Seit mehr als drei Jahren führt Russland gegen das Nachbarland Ukraine Krieg. Damals rechneten Expert:innen damit, Kiew könne solch einen Großangriff nicht lange abwehren. Auch Kreml-Chef Wladimir Putin malte sich einen schnellen Sieg samt Einnahme der Hauptstadt aus.
Doch die russischen Truppen trafen auf den Widerstand der Ukraine. Bis heute wehrt sich das Land mithilfe seiner westlichen Verbündeten gegen den Aggressor.
Mit der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident haben sich die Karten auf dem Schlachtfeld für Russland verbessert. Es ist bekannt, dass Trumps Maga-Lager und vor allem sein Vize J.D. Vance militärische Hilfen für die Ukraine nicht gutheißen.
Trump warf der Ukraine vor, den Krieg in die Länge zu ziehen, und nannte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einen "Diktator". Seine Regierung erpresste das kriegsgebeutelte Land, stellte umstrittene Forderungen und schwächte ukrainische Truppen an der Front durch das Aussetzen von Hilfen.
Ein Frieden soll her, um jeden Preis – vor allem auf Kosten der Ukraine, wie Expert:innen warnen. Denn derzeit sehe sich Putin klar im Vorteil. Während sich die USA um diplomatische Lösungen bemühen, verfolgt Russland offenbar einen ganz anderen Plan.
Laut einer Putin-nahen Quelle ist der russische Präsident "zuversichtlich, dass seine Streitkräfte die ukrainische Verteidigung bis Ende des Jahres durchbrechen und die vollständige Kontrolle über vier Regionen übernehmen können, die er für Russland beansprucht". Das geht aus einem Bericht von "Bloomberg" hervor. Die Quelle wolle anonym bleiben.
Kurz vor dem heiklen Telefonat mit Trump am Montag geht Putin demnach davon aus, dass Russland vier ukrainische Regionen, die er als russisches Territorium beansprucht, bis Ende 2025 vollständig einnehmen werde. Konkret: Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson.
Laut "Kyiv Post" signalisiert Putin Zuversicht, dass er bei seinen Gesprächen mit Trump keine Zugeständnisse eingehen wird. Wozu auch? Es läuft offensichtlich gut für die russischen Streitkräfte.
Militärexpert:innen blicken bereits mit mulmigem Gefühl der russischen Sommeroffensive entgegen. Ein Durchbruch Russlands in der Ostukraine wäre fatal.
Auch in einem im russischen Staatsfernsehen veröffentlichten Interview, das bereits Ende März geführt worden war, zeigte sich Putin siegessicher. Laut der Nachrichtenagentur Reuters wurden Ausschnitte des Gespräches auf Telegram veröffentlicht.
Putin betonte in dem Interview, dass Russland sowohl die Mittel als auch die Stärke habe, seine Kriegsziele zu erreichen.
Russland werde demnach die "militärische Spezialoperation bis zu ihrer logischen Beendigung" durchführen, heißt es. Putin fordert immer wieder, dass die Ukraine etwa auf einen Nato-Beitritt verzichtet und somit neutral bleibt. Zudem soll das Land die von Russland annektierten Regionen abtreten; dazu auch Gebiete, die noch nicht vollständig von den Russen erobert sind. Selenskyj lehnt das kategorisch ab.
Trumps Ziel ist es laut eigener Aussage, das "Blutbad" des Krieges in der Ukraine zu beenden. Doch Putin sieht offenbar keinen Anlass dazu, sich von den USA unter Druck setzen zu lassen.
Die Zeichen sprechen dafür, dass Putin einen langen Krieg verfolgt – trotz der internationalen Gespräche über einen Waffenstillstand. Das ist wohl auch bei der Trump-Regierung langsam angekommen.
Die USA drohen nun mit neuen Sanktionen gegen Russland, sollten die Friedensgespräche weiterhin zu keinen nennenswerten Ergebnissen führen.
Kurz vor dem geplanten Telefonat Trumps mit Putin verkündet Außenminister Marco Rubio dem Sender CBS News, man habe die russische Regierung auf die Möglichkeit neuer Sanktionen hingewiesen und sich dabei in den vergangenen Wochen "ziemlich klar" ausgedrückt.
"Trump will, dass Putin einem Waffenstillstand zustimmt, aber das will er auf keinen Fall", meint der kremlnahe Politologe Sergej Markow. "Aber Putin ist nicht an einem Scheitern der Gespräche interessiert. Er versucht zu manövrieren, damit diese Verhandlungen parallel zur Militäroffensive weitergehen." Putin sieht sich wohl in der Lage, maximale Forderungen an die Ukraine zu stellen, ohne ernsthaften Gegenwind von der Trump-Regierung.