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Russland: Anstieg von freiwilligen Rekruten für Ukraine-Krieg hat Folgen

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Seit März melden sich mehr Russen freiwillig für Russlands Angriffskrieg.Bild: imago images / Evgeny Yepanchintsev
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Ukraine-Krieg: Experte erklärt sprunghafte Rekrutierungsrate in Russland

Russland lockt Soldaten – auch aus dem Ausland – vor allem mit saftigen Prämien. Nun steigt der Andrang von Freiwilligen und übt enormen Druck auf die Staatskasse aus.
17.04.2025, 14:5817.04.2025, 14:58
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Der Plan von US-Präsident Donald Trump geht nicht auf. Selbstbewusst prahlte er damit, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden zu beenden. Danach sah er ein, dass es mehrere Monate dauern würde.

Die jüngsten Angriffe zeigen: Der russische Präsident Wladimir Putin tanzt Trump auf der Nase herum.

Trotz Waffenstillstandsverhandlungen und -vereinbarungen startet das russische Militär eine zweite Offensive in den Regionen Sumy und Charkiw. Das bestätigt der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Syrskyj.

In mehreren ukrainischen Städten kam es zu tödlichen Drohnenangriffen durch Russland; unter den Opfern befinden sich auch Kinder. Besonders schwer traf es Anfang April Krywyj Rih, wo laut örtlichen Behörden eine ballistische Rakete in einem Wohngebiet einschlug.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilt über Social Media mit: "Es gibt nur einen Grund, warum das so weitergeht: Russland will keinen Waffenstillstand, und wir sehen das." Nun ist auch eine sprunghafte Zunahme an russischen Rekruten seit März zu erkennen.

Russland: Mehr Rekruten melden sich freiwillig – auch in Moskau

Den nennenswerten Sprung der Rekrutierungsrate stellt Janis Kluge, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Internationale Sicherheitsstudien, in seiner Studie fest. Dabei stützt er sich auf Haushaltsdaten aus 37 russischen Regionen und auf die Recherchen mehrerer unabhängiger Journalist:innen.

Unter den Rekruten befinden sich laut Kluge deutlich mehr Freiwillige. Er schätzt, dass derzeit landesweit täglich zwischen 1000 und 1500 neue Freiwillige rekrutiert werden, während es vor einem Jahr noch etwa 600 waren.

Auch die russische Nachrichtenseite "Verstka" verkündet, dass in Moskau, wo sich in der Vergangenheit nur wenige Freiwillige gemeldet hatten, seit Mitte März ein deutlicher Anstieg der Rekrutierungszahlen zu verzeichnen ist. Im Januar meldeten sich demnach 341 Personen, während es allein in den ersten zehn Tagen des Aprils 993 waren.

Die Gründe sind Kluge zufolge vielfältig. Ein wichtiger und nicht überraschender Faktor sei zunächst Geld.

Experte erklärt Anstieg von Freiwilligen für Ukraine-Krieg

Kluge zufolge haben 2024 alle Regionen Russlands ihre Einstellungsprämien mindestens einmal im Jahr erhöht, und andere haben sie Anfang 2025 erneut angehoben. Gerade für Russen aus ärmeren Gebieten ist das Gehalt als Soldat ein großer Anreiz.

Als weiteren Faktor sieht Kluge, dass die meisten Rekrutierungsbüros die üblichen Gesundheits- und Altersbeschränkungen für neue Rekruten herabgesetzt und in vielen Fällen völlig ignoriert haben. Dabei beruft er sich auf eine Untersuchung von Radio Free Europe's "Sibir Realii".

Auch spekuliert Kluge, dass die Friedensgespräche zwischen Trump und Putin sonst eher zurückhaltende Freiwillige anlocken.

Offenbar glauben viele der Russen, dass der Frieden zum Greifen nah wäre. Dem Experten zufolge hoffen sie, dass sie die Unterschriftsprämie erhalten und der Frieden kommt, bevor sie an die Front gelangen.

Der Ansturm von Freiwilligen ist aber einigen Behörden ein Dorn im Auge.

Russland: Behörden wollen Prämie für Rekruten wohl kürzen

Laut "Kyiv Post" wird in einigen Regionen erwogen, die angebotenen Prämien zu kürzen. Die erste regionale Behörde, der Autonome Kreis der Jamal-Nenzen, habe angekündigt, dass sie die Prämien ab dem 15. April von 3,1 Millionen Rubel (37.000 Dollar) auf 1,9 Millionen (23.000 Dollar) senken werde, heißt es.

Die Auszahlung der Prämien kostet dem Kreml täglich Millionen. In der "New York Post" betont das "Institute for the Study of War" (ISW), dass Russland aufgrund finanzieller und personeller Engpässe nicht in der Lage sei, die derzeitigen Rekrutierungsraten auf Dauer aufrechtzuerhalten.

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