Als Tochter irakischer Geflüchteter wächst sie in Mecklenburg-Vorpommern auf, arbeitet sich von der Sachbearbeiterin zur Bundestagsabgeordneten hoch – und sitzt heute im Kabinett Merz als Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Was ihre Geschichte besonders macht, ist nicht nur der Aufstieg, sondern die Haltung dahinter: Alabali-Radovan steht für eine Politik, die biografisch verankert ist – in der Erfahrung von Flucht, Neuanfang, und der Überzeugung, dass Respekt keine Frage der Herkunft ist. In diesem Porträt werfen wir einen genauen Blick auf Herkunft, Karriere und Privatleben der neuen Entwicklungsministerin.
Hier gibt es alle Infos über Reem Alabali-Radovan:
Reem Alabali-Radovan wurde 1990 in Moskau geboren. Ihre Eltern stammen aus dem Irak und gehören der chaldäisch-katholischen Minderheit an. Sie lebten zunächst kurz in der kurdischen Region des Irak, bevor sie 1996 in Mecklenburg-Vorpommern Asyl erhielten. Der Vater war zuvor im Widerstand gegen Saddam Hussein aktiv und kämpfte bei den Peschmerga.
Wie die SPD auf ihrer Website schreibt, prägen diese Fluchterfahrungen bis heute ihren politischen Kompass. Auch die "Frankfurter Rundschau" verweist darauf, dass Alabali-Radovan aus dieser persönlichen Geschichte heraus einen besonderen Blick auf Verantwortung und Gerechtigkeit in der Politik entwickelt habe.
Nach dem Abitur am Gymnasium Fridericianum in Schwerin im Jahr 2008 studierte Alabali-Radovan Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Bereits während des Studiums war sie zwischen 2012 und 2014 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Orient-Institut tätig. Wie aus dem offiziellen Lebenslauf auf bundesregierung.de hervorgeht, arbeitete sie außerdem beim Nah- und Mittelost-Verein (NUMOV), zunächst als Assistentin der Länderreferate, später als Länderreferentin.
Alabali-Radovan trat im Jahr 2021 in die SPD ein. Zuvor hatte sie bereits in verschiedenen Funktionen integrationspolitisch gearbeitet – unter anderem als Integrationsbeauftragte der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern. Laut ihrer Selbstauskunft auf spd.de fühlte sie sich von den Werten der Partei angezogen: Gerechtigkeit, Respekt und Chancengleichheit prägten schon früh ihre politische Haltung.
Seit der Bundestagswahl 2021 ist sie direkt gewählte Abgeordnete für den Wahlkreis Schwerin – Ludwigslust-Parchim I – Nordwestmecklenburg I. Sie setzte sich dabei mit einem engagierten Wahlkampf gegen erfahrene Konkurrenz durch und gewann das Direktmandat. Bei der Bundestagswahl 2025 verlor sie das Direktmandat jedoch an den AfD-Kandidaten Leif-Erik Holm, wie ZDFheute berichtet.
Alabali-Radovan wurde bei der Bundestagswahl 2025 erneut in den Bundestag gewählt. Am 6. Mai 2025 wurde sie als neue Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vereidigt. Sie betonte in ihrer Antrittsrede, dass Entwicklungspolitik nicht allein wirtschaftlichen Interessen folgen dürfe, sondern globale Gerechtigkeit und Solidarität in den Mittelpunkt stellen müsse.
"ZDF heute" hebt hervor, dass ihre Berufung Teil eines Generationswechsels in der SPD ist: Mit 35 Jahren ist sie die jüngste Ministerin im Kabinett und die einzige mit Migrationshintergrund.
Als Bundesministerin erhält sie ein monatliches Amtsgehalt von 15.547,87 Euro. Hinzu kommen Zulagen und eine Aufwandspauschale, sodass ihr monatliches Einkommen deutlich über 17.000 Euro brutto liegt. Laut der Transparenzplattform abgeordnetenwatch.de sind zusätzliche Einkünfte aus Nebentätigkeiten aktuell nicht bekannt.
Kritik erntete Alabali-Radovan unter anderem im Umgang mit pro-palästinensischen Protesten an Universitäten, bei denen sich einige Beobachter:innen eine klarere Haltung gewünscht hätten. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, wurde ihr von Teilen der Öffentlichkeit vorgeworfen, sich um eine eindeutige Positionierung gedrückt zu haben – gleichzeitig wurde sie für ihre differenzierte Sichtweise auch gelobt.
Besonders diskutiert wurde ihre Aussage, Entwicklungspolitik müsse als Teil einer "integrierten Sicherheitspolitik" verstanden werden, wie sie es in ihrer ersten Rede als Ministerin formulierte. Diese Aussage von einigen als zu nah an der offiziellen Linie der Bundesregierung kritisiert, die Entwicklungspolitik stärker an deutschen Interessen ausrichten will. Andere wiederum interpretierten sie als Versuch, sicherheitspolitische und menschenrechtliche Ziele miteinander zu verbinden – eine Balance, die nicht alle überzeugte.
"Rassismus ist ein Verbrechen gegen die Menschheit", schreibt sie auf der offiziellen SPD-Seite – eine Aussage, die sie bereits als Antirassismusbeauftragte prägte. Sie stellt sich klar gegen Rechtsextremismus.
Ja. Sie trat 2021 das Amt der Integrationsbeauftragten an – ein Posten, den zuvor Merkel-Vertraute Annette Widmann-Mauz innehatte. Die "Welt" ordnet diese Nachfolge in den Kontext eines bewussten Generationenwechsels ein, bei dem Alabali-Radovan neue Akzente setzen sollte.
Sie ist über ihr Berliner Bundestagsbüro sowie ihr Wahlkreisbüro in Schwerin erreichbar. Auf ihrer Website reem-alabali-radovan.de finden sich ein Kontaktformular und weitere Informationen. Zusätzlich nutzt sie ihren Instagram-Kanal, um regelmäßig über Termine und Inhalte ihrer Arbeit zu berichten.
Die Ministerin ist mit dem Profiboxer Denis Radovan verheiratet. Gemeinsam leben sie in Mecklenburg-Vorpommern und haben eine Tochter. Wie "Gala" berichtet, ist Radovan mehrfacher Titelträger und gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Boxer seiner Generation.
Reem Alabali-Radovan lebt mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter in Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern. Die Familie hält ihr Privatleben weitgehend aus der Öffentlichkeit heraus. Ihre Tochter wurde im März 2023 geboren. Schwerin ist nicht nur ihr Wohnort, sondern auch der Ort ihres politischen und gesellschaftlichen Engagements.
Privat engagiert sie sich sportlich und gesellschaftlich in ihrer Heimat Schwerin. Sie ist Mitglied beim Boxclub BC Traktor Schwerin und beim Skatepark Lankow e. V. Wie die SPD auf ihrer Website schreibt, ist das Boxen für sie nicht nur Ausgleich, sondern auch Ausdruck von Disziplin, Durchhaltevermögen und Selbstbehauptung – Eigenschaften, die sie in die Politik überträgt.
Ihr ehrenamtliches Engagement sieht sie auch als festen Bestandteil ihrer politischen Arbeit. Laut "ZDF heute" arbeitete sie vor ihrer politischen Karriere auch in der Erstaufnahmeeinrichtung in Nostorf-Horst – genau dort, wo sie selbst 1996 als Kind aufgenommen wurde.