Der Krieg in der Ukraine dauert mittlerweile seit mehr als drei Jahren an – mit verheerenden Folgen nicht nur für die unmittelbar betroffenen Regionen, sondern auch für die russische Gesellschaft.
Während an der Front weiterhin gekämpft wird, greift die Unsicherheit tief ins alltägliche Leben vieler Menschen. Ökonomische Sanktionen, internationale Isolation und ein wachsendes Misstrauen innerhalb der Bevölkerung prägen an vielen Stellen das gesellschaftliche Klima.
Doch nicht nur auf wirtschaftlicher und politischer Ebene hinterlässt der Krieg Spuren. Junge Menschen stehen vor einer ungewissen Zukunft, viele verlassen das Land oder verschieben wichtige Lebensentscheidungen.
Inmitten dieser Entwicklungen wird damit ein weiterer Krisenherd sichtbar: Die russische Gesellschaft schrumpft und altert – und das rapide. Maßgeblicher Punkt ist hier auch eine sinkende Geburtenrate. Laut Angaben der staatlichen Statistikbehörde Rosstat ging die Geburtenrate im Januar und Februar um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück.
Während der Kreml solche Zahlen öffentlich mittlerweile kaum noch anspricht, hat ein russischer Oligarch nun einen Lösungsvorschlag für die demografischen Probleme unterbreitet. Geht es nach dem rechtsextremen Medienunternehmer Konstantin Malofejew, könnte man die staatliche Altersvorsorge im Land einfach streichen.
Den Ursprung allen Übels sieht er nämlich in der Einführung der "liberalen Demokratie" nach dem Sturz der Sowjetunion. "Karriere, Geld und Konsum wurden zum Lebensziel. Und sie hörten ganz auf, Kinder zu bekommen", sagte Malofejew laut "BR24". Das russische Rentensystem wurde in den 1960er Jahren eingeführt.
In seinen Augen sei Kinderreichtum quasi mit Altersvorsorge gleichzusetzen. Früher hätte jede Frau sieben Kinder bekommen. Zu dieser Zeit sei dadurch keine Sozialleistung nötig gewesen, weil die Kinder sich später um ihre Eltern kümmern konnten.
Malofejew ist nicht der erste russische Einflussnehmer, der eine Abschaffung der gesetzlichen Altersvorsorge anspricht. Erst kürzlich musste ein TV-Moderator nach einem entsprechenden Vorschlag zurückrudern, weil auf Social Media ein großer Shitstorm auf ihn zurollte.
Militärblogger:innen gehen in diesem Zusammenhang davon aus, dass die zunehmende Streuung entsprechender Vorschläge die Bevölkerung langsam auf tatsächliche Pläne der russischen Regierung vorbereiten soll. So hat auch Malofejew enge Verbindungen in den Kreml.
"Ihr Wunsch, uns ins Mittelalter oder gar in die Höhlen zurückzuversetzen, lässt uns nicht los", schreibt Politologe Maxim Scharow hierzu auf Telegram. Viele bezeichnen die potenzielle Abschaffung der Altersvorsorge als rechtswidrig und extremistisch. Für Putin ist die Debatte indes potenziell gefährlich, denn Rentner:innen zählen zu seinen treuesten Anhänger:innen.
Dass der Bevölkerungsrückgang dennoch alarmierend ist, bestätigen auch viele Militärblogger:innen. Da bisherige finanzielle Anreize hier offenbar nicht helfen konnten, bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen vonseiten des Kremls noch eingeführt werden.