Ihr Name sorgte für eine Überraschung, als Friedrich Merz im Mai 2025 sein Kabinett verkündete: Katherina Reiche. Sie ist eine Frau aus Ostdeutschland und macht so die Minister:innen-Riege ein Stück weit vielfältiger.
Reiches beruflicher Werdegang in der freien Wirtschaft weckt Hoffnungen, dass die Nachfolgerin von Robert Habeck frischen Wind in das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bringt. Ihre Vergangenheit als Lobbyistin ruft allerdings auch Kritiker:innen auf den Plan.
Hier gibt es alle Infos über Katherina Reiche:
Nach dem Abitur 1992 am Gymnasium ihrer Heimatstadt begann sie ein Chemiestudium an der Universität Potsdam. Schon während des Studiums erwarb Reiche internationale Erfahrungen, wie auf ihrem offiziellen "Bundesregierung"-Profil nachzulesen ist.
1995 absolvierte sie ein Forschungspraktikum an der Clarkson University in New York und verbrachte einen Studienaufenthalt an der Universität Turku in Finnland. 1997 beendete sie ihr Studium als Diplom-Chemikerin. Im Anschluss arbeitete sie ein Jahr lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Potsdam.
Reiche interessierte sich schon im Teenager-Alter für Politik. Sie trat 1992 der Jungen Union bei und war Mitgründerin des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) in Potsdam. Vier Jahre später erfolgte der Eintritt in die CDU. Ihre politische Karriere entwickelte sich rasant: Bereits 1998 zog sie als Abgeordnete für Potsdam in den Deutschen Bundestag ein.
Reiche war damals die jüngste CDU-Politikerin im Bundestag, dem sie bis 2015 angehörte. Sie war von 2005 bis 2009 stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Schwerpunkt auf Bildung, Forschung, Umwelt und Sicherheit. Von 2009 bis 2013 war sie Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, anschließend bis 2015 im Bundesverkehrsministerium.
Auch in der CDU selbst stieg Reiche schnell auf – unter anderem war sie von 2000 bis 2010 sowie erneut von 2014 bis 2016 Mitglied des Bundesvorstands und über viele Jahre hinweg im Landesvorstand Brandenburg aktiv. 2002 war sie Teil des sogenannten "Kompetenzteams" von Edmund Stoiber, in dem sie sich um Familien- und Jugendpolitik kümmern sollte – als damals unverheiratete, schwangere Frau sorgte das für Debatten in der Öffentlichkeit.
Derlei Raunen brachten sie aber nicht aus dem Konzept. Sie galt in den Nullerjahren als "Ziehtochter" Angela Merkels. "Durchsetzungsstark" sei sie, erzählte CDU-Parteifreund Christian Große bei "RBB24". "Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann will sie es durchsetzen", sagte er weiter über Reiche.
Nach ihrem kometenhaften Aufstieg in der Politik sorgte Reiche im Jahr 2015 für eine Überraschung, als sie mitten in der Legislaturperiode ihr Bundestagsmandat niederlegte und in die freie Wirtschaft wechselte, genauer gesagt zum Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Reiche vertrat dort als Geschäftsführerin die Interessen von circa 1500 Stadtwerken im Land.
Der Wechsel zur Lobbyarbeit ohne Karenzzeit rief Kritik hervor. Vom VKU wechselte Reiche im Jahr 2020 zu Westenergie, eine Tochterfirma des Energiekonzerns Eon. Dort war sie Vorstandsvorsitzende und damit Chefin von rund 11.000 Mitarbeitenden. Sie zählt zu den wenigen ostdeutschen Frauen, denen eine derartige Karriere im Westen gelang.
Kritiker:innen werfen der Bundeswirtschaftsministerin eine zu große Nähe zu energieintensiven Industrien vor, wobei insbesondere ihre frühere Tätigkeit für Westenergie im Fokus steht. Einmal mehr wurde der lückenlose Übergang aus der freien Wirtschaft in die Bundespolitik zum Stein des Anstoßes.
Der Verein Lobbycontrol warnte unter anderem vor einem "massiven Interessenkonflikt" sowie einer zu einseitigen Fixierung auf klimaschädliches Gas. Zudem warf Lobbycontrol der Ministerin vor, ohne faktische Grundlage "gegen einen angeblichen 'Wärmepumpen-Zwang'" zu wettern.
Über Reiches Privatleben ist allgemein nur wenig bekannt. Die Ministerin teilt online keine persönlichen Inhalte. Sie war jahrelang mit dem CDU-Politiker Sven Petke verheiratet. Das Paar gab sich am 8. August 2003 das Jawort. Die beiden sind laut "Bild" noch verheiratet, leben aber in Trennung. Reiche und Petke haben drei gemeinsame Kinder.
Reiche hat einen Partner und der ist kein Unbekannter. Lange wurde darüber spekuliert, im April 2025 wurde es schließlich offiziell. Reiche ist in einer Beziehung mit Karl-Theodor zu Guttenberg. Das bestätigte der Anwalt des Paares, Christian Schertz, der Deutschen Presse-Agentur auf Nachfrage. Weitere Erklärungen dazu werde es nicht geben, das Paar bitte zudem um die Einhaltung der Privatsphäre für die jeweiligen Familien.
Der CSU-Politiker Guttenberg war ab 2009 erst Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, im Anschluss wechselte er an die Spitze des Verteidigungsministeriums. 2011 stolperte er über eine Plagiatsaffäre und zog sich aus der aktiven Politik zurück.
Reiche hat drei Kinder mit ihrem Ex-Partner Sven Petke (zwei Töchter, ein Sohn). Über ihre Rolle als Mutter und Abgeordnete sagte sie im Jahr 2010 laut "bundestag.de": "Einen Blick auf die Hausaufgaben werfe ich immer noch. Egal, wie spät es ist. Und: Das gemeinsame Frühstück wird nicht angerührt. Das ist ein Ritual."
Seit Mai 2025 ist Katherina Reiche Bundesministerin für Wirtschaft und Energie. In dieser Funktion erhält sie ein Amtsgehalt, das durch das Bundesministergesetz festgelegt wird. Das Grundgehalt beträgt 15.547,87 Euro pro Monat. Hinzu kommen steuerfreie Aufwandsentschädigungen und der sogenannte Familienzuschlag, wodurch ihr Monatsgehalt auf rund 16.950 Euro brutto ansteigt.