
Mark Rutte ist seit 2024 Generalsekretär der Nato. Bild: AP / Matthias Schrader
Russland
Angesichts der eskalativen Rhetorik von US-Präsident Donald Trump fürchten viele, wie stark die Nato im Bündnisfall wäre. Mark Rutte hat hierzu eine klare Haltung.
07.07.2025, 17:5007.07.2025, 17:50
Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Jahr 2022 ist die Sorge um die Auslösung des Nato-Bündnisfalls in Europa groß. Entsprechend schnell entfachten auch in Deutschland Debatten über Aufrüstung und die Stärkung der Bundeswehr.
Mit der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump haben sich die Entwicklungen in diese Richtung nochmals ausgeweitet. Erst kürzlich einigten sich die Nato-Staaten auf eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts.
Nato-Generalsekretär stärkt Trump den Rücken
Ganz ohne Kritik blieb diese Entscheidung nicht. Vor allem, weil viele Expert:innen an dem Verantwortungsbewusstsein der USA in Bezug auf die Nato zweifeln. Dessen Generalsekretär Mark Rutte hingegen stellte sich zuletzt immer wieder hinter Präsident Trump, lobte ihn in einem später veröffentlichten Brief sogar höchstpersönlich.
"Es besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass die USA voll und ganz zur Nato und voll und ganz zu Artikel 5 stehen", betonte Rutte nun nochmals in einem Gespräch mit der "New York Times". Im Bündnisfall könne man demnach auf die Unterstützung der Vereinigten Staaten setzen.
Dass ein solches Szenario eintritt, scheint in den Augen von Rutte auch nicht ausgeschlossen. Er sieht hierfür sogar eine doppelte Bedrohung auf Europa zurollen.
"Wenn Xi Jinping Taiwan angreifen würde, würde er zunächst seinen Juniorpartner Wladimir Putin anrufen und ihm sagen: 'Hey, ich werde das tun, und du musst Europa mit Angriffen auf Nato-Territorium beschäftigt halten'", sagte der Generalsekretär. Eine solche Situation sei nach neuesten Erkenntnissen "höchstwahrscheinlich".
Russland reagiert auf potenzielles Schreckensszenario
Eine Aufstockung der Verteidigungsausgaben sei daher unabdingbar. "Ja, das sind enorme Ausgaben. Aber wenn wir das nicht machen, werden wir Russisch lernen müssen", sagt der Generalsekretär mit Blick auf potenzielle Invasionsfantasien in Russland.
In Moskau vernahm man Ruttes Aussagen offenbar mit Freude und sendete prompt eine spöttische Reaktion. "Rutte hat eindeutig zu viele der von den Niederländern so geliebten Zauberpilze gegessen", schrieb Putin-Versteher Dmitri Medwedew auf X zu einer möglichen Kooperation zwischen China und Russland.
"Aber in einem Punkt hat er Recht: Er sollte Russisch lernen. Das könnte ihm in einem sibirischen Lager nützlich sein", fügte der Politiker hinzu.
Mark Rutte fordert stärkere Rüstungsindustrie
Rutte forderte vor dem Hintergrund der wachsenden Bedrohung einerseits eine stärkere Zusammenarbeit der Nato mit Staaten im Indopazifik. Vor allem aber müsse die Aufrüstung in Europa weiter vorangetrieben werden – so weit, "dass die Russen so etwas niemals tun werden", unterstreicht der Generalsekretär.
Konkret bezeichnet Rutte im Gespräch mit der "New York Times" die Aufstockung an militärischem Personal in ganz Europa als unverzichtbar. Ein noch größeres Problem sei jedoch die materielle Versorgung der europäischen Heere.
"Uns fehlt schlicht die Rüstungsindustrie, um die Waffen zu produzieren, die wir brauchen, um Russen, Nordkoreaner oder wen auch immer von Angriffen abzuhalten", sagt Rutte. Das Bündnis arbeite nach seinen Aussagen mit Hochdruck an einer Verbesserung dieser Situation.
In dieser Vision könne die Nato in den kommenden Jahren zu einer stärkeren und faireren Allianz werden – "ohne Zweifel" auch mit den USA als führende Kraft, sagt Rutte.
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