorialen Gewinne Russlands seien "lächerlich". Koch zufolge gewinnen die Russen nichts als Ruinen, Haufen von kaputtem Kriegsgerät und endlose Minenfelder, deren Räumung Jahrzehnte dauern wird. Noch schlimmer allerdings werde etwas anderes die Russen treffen: jahrzehntelange Isolation und Verachtung.

"Das Leben einer ganzen Generation von Russen wurde die Toilette hinuntergespült und wird sich nun in erbärmliches Überleben und ohnmächtigen Neid auf den Rest der Menschheit verwandeln", schreibt Koch laut Nabokoff in seinem Statement.

Koch meint, dass die russische Regierung selbst nicht mehr an einen Sieg glaube. Man suche nun fieberhaft nach Möglichkeiten, den Status quo zu erhalten. Er sagt:

"Sie müssen sich zumindest mit einem Unentschieden trösten. Ihre Psyche kann eine Niederlage nicht verkraften. Aber sie werden den bitteren Kelch der Niederlage bis zum Ende trinken müssen. Und sie werden Konsequenzen aus dem ziehen müssen, was sie getan haben und wo sie gelandet sind."

Für Koch steht fest: "Ihr habt alles verkackt." Die Russen haben den Respekt der Welt verspielt – ihr Leben, das Leben ihrer Kinder, die Zukunft Russlands. "All den Reichtum, den Gott euch gegeben hat, habt ihr für Mord und Zerstörung ausgegeben", meint der ehemalige russische Politiker. Die Russen hätten ihr Leben "schöner, gehaltvoller, interessanter" gestalten können – doch alles sei den Gedanken der Rache und der Expansion gewidmet. Dabei macht Koch eine klare Ansage, die wohl Putin ganz und gar nicht gefallen sollte.

Russland habe nicht das Potenzial für ein Machtzentrum

Russland sei zu klein, um eine eigenständige Rolle zu spielen. Laut Koch kann das Land kein Machtzentrum sein. Dazu sei es nur mittelmäßig entwickelt, mit schlechter Infrastruktur und einer archaischen Wirtschaft. Koch zufolge sind die Russen größtenteils schlecht gebildet und, von wenigen Ausnahmen abgesehen, schlecht qualifiziert.

Russian President Vladimir Putin attends a ceremony to award outstanding Russian women who represent various professions, at the Kremlin, in Moscow, Russia, Wednesday, March 8, 2023. International Wom ...
Wladimir Putin hegt große Pläne für Russland, die laut Koch unerreichbar sind.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Ilya Pitalev

Die Russen müssen diese traurige Entdeckung erst noch machen, meint Koch. Auch sei das Land durch die Abwendung vom Westen in den "Fängen Chinas" gefangen. Was das bedeutet, müsse Russland offenbar erst noch zu fühlen bekommen. Trotz all der Kritik hege Koch dennoch Liebe für Russland. Er sagt:

"Die fünfundvierzig Jahre, die ich in Russland verbracht habe, haben mich als Person sicherlich in hohem Maße geprägt. In diesen Jahren gab es viele gute Dinge. Wahrscheinlich sogar mehr als schlechte. Und um euch dafür zu danken, möchte ich euch Russen sagen, dass ich euch immer noch liebe. Und ich habe Mitleid mit euch."

Doch seine Stimme wird in Russland laut Nabokoff nur wenig Gehör finden. Unter seinem Tweet schreibt er, dass Koch keine Reichweite in der breiten Bevölkerung Russlands habe. Zudem habe er auch keinerlei politischen Einfluss mehr. "Es wird in drei Tagen wieder vergessen sein", meint er.

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