Wladimir Putin in seinem Büro in Moskau,Bild: www.imago-images.de / ITAR-TASS
International
Da hat sich der russische Präsident offenbar mehr erhofft: Der 70-jährige Wladimir Putin sitzt in einem Sessel in einer russischen Talkshow und erzählt einen Witz. Das große Gelächter bleibt aus, nur ein paar Höflichkeits-Lacher erntet er.
Nachdem Russland vor etwa einem Jahr in die Ukraine einmarschiert ist, hat Putin seine Propaganda noch einmal ausgeweitet. In Talkshows wird munter Stimmung gegen den Westen und natürlich gegen die Ukraine gemacht. Meist hat man auch Erfolg.
Solowjow macht munter Stimmung gegen Deutschland
Vor allem Putins Chefpropagandist Wladimir Solowjow kommt bei seinem Publikum super an, wenn er sich über Politiker:innen wie Außenministerin Annalena Baerbock oder auch den Bundeskanzler Olaf Scholz lustig macht.
Ähnliches hatte Putin offenbar auch vor – doch irgendwie hat seine Erzählung nicht ganz so gefruchtet. Das könnte daran gelegen haben, dass das Fundament seines Witzes ziemlich stark gebröckelt hat.
In dem Witz geht es um die Energiekrise. Und Putin ging dabei offenbar davon aus, dass die Menschen in Deutschland während des Winters frierend in ihren Wohnungen saßen.
Ein Freund aus Deutschland habe ihm diese "Anekdote" erzählt.
"Es gibt eine Familie. Der Sohn fragt seinen Vater: 'Papa, warum ist unser Haus kalt?' Der Vater sagt: 'Weil Russland die Ukraine angegriffen hat.' Das Kind fragt: 'Was hat das mit uns zu tun?' Der Vater sagt: 'Wir haben Sanktionen gegen die Russen verhängt.' Das Kind fragt: 'Warum?' Sagt der Vater: 'Damit sich die Russen schlecht fühlen.' Fragt das Kind: 'Sind wir Russen?'"
Vermutlich hätte der Witz besser funktioniert, hätte es in Deutschland wirklich ein solches Energieproblem gegeben.
Fakt ist allerdings: Deutschland ist trotz der Sanktionen gegen Russland und des Stillstandes der Gaspipeline Nord Stream 1 gut durch den Winter gekommen.
Gasspeicher in Deutschland voller als geplant
Zwar ist die Bundesrepublik noch immer hochgradig von Importen abhängig. Doch der größte Zulieferer – Russland – wurde 2022 von Norwegen abgelöst. Nächstgrößere Lieferanten waren Belgien, die Niederlande und Tschechien.
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Die Energiekrise ist allerdings noch immer nicht überwunden. Gerade hat der Vorstandschef des Chemieriesen BASF, Martin Brudermüller, vor Risiken für das Jahr 2023 für die deutsche Wirtschaft gewarnt: "Die Folgen der Energiepreiskrise werden dieses Jahr bei den Unternehmen wahrscheinlich stärker zu Buche schlagen als 2022", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Dennoch: Die Füllstände der deutschen Gasspeicher sind über dem eigentlichen Ziel. Deutschland muss also nicht frieren. Laut Gesetz sollten die Speicher eigentlich ab 1. November zu 90 Prozent gefüllt sein, per Verordnung wurde der Wert Ende Juli 2022 auf 95 Prozent angehoben. Dieses Ziel wurde übertroffen.
Putins Witz war also leider von vornherein zum Scheitern verurteilt.
In der SPD tobt derzeit die K-Frage, die Diskussion über den nächsten Kanzlerkandidaten. Kanzler Olaf Scholz zeigt sich entschlossen, erneut anzutreten. Doch die Umfragen sprechen eine andere Sprache, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt.