Eigentlich sollte der russische Angriffskrieg – oder wie die Invasion in Russland heißt, die "Spezialoperation" – nur wenige Tage andauern. Zumindest, wenn es nach dem Willen des russischen Machthabers Wladimir Putin gegangen wäre. Aus den wenigen Tagen sind mittlerweile 19 Monate geworden.
19 Monate, in denen auf beiden Seiten zahlreiche Soldat:innen gestorben sind – und in der Ukraine auch etliche Zivilist:innen und Helfer:innen. Der Osten des Landes ist in weiten Teilen zerstört, zerbombt und vermint. Der andauernde Krieg bringt der Bevölkerung in der Ukraine viel Leid. Wenn es nach dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu geht, wird sich dieses Leid noch über eine längere Zeit erstrecken.
Dennoch, so macht es den Eindruck, ist der Kampfeswille in der Ukraine ungebrochen. Die Alternative wäre schließlich ein Diktatfrieden unter Putins Wohlwollen – und damit die Aufgabe zahlreicher ukrainischer Gebiete. Für die Menschen vor Ort würde das bedeuten, dass sie sich in einer Autokratie wiederfänden.
Bei einer Konferenz mit anderen Militärs soll Schoigu verkündet haben, dass die Invasion bis mindestens 2025 andauern könnte, berichtet "Business Insider Nederland". Der Verteidigungsminister erklärte, Russland hätte die Kampfkraft seiner Streitkräfte weiter ausgebaut. So solle der ukrainischen Gegenoffensive begegnet werden. Anton Gerashchenko, Berater im ukrainischen Innenministerium, hatte ein Video der Konferenz samt Übersetzung auf X, früher Twitter, gepostet.
Die russischen Truppen würden laut Schoigu außerdem mit modernen Waffen ausgestattet werden und sollen künftig eine bessere Ausbildung bekommen. Laut Medienberichten ist allerdings wohl das Gegenteil der Fall. So sollen die russischen Truppen weder gut ausgebildet werden – noch über moderne Waffen verfügen.
Auch Ex-Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, der bei einem Flugzeugabsturz verstorben ist, ist wegen der schlechten Unterstützung aus Russland immer wieder mit Schoigu aneinandergeraten. Am Ende war er so frustriert, dass er mit seinen Wagner-Söldnern Richtung Moskau marschiert ist. Ein Aufstand, der durch einen Deal mit Putin verhindert wurde.
Schoigu will aber wohl Zuversicht verbreiten. Er stellt klar, dass Russland seine militärischen Ziele bei "konsequenter Umsetzung der Maßnahmen der Aktion bis 2025" erreichen könne. Der Verteidigungsminister gibt sich wie Putin überzeugt davon, dass die Ukraine im Einflussbereich Russlands verbleiben müsse. Und, dass die ukrainische Regierung besiegt werden müsse, weil es ein "Nazi-Regime" sei.
Beim Einmarsch der russischen Soldaten in die Ukraine am 24. Februar 2022 gingen viele Geheimdienste und Expert:innen davon aus, dass Russland die Ukraine schnell besetzen würde. CIA-Direktor Bill Burns erklärte, Putins Strategie sei darauf ausgerichtet, die Ukraine schnell zu besetzen. Geklappt hat das nicht.
19 Monate nach dem Einmarsch in die Ukraine hat Russland die Kontrolle über Teile im Osten und Süden des Landes – und über die Halbinsel Krim. Die ukrainische Gegenoffensive unterdessen fügt den russischen Truppen immer wieder schwere Schläge zu. Erst kürzlich wurde die Hauptzentrale der Schwarzmeerflotte getroffen. Dabei soll auch der Kommandant Viktor Sokolow getötet worden sein.
Der Kreml bestreitet das und irritiert seither mit seltsamen Videos, die Sokolow bei vermeintlichen Video-Konferenzen zeigen. Allerdings sieht der Kommandant auf den Aufnahmen starr und derangiert aus. Ob er wirklich lebt, ist also nicht sicher.