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Hiroshima gedenkt der Opfer des Atombombenabwurfs vor 80 Jahren

Doves fly over the cenotaph dedicated to the victims of the atomic bombing at the Hiroshima Peace Memorial Park during a ceremony to mark the 80th anniversary of the bombing in Hiroshima, western Japa ...
In Japan wird dem Atombombenabwurf in Hiroshima vor 80 Jahren gedacht.Bild: Kyodo News
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Hiroshima gedenkt der Opfer des Atombombenabwurfs vor 80 Jahren

In Japan wurde der Opfer des Atombombenabwurfs vor 80 Jahren gedacht. Das Land verändert gleichzeitig derzeit seine Positionen zum Thema Krieg und Militarisierung.
06.08.2025, 11:1706.08.2025, 11:28
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Zehntausende Menschen haben in der japanischen Stadt Hiroshima der Opfer des Atombombenabwurfs vor 80 Jahren gedacht. Um 8.15 Uhr (Ortszeit) – dem Zeitpunkt, als der US-Bomber Enola Gay am 6. August 1945 die erste im Krieg eingesetzte Atombombe mit dem Namen "Little Boy" über Hiroshima abgeworfen hatte – legten die rund 55.000 Teilnehmer der Gedenkzeremonie in Hiroshima eine Schweigeminute ein.

Hunderte in Schwarz gekleidete Regierungsvertreter, Studenten und Überlebende legten Blumen am Friedensdenkmal nieder. Die nahegelegene Atombombenkuppel, eine nach dem Angriff verbliebene Ruine, erinnert an den verheerenden Atombombeneinsatz.

Zehntausende Bewohner Hiroshimas waren damals sofort getötet worden, insgesamt starben bis Ende 1945 schätzungsweise 140.000 Menschen. Drei Tage nach dem Abwurf über Hiroshima warfen die USA noch eine zweite Atombombe über der Stadt Nagasaki ab. Kurz danach kapitulierte das japanische Kaiserreich.

Angesichts weltweiter Sorgen vor dem steigenden Risiko eines Atomkrieges forderte Bürgermeister Kazumi Matsui bei der Veranstaltung in einer Friedenserklärung die junge Generation auf, den Kampf gegen Nuklearwaffen fortzusetzen:

"Unsere Jugend, die Führungskräfte kommender Generationen, muss erkennen, dass fehlgeleitete Entscheidungen in Fragen der Militärausgaben, der nationalen Sicherheit und der Atomwaffen völlig unmenschliche Folgen haben können."

Guterres: Risiko eines Atomkonflikts wächst wieder

Bis heute sind es die einzigen Einsätze von Atomwaffen in einem Krieg. UN-Generalsekretär António Guterres warnte in einer Botschaft, dass das Risiko eines Atomkonflikts wieder wachse. Die gleichen Waffen, die Hiroshima und Nagasaki verwüsteten, würden inzwischen erneut als Druckmittel betrachtet.

Vergangenes Jahr wurde die japanische Organisation Nihon Hidankyo von Überlebenden der Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Die Graswurzelbewegung erhielt den wichtigsten Friedenspreis für ihre Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt.

Doch den noch verbliebenen Überlebenden, den "Hibakusha", fällt es zunehmend schwerer, die Erinnerungen wachzuhalten. Die Wirkung ihrer Augenzeugenberichte und Appelle gegen Atomwaffen verblasst. Auch in Japan.

Experten wie M.G. Sheftall, Professor für moderne japanische Kulturgeschichte an der japanischen Universität Shizuoka, stellen einen schleichenden Niedergang des seit Jahrzehnten tief in Japans Gesellschaft verankerten Pazifismus fest, der auf der Erfahrung von Hiroshima und Nagasaki beruht.

Japan rüstet militärisch auf

Ministerpräsident Shigeru Ishiba bekräftigte zwar am 80. Jahrestag des Atombombenabwurfs über Hiroshima, dass die Regierung an den drei Prinzipien weiterhin festhalte, wonach Japan weder Atomwaffen produziert noch besitzt oder auf eigenem Boden erlaubt.

Zugleich aber rüstet Japan angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, des Machtstrebens Chinas und der Bedrohung durch Nordkorea militärisch massiv auf. Inzwischen gibt es in Japan – dem einzigen Land, auf das Atombomben abgeworfen wurden – sogar Stimmen, die offen eine atomare Bewaffnung des eigenen Landes fordern.

Sheftall, der die Erlebnisse der letzten Augenzeugen der Atombombenabwürfe in zwei Büchern in erschütternden Einzelheiten schildert, beklagt eine Aushöhlung der Friedenserziehungsprogramme in Japan, die jahrzehntelang die Schrecken des Krieges – insbesondere die von Hiroshima und Nagasaki – vermittelten, durch konservative Politiker und Bildungsbürokraten.

Als Folge wüssten japanische Jugendliche heutzutage so gut wie nichts über den Krieg. "Abgesehen von dem, was sie aus sensationsheischenden Manga-Comics, rührseligen TV-Dramen und Filmen oder reißerischen Internetinhalten aufschnappen können", erklärte der Experte vor ausländischen Journalisten.

(dpa und afp)

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