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Bei Italien-Urlaub: Israelische Soldaten erholen sich von Gaza-Einsatz

Mit Palästina-Flaggen reagierten einige Menschen auf die Ankunft der israelischen Urlauber in Italien.
Mit Palästina-Flaggen reagierten einige Menschen auf die Ankunft der israelischen Urlauber in Italien.Bild: Facebook / Lungoni per la Palestina
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Umstrittener Urlaub in Italien: Israelische Soldaten erholen sich von Gaza-Einsatz

Israelische Männer in Luxus-Resorts in Italien sorgen für Aufsehen. Offiziell sollen sie Angestellte eines israelischen Telekommunikationskonzerns sein. Doch Demonstrierende sprechen von getarnten Soldaten auf "Kriegsurlaub".
09.09.2025, 11:5009.09.2025, 11:52
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Die Proteste gegen Israels brutales Vorgehen im Gazastreifen nehmen weltweit zu. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch werfen der israelischen Regierung schwere Verstöße gegen das Völkerrecht vor. Die Vorwürfe reichen vom Einsatz von Hunger als Waffe über bewusste Tötungen von Zivilist:innen bis hin zu Genozid. Weltweit gehen deshalb Menschen auf die Straße.

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Palästinenser suchen während eines israelischen Luftangriffs auf ein Hochhaus im Gaza Schutz.Bild: AP / Yousef Al Zanoun

In Italien protestieren Einwohner:innen aktuell wegen hunderter Männern aus Israel, die sich dort offenbar im Urlaub befinden. Offiziell sollen die israelischen Gäste auf Sardinien und der Riviera del Conero Mitarbeiter eines Telekommunikationsunternehmens sein. Doch vieles deutet darauf hin, dass es sich um Soldaten handeln könnte, die nach Einsätzen in Gaza und im Westjordanland "Kriegsurlaub" machen. Die Urlauber werden zum Politikum.

Italien-Urlaub als Erholung von Gaza? Proteste gegen Israelis

Die Stimmung vor Ort ist italienischen Medienberichten zufolge angespannt: Demonstrant:innen empfangen die Gäste aus Israel mit Transparenten und Sprechchören als Protest. Denn obwohl offenbar vieles dafür getan wurde, die Identität der Männer verschleiert zu lassen, rissen die Berichte nicht ab. Mehreren übereinstimmenden Quellen zufolge soll es sich bei den Männern um "getarnte" israelische Soldaten der IDF handeln.

Die Folge: Bereits bei der Landung der ersten jungen israelischen Männer am Flughafen von Olbia am 31. August wurden sie mit lauten Rufen empfangen: "Killers not welcome", skandierten Aktivist:innen etwa. Auf Social Media bezeichnen Protestgruppen die Reisen als "Völkermordtourismus".

Nach Recherchen von "Il Fatto Quotidiano" sind die Israelis etwa im Mangia’s Resort Curio Collection by Hilton in Santa Teresa di Gallura untergebracht. Dort kostet ein Aufenthalt bis zu 500 Euro pro Nacht.

Die italienische Polizei spricht offiziell von Angestellten des israelischen Telekommunikationsunternehmens Cellcom Israel. Doch die massive Präsenz der Spezialeinheit Digos, die die Männer schützt, nähren weitere Zweifel.

Laut internen Chats, die der Zeitung vorliegen, wies die Hotelleitung ihre Mitarbeitenden an, gegenüber Journalist:innen zu bestreiten, dass es sich um Soldaten handle. Eine Quelle aus dem Hotel bestätigte jedoch: "Es handelt sich leider um israelische Soldaten."

Italien: Hotel-Insider sprechen von seltsamem Verhalten der Soldaten

Auffällig sei etwa, dass alle Gäste Männer zwischen 20 und 30 Jahren seien – mit kurzem Haarschnitt, militärischem Habitus und einem Auftreten in geschlossenen Gruppen. "Sie zeigen deutliche Anzeichen von Stress. Sie sind keine Touristen wie viele andere", ließ die Quelle verlauten.

Die Soldaten bewegen sich demnach wie ein Team durch das Hotel, passen aufeinander auf und trinken jeden Abend weiter, nachdem die Bar geschlossen hatte. Einige hätten sich betrunken "laut und arrogant" verhalten, teils unangenehm. Andere seien zurückhaltender gewesen.

Während die Männer in der italienischen Region Marken sogar offiziell als IDF-Soldaten bezeichnet werden, bemühen sich die Behörden auf Sardinien um Zurückhaltung. Doch täglich warten vor dem Resort Demonstrant:innen mit Fahnen und Bannern.

Gegenüber Reporter:innen gab einer der Gäste, der sich mit dem Namen Reuven vorstellte, offen zu, Soldat zu sein. "Ihr in Europa sprecht von Völkermord, aber ihr versteht nicht, was der 7. Oktober für uns bedeutet hat", sagte er. Um nicht aufzufallen, trage keiner der Männer religiöse Symbole oder eine Kippa. In der Öffentlichkeit sprechen sie Englisch.

Laut den italienischen Medienberichten sollen solche Aufenthalte Teil eines Programms sein, um die Soldaten nach Kriegseinsätzen zu entlasten. Von 130.000 israelischen Soldaten litten 3770 unter posttraumatischem Stress, allein 2025 hätten sich 16 von ihnen das Leben genommen. In Italien sollen sie sich erholen können.

Doch jeden Morgen warten vor dem Resort in Santa Teresa di Gallura Demonstranten auf die jungen Männer, um gegen ihre Anwesenheit zu demonstrieren.

Im römischen Parlament gerät die Regierung zunehmend unter Druck. Die sardische Abgeordnete Francesca Ghirra hat eine Anfrage an die Verteidigungs- und Innenminister gestellt. Sie fordert Aufklärung: "Es wäre äußerst schwerwiegend, wenn die Regierung Vereinbarungen mit Benjamin Netanjahu getroffen hätte, seine Soldaten auf unserer Insel unterzubringen."

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