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Russland: Putin hat Angst vor der Bevölkerung – und Kursk befeuert sie

Russian President Vladimir Putin gestures during his meeting with Murmansk region Governor Andrei Chibis at the Kremlin in Moscow, Russia, on Tuesday, Aug. 6, 2024. (Gavriil Grigirov, Sputnik, Kremlin ...
Das Bild vom starken, übermächtigen Russland, das Putin zu zeichnen versucht, bröckelt.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Gavriil Grigorov
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Russland: Mit dem Kursk-Angriff wird Putins größte Angst befeuert

13.08.2024, 17:10
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Mit dem Einmarsch der ukrainischen Truppen in die russische Grenzregion Kursk hatte zu diesem Zeitpunkt des Krieges kaum jemand gerechnet. Seit vergangenem Dienstag befinden sich Kämpfer der Ukraine auf russischem Territorium.

Und bisher konnte der russische Machthaber Wladimir Putin diese auch noch nicht wieder verdrängen. In Gegenteil: Der Ukraine sind seitdem weitere Geländegewinne in der Region gelungen, nach eigenen Angaben insgesamt bereits rund 1000 Quadratkilometer.

Zwar erzielen auch die russischen Truppen Gebietsgewinne in der Ukraine, doch der Krieg auf eigenem Territorium bringt Putin massiv in Bedrängnis, wie Rüdiger von Fritsch erklärt.

Der Experte war von 2014 bis 2019 deutscher Botschafter in Russland und arbeitet nun als Buchautor und Partner des geostrategischen Beratungsunternehmens Berlin Global Advisors. Er erklärt, warum der russische Machthaber eine tiefe Angst vor der eigenen Bevölkerung in sich trägt und die Kursk-Offensive diese weiter befeuert.

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Kursk: Plötzlich ist der Krieg im eigenen Land. Zahlreiche Russ:innen mussten evakuiert werden. Bild: Russian Emergency Ministry Press Service

Auch dank Kursk: Das Bild des übermächtigen Russland bröckelt

Putin führt immer noch Krieg in der Ukraine. Die Invasion, die als schnelle Operation von wenigen Tagen geplant war, läuft nun schon seit zweieinhalb Jahren. Kiew hat sich bis aufs Blut verteidigt. Das Bild vom starken, übermächtigen Russland, das Putin versucht zu zeichnen, bröckelt. Seit der Kursk-Offensive der Ukraine auf russisches Territorium umso mehr.

Rüdiger von Fritsch stellt hierzu im Gespräch mit dem "Deutschlandfunk" (DLF) zur aktuellen Position Putins klar: "Er hat keine seiner Kriegsziele bisher erreicht, er kämpft auch um seine Macht zu Hause und da ist der angreifbar. Das ist genau der Punkt, an dem Ukraine jetzt ansetzt."

Prigoschin und Kursk zeigen: Putin ist angreifbar

Ihm zufolge sollte man die russische Armee dennoch nicht unterschätzen. Schließlich verwende Putin alle Kräfte seines Landes, um den Krieg zu führen und für sich zu gewinnen. Ein Großteil des Staatshaushalts, etwa 70 Prozent, wird laut des Experten direkt oder indirekt für die Kriegsführung verwendet.

Zum ersten Mal in der Geschichte Russlands seien die Ausgaben für die Aggression höher als die für Soziales. "Er wird alles tun, diesen Krieg militärisch zu seinen Gunsten zu wenden. Aber gleichzeitig muss er zu Hause darauf achten, die Zustimmung der Bevölkerung zu erhalten", sagt der Experte dazu.

Schließlich habe Putin seinem Land, trotz des Krieges, Versorgung und Sicherheit versprochen. Nun zeigt sich, dass Russland angreifbar ist. Und das nicht zum ersten Mal, wie Rüdiger von Fritsch hervorhebt. Dabei erinnert er etwa an 2023, als Jewgeni Prigoschin und seine Wagner-Söldner ein militärisches Hauptquartier einnahmen und in Richtung Moskau marschierten. Der "Marsch für Gerechtigkeit" verlief zwar ohne Erfolg, aber mit Signalwirkung.

09.06.2024, Russland, Moskau: An einer impovisierten Gedenkst�tte in Kremln�he erinnern Fotos an die Gr�nder der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin (l) und Dmitri Utkin, die nach offizi ...
Prigoschin kam am 23. August 2023 bei einem mysteriösen Flugzeugunglück in Russland ums Leben. Bild: dpa / Ulf Mauder

Denn beide Ereignisse, sowohl Prigoschins Putsch-Versuch, als auch der Ukraine-Vorstoß zeigen: Putin ist nicht immer in der Lage, die nötigen Kräfte zu mobilisieren, um Russland zu schützen.

Russland: Putin wird weiter auf massive Propaganda setzen

Klar ist: Putin kann die aktuellen Ereignisse in Kursk nicht verstecken. Nach Meinung des Experten wird er den ukrainischen Vorstoß für die Kriegspropaganda nutzen. Darüber sagt der Experte im "Deutschlandfunk":

"Er räumt ein, dass ukrainische Truppen erfolgreich vorgestoßen sind und dies sorgt natürlich für Verunsicherung. Es wird von der Kriegspropaganda ausgenutzt werden, um zu behaupten. 'Wir sagen ja schon seit zweieinhalb Jahren: Wir verteidigen uns.'"

Diese große Lüge werde weiter verbreitet werden, sorge aber in Anbetracht der Lebensrealität vor Ort für Irritation und Verunsicherung. Auf Dauer werde die Bevölkerung zunehmend hinterfragen, wie sicher sie wirklich ist. Wo die Söhne, Brüder und Ehemänner sind. Wieso die Versorgung zunehmend schwierig ist. "Wir müssen sehen, dass Russland wirtschaftlich in Schwierigkeiten ist", betont der Experte.

Russland: Putin hat Angst vor der eigenen Bevölkerung

Es könne zu einem Kipppunkt in der Stimmung der Bevölkerung kommen, die Wladimir Putin fürchte. "Dass er Angst vor dem eigenen Volk hat, sehen wir in der ungeheuren Repression, die gegen jeden, der auch nur den kleinen Finger hebt, durchgesetzt wird."

In this image made from video provided by Russian Emergency Situations Ministry press service, people board a bus during evacuation from a fighting between Russian and Ukrainian forces in Belovsky dis ...
Zahlreiche Menschen in Russland waren von der Evakuierung in der Region Kursk betroffen. Bild: Russian Emergency Ministry Press Service

Der Experte hebt hervor, dass dies auch die Achillesferse Putins sei. Die Ukraine habe dies verstanden. Auch die Nato und Deutschland sollten seiner Meinung nach genau hier ansetzen. Dazu gehört, Russland keine Zugeständnisse aus Angst vor einer Eskalation zu machen. Dies vermittle dem russischen Präsidenten, dass die Logik der Angst und Macht funktioniere und er so seine Ziele erreichen könne.

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Ein positives Ende des Krieges sieht der Experte nur in der Möglichkeit, dass Putin einerseits erkenne, den Krieg nicht mehr gewinnen zu können und andererseits in Russland in Schwierigkeiten zu geraten. "An den Punkt muss er geführt werden", ist der ehemalige Botschafter überzeugt.

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