Mehr als eine Woche ist die Nachricht vom Tod des russischen Oppositionspolitikers und Kreml-Kritikers Alexej Nawalny her. Tagelang musste seine Mutter Ljudmila Nawalnaja warten, bis sie eigenen Aussagen nach erst am vergangenen Donnerstag Zugang zu der Leiche ihres Sohnes bekam. Es herrschte ein erbitterter Kampf zwischen Nawalnys Familie und den Behörden um die Leiche des Verstorbenen und seine Beerdigung. Am Samstag dann die gute Nachricht von Nawalnys Sprecherin auf X: Die russischen Behörden haben die Leiche des russischen Oppositionellen an seine Mutter übergeben.
Vorausgegangen war ein tagelanges Gezerre: Die Behörden wollten die Leiche nicht zur Beerdigung freigeben. Stattdessen berichtete Ljudmila Nawalnaja, sie sollte einer geheimen Beerdigung zustimmen. Nawalny werde ansonsten in der Strafkolonie bestattet, berichtete seine Sprecherin auf X (ehemals Twitter).
An der Seite von Ljudmila Nawalnaja stehen auch Nawalnys Ehefrau Julia Nawalnaja und Nawalnys Tochter Darja. Sie haben mit Nachdruck gefordert, die Leiche für eine menschenwürdige Beerdigung herauszugeben.
Darja Nawalnaja meldete sich mit einem eindringlichen Appell auf X. "Gebt Oma den Körper meines Vaters", schrieb sie dort am Samstag.
Witwe Julia Nawalnaja warf Präsident Wladimir Putin indes Satanismus vor. Putin, der sich selbst als gläubiger Christ bezeichne, verhöhne die Überreste des Toten und lege einen "offenen Satanismus" an den Tag, sagte Julia Nawalnaja in einer am Samstag veröffentlichten Videobotschaft. "Geben Sie Alexej heraus. Sie haben ihn lebendig gefoltert und foltern ihn tot weiter", sagte sie. "Sie brechen jedes menschliche und göttliche Gesetz."
Sie warf Putin vor, Alexejs Mutter weiter zu quälen und brechen zu wollen.
Ljudimila Nawalnaja hatte am Donnerstag in einem Video erklärt, dass Putins Behörden sie zu einer geheimen Beerdigung ihres Sohnes zwingen wollten. Sie hätten ihr gedroht, der Leiche etwas anzutun. "Sie stellen Bedingungen, wo, wann und wie ich Alexej beerdigen soll. Das ist gegen das Gesetz", sagte sie.
Wie Sprecherin Kira Jarmysch auf X berichtet, soll mit einer Beerdigung Nawalnys in der Strafkolonie gedroht worden sein, wenn die 69-Jährige einer geheimen Beerdigung nicht zustimmt. Nawalnaja habe darauf bestanden, dass das Gesetz eingehalten wird. Danach seien die Ermittler verpflichtet, die Leiche innerhalb von zwei Tagen nach Feststellung der Todesursache zu übergeben, in diesem Fall also am Samstag.
Nawalnys Mutter bestehe darauf, "dass die Behörden die Beerdigung und die Trauerfeier nach den üblichen Gepflogenheiten stattfinden lassen".
Hinsichtlich der Todesursache besteht viel Ungewissheit. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Todesschein von "natürlichen" Ursachen die Rede. Seine Witwe Julia Nawalnaja und Nawalnys Mutter sind überzeugt, dass der Kreml an dem Tod beteiligt war.
(Mit Material von dpa)