
Die Miliz will angeblich helfen, könnte jedoch für die Bevölkerung zur Gefahr werden. (Archivbild)Bild: dpa / Mohammed Talatene
International
Israel geht im Kampf gegen die Hamas hart vor und trifft damit auch die Bevölkerung erheblich. Die Regierung soll eine Miliz mit Waffen versorgen: Eine weitere Gefahr für die Menschen im Gazastreifen – aber auch für Israel selbst.
16.06.2025, 12:3316.06.2025, 12:33
Laut Angaben der UN sind seit Kriegsbeginn im Oktober 2023 mindestens 55.000 Menschen getötet worden, mehr als 127.000 wurden demnach verletzt. Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Es fehlt an allem: Lebensmittel, Wasser, medizinische Versorgung.
Es ist offensichtlich, dass die israelischen Angriffe nicht nur die Hamas treffen, die Israel unbedingt ausschalten will.
Im Kampf gegen die Terrororganisation soll die Regierung um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Waffen an eine Miliz liefern, die sich im Gazastreifen gegen die Hamas richtet: den Abu-Shabab-Clan.
Ein Vorgehen, das nicht nur den Menschen im Gazastreifen weiter schaden könnte – die Unterstützung der Miliz könnte auch Israel selbst zum Verhängnis werden, mahnt ein Nahost-Experte.
Experte: Miliz in Gaza könnte gefährlicher sein als Hamas
Der Politikwissenschaftler Jan Busse von der Bundeswehr-Universität in München erklärt im Interview mit der "Taz", dass die israelische Regierung den Abu-Shabab-Clan vermutlich deshalb unterstütze, weil sie sich dadurch eine Schwächung der Hamas verspreche.
Dass sie damit aber Erfolg hat und die Terrororganisation militärisch schwächen kann, glaubt Busse nicht. Die Miliz zähle gerade mal um die 300 Mann. Bei der Hamas könne man immer noch von einigen Tausend ausgehen, sagt er.
Es ist also unwahrscheinlich, dass der Abu-Shabab-Clan für die Hamas zu einer Bedrohung wird. Eine Bedrohung könnte er laut Busse jedoch in der Zukunft für Israel werden. Es sei das Risiko da, dass so ein "problematischer Akteur" sich "irgendwann auch gegen Israel richtet".
Dieser würde dann auch sicherlich keine Politik machen, "die auf Ausgleich und friedliche Verständigung ausgerichtet ist". Busse erklärt außerdem: "In der Gefährlichkeit und ideologischen Ausrichtung könnte er die Hamas potenziell sogar übertreffen."
Israel-Krieg: Unterstützung von Miliz eine Gefahr für Palästinenser
Für die Bevölkerung im Gazastreifen stellt die Unterstützung ebenfalls eine Gefahr dar. Die Gruppe selbst inszeniere sich so, als würde sie die humanitäre Lage verbessern wollen.
Doch solche Gruppen seien "nicht vertrauenswürdig" und sollten nicht in eine Lage kommen, in der sie über die "Verteilung von humanitärer Hilfe und die Gewährung von Sicherheit und Schutz entscheiden können".
In dem Zusammenhang verweist Busse auf die Vorwürfe Israels, humanitäre Hilfe könne wegen Plünderungen durch die Hamas nicht über die Vereinten Nationen oder etablierte Hilfsorganisationen laufen.
Dass dies systematisch passiert, dafür gebe es laut der UN aber keine Beweise, sagt er. "Belege gab es allerdings dafür, dass genau diese Gruppe, die Israel jetzt unterstützt, an Plünderungen beteiligt war. Und dass israelische Truppen, die in der Nähe waren, nicht dagegen vorgegangen sind."
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