Muhammed A. zeigt die Geburtsurkunden seiner Zwillinge. Bild: REUTERS / Abdullah Al-Attar
Israel
Der Krieg Gazastreifen fordert jeden Tag neue Opfer. Bei den Bombardements auf vermeintliche Unterschlüpfe einzelner Terrorzellen der Hamas in dem dicht besiedelten Gebiet sterben jeden Tag Zivilist:innen. Seit dem Angriff der palästinensischen Terrorgruppe am 7. Oktober 2023 gehören Bilder des Grauens in den internationalen Nachrichtensendungen entsprechend zur Tagesordnung.
Während für Donnerstag Waffenstillstandsverhandlungen angekündigt sind, sehen sich die Palästinenser:innen weiter dem Bombardement ausgesetzt. In der Flut an Schreckensmeldungen gehen Einzelschicksale häufig unter. Doch immer wieder fallen Geschichten ins Auge, die auch Menschen weitab vom Kriegsgeschehen bis ins Mark erschüttern.
Gaza: Israelischer Luftangriff tötet junge Familie
Eine dieser Geschichten ereignete sich am Dienstag in Deir al Balah. Einst bekannt für prähistorische Artefakte und ein Meer an Dattelpalmen, gilt die Stadt heute als Flüchtlings-Hotspot. Grund dafür ist die Aufforderung durch das israelische Militär an Zivilist:innen, Gaza-Stadt im Norden und Khan Younis im Süden zu räumen. Trotz der Anweisung kommt es auch im als sicherer geltenden Zentrum des Gazastreifens immer wieder zu Beschüssen.
Genau dort wurde das Leben des jungen Vaters Mohammed A. in seinen Grundfesten erschüttert: Ihm wurden zunächst Zwillinge geboren – und drei Tage später wieder genommen.
Auch am Mittwoch erschütterten Bombardements den Gazastreifen.Bild: IMAGO images/ APAimages
Denn als sich der junge Mann kurz nach der Geburt seiner ersten beiden Kinder Asser und Ayssel auf den Weg machte, um die Geburtsurkunden von den lokalen Behörden abzuholen, erreichte ihn eine Schreckensmeldung. Nachbarn hatten den Mann auf seinem Handy kontaktiert. Es hatte einen Bombenschlag in seinem Haus gegeben. Die Folge: Der Tod beider Kinder und deren Mutter.
Video von jungem Vater im Gaza-Krieg geht viral
Die Trauer des jungen Mannes dreht seither auf den Social-Media-Kanälen dieser Welt ihre Runden. Kameras fingen Muhammeds Trauer ein, als dieser im Al-Aqsa Krankenhaus der Märtyrer in Gaza-Stadt danach verlangte, die sterblichen Überreste seiner Familie zu sehen. Der US-Sender CNN sendete die Bilder in alle Welt.
Mitarbeitende des Krankenhauses versuchen auf den Aufnahmen verzweifelt, den Mann zu beruhigen. Nach einigen Sekunden sinkt er ohnmächtig auf die Knie. Daneben zahlreiche Passant:innen, die sich betroffen von der Szene im Hintergrund versammeln.
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"Ich hatte noch nicht einmal Zeit, sie zu feiern", zitiert die BBC Muhammed. "Ich weiß nicht, was passiert ist. Mir wurde gesagt, dass eine Bombe das Haus getroffen hat." Bei der Attacke starben neben Muhammeds Frau und Kindern auch seine Schwiegermutter.
Gaza-Krieg: Zahl der getöteten Kinder steigt weiter
So bitter Muhammeds Schicksal ist, es ist nur eines von vielen Einzelschicksalen. Nach Angaben des Hamas-geführten Gesundheitsministeriums in Gaza wurden im aktuellen Krieg 115 Kinder getötet, die nach dem Kriegsausbruch geboren wurden. Unabhängig überprüfen lässt sich die Zahl nicht. Vonseiten Israels gibt es zu der Zahl keine Stellungnahme.
Nur Stunden vor dem tödlichen Luftschlag hatte Muhammeds Frau Jumana Glückwünsche auf Facebook beantwortet. "Es fühlt sich an, wie ein Wunder. Alles ist gut", antwortete sie auf einen Online-Beitrag.
Die Zeichen deuten darauf hin, dass das Leiden im Gazastreifen weitergeht. Denn die Verhandlungen für einen Waffenstillstand hängen aktuell am seidenen Faden. Anberaumt ist ein Treffen für Donnerstag zwischen Vertretern Irans und Israels in Katar.
Wie wahrscheinlich ist ein Waffenstillstand in Gaza?
Im Zentrum der Gespräche steht ein Nichtangriffs-Deal zwischen der Islamischen Republik und Israel nach den Tötungen von Hamas-Chef Hanija in Teheran und Hisbollah-Kommandeur Shukr im Libanon. Als Unterhändler sollen in Doha neben Gastgeber und Hamas-Protegé Katar auch die USA und der Gaza-Anrainer Ägypten mitwirken.
An dem Deal hängt auch ein Waffenstillstand im Gaza-Streifen, der Irans Rachegelüste womöglich zäumen könnte. Auch die Befreiung der verbliebenen Geiseln vom Terrorangriff der Hamas in Israel ist Gegenstand der Verhandlungen. Im Vorfeld der Verhandlungen über einen Waffenstillstand hatte Israels Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, für Aufsehen gesorgt.
Der rechtsextreme Koalitionspartner von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Dienstag mit einem Massengebet auf dem Tempelberg von Jerusalem und dem Hissen der israelischen Flagge weltweit für Kritik gesorgt. Auch von vielen Israelis wird Ben-Gvir nicht als unkritisch wahrgenommen.
Seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine liefert Apple keine Produkte mehr nach Russland. Auch Apple Pay und Apple Maps stellte das Unternehmen dort ein. Trotzdem stand Apple schon häufiger in der Kritik, inoffiziell mit dem Kreml zu kooperieren.