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International
07.10.2018, 15:0707.10.2018, 16:16
Nach dem Verschwinden des saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi geht die türkische Polizei davon aus, dass der Regierungskritiker im Konsulat seines Landes in Istanbul ermordet wurde. Ersten Erkenntnissen zufolge sei dafür eigens ein saudiarabisches Kommando in die Türkei gereist, und noch am selben Tag wieder abgeflogen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Samstag aus türkischen Regierungskreisen. Saudi-Arabien wies die Vorwürfe umgehend zurück.
- Der regierungskritische Journalist Khashoggi wird seit einem Besuch im saudiarabischen Konsulat in Istanbul am Dienstag vermisst.
- Laut der türkischen Polizei hat Khashoggi das Konsulatsgebäude nicht wieder verlassen.
- Am Samstag erklärte die Polizei, am Tag seines Besuchs seien 15 Saudi-Araber an Bord von zwei Flugzeugen nach Istanbul geflogen und hätten das Land nach einem Besuch im Konsulat wieder verlassen.
Demonstranten außerhalb des saudischen Konsulats in Istanbul.Bild: reuters
Saudi-Arabien weist die Vorwürfe zurück
Ein Vertreter des Konsulats wies die angeblich "grundlosen Vorwürfe" gegenüber der saudiarabischen Nachrichtenagentur SPA strikt zurück. Demnach hält sich ein Team von saudiarabischen Ermittlern in der Türkei auf, um die türkischen Behörden zu unterstützen. Zuvor hatte Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman der Nachrichtenagentur Bloomberg gesagt, seiner Kenntnis nach habe Khashoggi das Konsulat nach kurzer Zeit wieder verlassen.
Bin Salman lud die türkischen Behörden ein, das Konsulat zu durchsuchen. "Wir haben nichts zu verbergen", sagte er. Der mächtige Kronprinz hat in dem erzkonservativen Königreich weitreichende ökonomische und gesellschaftliche Reformen eingeleitet, zugleich aber die Repressionen gegen Kritiker verschärft. Khashoggi war daher im September 2017 aus Angst vor einer Festnahmen in die USA geflohen.
Khashoggi wollte Papiere für seine Hochzeit besorgen
Seine türkische Verlobte Hatice C. schrieb auf Twitter, sie glaube erst, dass Khashoggi tot sei, wenn sie eine Bestätigung der türkischen Behörden habe. Der 59-Jährige war am Dienstag in das Konsulat gegangen, um Papiere für die Heirat mit C. zu holen. Sie wartete währenddessen vor dem Gebäude, doch da ihr Verlobter nicht wieder herauskam, informierte sie die Medien.
Khashoggis Verlobte Hatice C. vor dem saudischen Konsulat in Istanbul.Bild: AP
"Er hatte einen Termin im Konsulat, daher wussten sie, wann er da sein würde", sagte Yasin Aktay, ein türkischer Vertrauter Khashoggis. Demnach vergewisserte sich Khashoggi vor seinem Besuch, ob die Papiere auch tatsächlich bereit seien. "Seine Freunde haben ihn gewarnt, dass es nicht sicher sei. Er sagte jedoch, in der Türkei könne ihm nichts passieren. Er vertraute darauf, dass so etwas in der Türkei unmöglich sei", sagte Aktay.
Der Journalist gilt als lauter Kritiker des saudischen Regimes
Khashoggi ist ein Veteran des Journalismus in Saudi-Arabien, eckte jedoch wegen kritischer Artikel bei der Regierung immer wieder an. Nachdem er vergangenes Jahr in die USA ins Exil gegangen war, schrieb er Meinungsbeiträge für die "Washington Post" und den britischen "Guardian". In seinen Artikeln kritisierte er immer wieder die Politik von Kronprinz bin Salman und die saudi-arabische Militärintervention im Jemen.
Pressefreiheit? Nicht in Saudi-Arabien.
Auf der Rangliste für Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) lag Saudi-Arabien im vergangenen Jahr auf Platz 169 von 180 Ländern. RSF-Generalsekretär Christophe Deloire schrieb auf Twitter, sollte sich bestätigen, dass Khashoggi im saudiarabischen Konsulat ermordet wurde, wäre dies "ein Verbrechen wie aus einer anderen Epoche" und ein "schrecklicher Angriff" auf die Pressefreiheit.
Ebenfalls für Missfallen sorgte bei der Führung in Riad, dass Khashoggi die Muslimbruderschaft verteidigte. Die islamistische Bewegung wird von dem wahhabitischen Königreich als Bedrohung gesehen, von der Türkei dagegen unterstützt. Auch in anderen Konflikten stehen Ankara und Riad auf verschiedenen Seiten, doch trotz der Differenzen ist die Türkei um ein gutes Verhältnis zu Saudi-Arabien bemüht.
(fh/afp)
"Es gibt keine Chance, diese Raketen abzuschießen", sagte Kreml-Chef Wladimir Putin kürzlich bei seiner kombinierten Jahrespressekonferenz und Bürgersprechstunde über Russlands Mittelstreckenrakete Oreshnik. Er bezeichnet sie als neue Entwicklung, die von westlichen Flugabwehrsystemen nicht abgefangen werden könnte.