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Israel-Angriffe in Gaza: Geisel-Vater übt scharfe Kritik an Netanjahu

A woman mourns as she identifies a body in the Al-Ahli hospital following overnight Israeli airstrikes across the Gaza Strip, in Gaza City, Tuesday, March 18, 2025. (AP Photo/Jehad Alshrafi)
Eine Frau nimmt Abschied von einem Opfer des israelischen Angriffs. Bild: AP / Jehad Alshrafi
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Nach Israel-Angriffen in Gaza: Ehemalige Geiseln schlagen Alarm

18.03.2025, 14:4118.03.2025, 14:42
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Eigentlich sollten die Waffen in Gaza ruhen. Doch Israel hatte in der Nacht zum Dienstag die bislang schwersten Angriffe auf Ziele im Gazastreifen seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe am 19. Januar ausgeführt.

Mindestens 413 Menschen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums der Hamas getötet. Die Angabe kann derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Unter den Toten soll sich auch Essam al-Dalis, der Regierungschef der Organisation im Gazastreifen, befinden. Er und weitere ranghohe Hamas-Funktionäre seien "gemeinsam mit ihren Familien" getötet worden, erklärt Israel.

Die israelische Regierung erklärt weiter, die Angriffe seien eine Reaktion auf "die wiederholte Weigerung der Hamas, unsere Geiseln freizulassen". Der Hamas wirft Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor, den Krieg wieder aufzunehmen, und erklärt, die Rückkehr zu den Kämpfen könne das "Todesurteil" für die noch verbliebenen Geiseln im Gazastreifen sein.

Die Kritik von ehemaligen Geiseln an Israels Angriffen in Gaza ist groß.

"Das ist kein Spiel": Ehemalige Geiseln kritisieren Netanjahu scharf

Israelis, die bis vor kurzem selbst noch in Gewalt von Islamisten in Gaza waren, sind entsetzt über Israels neuerliche Luftangriffe. Angehörige der verbliebenen Geiseln sorgen sich um deren Leben.

Ihr Herz sei gebrochen, teilt Emily Damari in einem Beitrag in den sozialen Medien mit. Sie sei enttäuscht über die Wiederaufnahme der Kämpfe in Gaza. Damari wurde im Januar im Rahmen der ersten Phase eines Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas freigelassen.

Auch Liri Albag, eine kürzlich freigelassene israelische Soldatin, äußert auf Social Media ihre Empörung. Das Leben der zurückgelassenen Geiseln werde riskiert, sagt sie. Es sei unmöglich weiterzumachen, während noch immer Entführte in der Hölle dahinvegetierten. "Das ist kein Spiel", mahnt die junge Frau.

Das Forum der Geisel-Familien wirft der israelischen Regierung vor, sich dafür entschieden zu haben, die Geiseln aufzugeben. "Die größten Ängste der Familien, der Geiseln und der israelischen Bürger haben sich bewahrheitet", heißt es in einer Erklärung.

Das Forum kritisiert die Wiederaufnahme der Kämpfe mit der Hamas: "Wir sind entsetzt, wütend und verängstigt." Militärischer Druck gefährde die Geiseln sowie auch Soldaten.

Geisel-Vater wirft Netanjahu innenpolitische Beweggründe vor

Der Vater eines entführten Soldaten wirft Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Gesprächen mit mehreren israelischen Medien vor, auf den Tod der Geiseln hinzuarbeiten, um seine Macht zu sichern. Er tue dies auch, um Itamar Ben-Gvir zurück in die Regierung zu bringen, sagt Jehuda Cohen der "Haaretz".

Der rechtsextreme Minister und seine Partei Otzma Jehudit waren im Januar aus Protest gegen die Waffenruhe-Vereinbarung mit der Hamas aus Israels Regierung ausgetreten. Die Regierungskoalition ist nun aber auf Ben-Gvir angewiesen, um Neuwahlen abzuwenden.

Bis Ende des Monats muss Israels Parlament den Haushalt verabschieden, andernfalls löst sich das Parlament automatisch auf. Ohne Ben-Gvirs Unterstützung ist die Verabschiedung des Haushalts kaum möglich.

Jüngsten Umfragen zufolge will eine Mehrheit der israelischen Bevölkerung ein Ende des Gaza-Krieges im Gegenzug für die Freilassung der Geiseln.

Betrachtet man allerdings nur die Wähler:innen der Regierungskoalition, ergibt sich ein anderes Bild: Die Mehrheit von ihnen befürwortet eine Wiederaufnahme des Gaza-Krieges.

(Mit Material der dpa)

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