"Made it out alive, but I think I lost it", singt ein Mädchen, während sie mit ihren Freund:innen durch die Trümmer in Gaza-Stadt läuft. Sie kommt vom Skate-Training. Wären da nicht die Trümmer, könnte die Szene beinahe alltäglich wirken. Seit Tagen aber feuert die israelische Armee wieder Raketen auf den Gazastreifen. Und Alltag bedeutet damit vor allem Angst, Hunger und Zerstörung.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete allein in der Nacht von Samstag auf Sonntag 108 Tote, darunter vor allem Minderjährige und Frauen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Zahlen nicht.
Bilder und Videos aus der Region zeichnen jedoch ein düsteres Bild. Bereits seit März blockiert Israel auch die humanitären Hilfslieferungen für den Gazastreifen. Nach eigenen Angaben will Israel damit Zugeständnisse der radikal islamistischen Terrororganisation Hamas erzwingen. Schon jetzt warnen die UN und verschiedene Hilfsorganisationen vor einer Hungersnot.
In einem neuen Bericht der "Integrated Food Security Phase Classification" gehen Expert:innen davon aus, dass Unterernährung bei Kindern im Gazastreifen weiter zunehmen wird. Jährlich rechnet man hier mit mindestens 70.000 neuen Fällen. Das entspricht einem Anteil von etwa sieben Prozent.
Ärzt:innen der Organisation "Ärzte der Welt" stellte in den Bezirken Deir al-Balah und Chan Junis schon 2024 fest, dass hier 12 Prozent der Kinder unterernährt waren.
Das Problem ist an vielen Stellen im Alltag deutlich sichtbar. Erst kürzlich machten Videos eines palästinensischen Journalisten die Runde. Darin waren Kinder und Erwachsene zu sehen, wie sie an einer Essensausgabe in der Stadt Chan Junis erbittert um eine Schüssel Reis kämpfen. Auch unterernährte Babys in einem Krankenhaus werden gezeigt.
"Es gibt überhaupt keine Nahrung mehr, selbst gesunde Kinder kommen zu uns und zeigen Anzeichen von Nahrungsmangel", sagt der Arzt Dr. Yasser Abu Ghaly in dem Video aus dem Gazastreifen, das unter anderem ntv zeigt.
In Gaza-Stadt versucht eine Gruppe Jugendlicher unterdessen regelmäßig, sich von den Leiden des Krieges mit Skaten abzulenken. Zweimal die Woche trainieren sie für fünf Stunden zwischen den von Luftangriffen zerstörten Häusern. Dann gehen sie nach Hause und singen dabei Lieder wie "Thats so True" von Gracie Abrams.
"Das hilft uns, die Bomben zu vergessen", sagt eine von ihnen im Gespräch mit CNN. Doch auch unter den Skatern lässt sich die humanitäre Notlage in Gaza nicht ausblenden.
"Letztens wurden gleich zwei Mädchen bei einem Training ohnmächtig. Und ich wusste, dass es wegen der fehlenden Nahrung war", berichtet Rajab al-Reefi. Er trainiert die Gruppe und skatet seit mehr als zehn Jahren. Auch er merke beim Sport aber zunehmend die Schwäche durch das Hungergefühl, sagt er.
Die Jugendlichen sind die Zerstörung mittlerweile gewohnt, aber auch den Hunger. Viele Menschen essen demnach eine Mahlzeit in drei Tagen.
Israels Sicherheitskabinett beschloss kürzlich, künftig wieder Lieferungen in den Gazastreifen zu erlauben – jedoch mit einem anderen Mechanismus zur Verteilung der Hilfsgüter. Bisher ist davon vor Ort nichts zu merken.