Britta Haßelmann ist die alte und neue Co-Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Deutschen Bundestag. Ihre Wiederwahl kam wenig überraschend – schließlich prägt sie seit Jahren maßgeblich die Arbeit ihrer Partei in Berlin. "Sich einmischen", lautet ihr Credo, und gemeinsam mit Katharina Dröge wird sie dazu in den kommenden Jahren reichlich Gelegenheit haben.
Medial findet Haßelmann dabei weniger statt als Robert Habeck, Annalena Baerbock oder auch Claudia Roth. Doch als Friedrich Merz den Grünen die Zustimmung zum historischen Schuldenpaket abringen wollte und ihr dafür eine Nachricht auf der Mailbox hinterließ, war ihr Name plötzlich in aller Munde. "Nicht zeitgemäß", urteilte sie über den Kommunikations-Fauxpas des CDU-Chefs. Das zeigt: Britta Haßelmann kann Klartext sprechen.
Hier gibt es alle Infos über Brittal Haßelmann.
Nach dem Abitur am Mädchengymnasium Geldern zog Britta Haßelmann nach Bielefeld. Dort studierte sie Sozialarbeit an der Fachhochschule und schloss mit einem Diplom ab. Anschließend arbeitete sie als Sozialarbeiterin. In dieser Zeit begann auch ihr politisches Engagement bei den Grünen. Seit 1989 engagiert sie sich für die Partei, wurde jedoch erst fünf Jahre später offiziell Mitglied.
Britta Haßelmanns Biografie ist typisch für ihre Generation und ihr gesellschaftliches Umfeld. Die 1980er Jahre waren in Westdeutschland eine Zeit, in der Bioläden und Secondhand-Läden vielerorts entstanden und sich Hausbesetzer:innen – auch in Bielefeld – gegen den Abriss ganzer Straßenzüge wehrten. Mittendrin: die Sozialarbeiterin Britta Haßelmann, die zwar selbst keine Häuser besetzte, sich aber mit den Aktivist:innen solidarisierte.
Laut "Bundestag.de" war der Kampf gegen Vernichtung von Wohnraum ihr politisches Schlüsselerlebnis. Ihr Engagement für soziale Themen war auch Teil ihres Privatlebens. Der "Zeit" zufolge lebte sie in Bielefeld zeitweise sogar mit den Psychiatriepatient:innen zusammen, die sie beruflich betreute. Seit dem Beginn der 2000er Jahre arbeitet Haßelmann nicht mehr in ihrem erlernten Beruf.
Britta Haßelmann ist seit vielen Jahren fest bei den Grünen verankert. Nach ihrem Einstieg in der Kommunalpolitik in Bielefeld war sie unter anderem im Landesvorstand der Grünen NRW aktiv. 2005 zog sie in den Bundestag ein und wurde direkt zur Parlamentarischen Geschäftsführerin der Fraktion gewählt – ein Amt, das sie über 16 Jahre innehatte.
2021, nach dem Eintritt der Grünen in die Bundesregierung, wurde sie gemeinsam mit Katharina Dröge zur Co-Vorsitzenden der Bundestagsfraktion gewählt. Haßelmann bringt langjährige parlamentarische Erfahrung und enge Parteibindung in das Führungsduo ein.
In den turbulenten Wochen vor der Bundestagswahl 2025 sorgte Britta Haßelmann für einen Schreckmoment, der sogar den parlamentarischen Betrieb kurzzeitig zum Stillstand brachte. Schauplatz des Geschehens: der Deutsche Bundestag in Berlin. Während der Abstimmung zum "Zustrombegrenzungsgesetz" stürzte Haßelmann plötzlich die Treppe hinunter.
Sofort eilten ihr andere Abgeordnete zu Hilfe; schließlich gelang es ihr, aus eigener Kraft aufzustehen. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) unterbrach die Sitzung daraufhin für einige Minuten. Haßelmann verließ zunächst den Saal, kehrte jedoch kurze Zeit später an ihren Platz zurück. Später erklärte sie auf X zum Vorfall: "Mir geht’s gut, bin wohlauf. Ich war auf den Stufen im Plenum einfach gestolpert."
Britta Haßelmann ist ein Kind ihrer Zeit. Umweltschutz und Friedensbewegung prägten die westdeutsche Gesellschaft der 1970er- und frühen 1980er-Jahre. Auch Haßelmann engagierte sich bereits während ihrer Schulzeit. 1977, mit 17 Jahren, protestierte sie gegen den geplanten Bau des Atomkraftwerks "Schneller Brüter" in Kalkar. Als 1981 Hunderttausende im Bonner Hofgarten gegen den Nato-Doppelbeschluss demonstrierten, war sie ebenfalls dabei.
Britta Haßelmanns Eltern waren Angestellte. Die Familie stammt aus Straelen am Niederrhein, nahe der niederländischen Grenze. Britta Haßelmann war die Erste in ihrer Familie, die das Abitur machte.
Britta Haßelmann ist mit einem Mann verheiratet und hat einen Sohn. Viel mehr ist über ihr Privatleben nicht bekannt. Auf ihrem Instagram-Profil steht eindeutig die Politik im Mittelpunkt. Private Inszenierungen, wie man sie etwa von Markus Söder kennt, sucht man dort vergeblich.
Als Abgeordnete des Bundestags bezieht Britta Haßelmann eine Abgeordnetenentschädigung in Höhe von 11.227,20 Euro (Stand: Juli 2024). Dazu kommen eine Kostenpauschale und ein Funktionszuschlag für den Fraktionsvorsitzenden-Job. Letzterer beträgt 50 Prozent der monatlichen Diät. Einkommen aus anderen Quellen hat Haßelmann nicht, wie sie auf ihrer Webseite angibt.
Britta Haßelmann hat ein Profil auf der Plattform X (vormals Twitter) und äußert sich dort regelmäßig zu Themen wie Klimaschutz, Gleichberechtigung oder Sicherheitspolitik. Oder sie bearbeitet in ihren Tweets den politischen Gegner. Persönliche Einblicke sind seltener. Beiträge über ihre Gesundheit, wie nach ihrem Sturz, oder über einen Kinobesuch bleiben auf X die Ausnahme.
Wenig überraschend bereitet Britta Haßelmann das Erstarken der AfD in Deutschland Sorge. Sie unterstützte daher den Antrag ihrer Parteikollegin Renate Künast, der eine eingehende Prüfung eines AfD-Verbotsverfahrens vor dem Bundesverfassungsgericht vorschlägt.
