Seit den Terrorangriffen der Hamas auf Israel ist die Flut an Desinformation im Netz riesig. Direkt aus dem Gazastreifen können nur noch wenige unabhängige Journalist:innen berichten.Bild: AP / Abed Khaled
International
Wer nach Bildmaterial zum Nahostkrieg sucht, wird auf Social Media schnell fündig. Tagtäglich fluten neue Fotos und Videos die Plattformen – es herrscht eine regelrechte Informationsschlacht um die "Wahrheit", die jede Seite für sich beansprucht. Doch vor allem geht es auch darum, Stimmung zu machen.
Das wird etwa dem Influencer "Gaza-Joe" vorgeworfen. Ein junger Mann mit Zahnspange, kurzen schwarzen Haaren sowie Kinn-, Oberlippen- und Backenbart. Sein eigentlicher Name lautet Saleh Aljafarawi – doch im Internet nennen ihn einige "Gaza Joe" oder "Hamas-Schauspieler". Laut eigener Angabe ist er ein Künstler aus Gaza, der Video-Inhalte erstellt. Doch viele werfen dem 25-Jährigen vor, für die Terrorgruppe Hamas Propaganda zu betreiben.
Ein Profil von vielen: Saleh Aljafarawi hat mehrere Accounts auf Instagram.null / screenshot instagram
Mit seinen Accounts erreicht er mittlerweile etwa 2,5 Millionen Follower. Vor allem mit seinen Inhalten zum Nahostkrieg generiert er große Aufmerksamkeit. Dabei legt er sich ganz schön ins Zeug.
Aljafarawi soll angeblich für die Hamas Content kreieren
Mal zeigt er sich in seinen Videos mit einem Maschinengewehr in der Hand, mal mit einem scheinbar blutenden Baby im Arm. Mal zeigt er sich jubelnd, als Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert werden, mal weinend, als israelische Raketen auf Gaza zurückschlagen.
User:innen zweifeln immer wieder die Authentizität der Aufnahmen an. So soll etwa die zeitliche Abfolge nicht logisch sein, oder die "Requisiten" oder das "Schauspiel" ergebe keinen Sinn. Ein Video wirft nun besonders viele Fragen auf.
Krankenhaus-Szene sorgt für Verwirrung
In einem anderen Video liegt Aljafarawi offenbar in einem Krankenhausbett. User:innen sollen ihn erkannt haben. Allerdings sind laut ihnen keine äußerlichen Verletzungen sichtbar – weder Blut noch Staub. Man kennt die Bilder von den Opfern der israelischen Raketenangriffe. Der Mann im Bett wippt unruhig mit dem Kopf hin und her. Zwei Männer trösten ihn, halten seine Hände und streicheln sein Gesicht.
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User:innen heben hervor, dass er an das EKG angeschlossen und von Schläuchen umgeben sei, aber die dazu gehörigen Geräte im Hintergrund seien sichtlich ausgeschaltet. Einen Tag später soll es ihm aber anscheinend schon wieder besser gehen. In einem neuen Video rennt er die Straßen entlang und filmt die israelischen Luftangriffe.
Doch bei dem Mann im Krankenbett soll es sich gar nicht um Aljafarawi handeln, stellt "Alt News", eine indische Non-Profit-Faktencheck-Website, klar.
Die Person in dem Krankenbett soll demnach Mohammed Saeed Zandek sein, der im Juli bei einem israelischen Angriff auf ein Flüchtlingslager im Westjordanland ein Bein verlor, schreibt "Alt News". Demnach sei das mittlerweile virale Video am 19. August 2023 geteilt worden.
Die Informationsschlacht ist in vollem Gange.
Der US-amerikanischer Internetkonzern Meta soll nun auch auf Aljafarawi aufmerksam geworden sein und angeblich seinen Instagram Account gesperrt haben. Mittlerweile nutzt Aljafarawi drei Profile auf der Plattform. Unter einem Foto von sich selbst schreibt er: "Selbst wenn sie tausend Accounts löschen, werde ich immer noch Accounts machen und posten".
Damit bleibt die Besorgnis von User:innen bestehen, dass er weiterhin eine mutmaßliche Rolle bei der Verbreitung von Fehlinformationen und verzerrten Darstellungen spielen wird. Auf Anfrage von "Focus" habe er sich bislang nicht zu den Vorwürfen gegen ihn geäußert.
Nach dem Ampel-Aus war abzusehen, dass die Rot-Grüne Minderheitsregierung ohne ihren Ex-Partner FDP nicht mehr viele Projekte im Bundestag umsetzen kann. Denn auch die Union zeigte bei den meisten Themen wenig Interesse an einer Zusammenarbeit.