
Russische Soldaten greifen ukrainische Stellungen an. Bild: Russian Defense Ministry Press S / Uncredited
Russland
Ein Bericht zeigt das Ausmaß der nordkoreanischen Waffenlieferung an Russland für seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Sollte dieser Waffenstrom so weiterfließen, hätte das laut Expert:innen enorme Auswirkungen auf die Ukraine.
16.04.2025, 11:0816.04.2025, 11:08
Auf der Weltbühne ist Russland weitgehend isoliert. Durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Ukraine hat sich das Land ins Abseits manövriert. Umfangreiche Sanktionen sollen Druck auf die russische Kriegsmaschinerie ausüben.
Doch nicht jeder sieht in Russland einen gefährlichen Aggressor. Der russische Präsident Wladimir Putin besitzt noch immer Verbündete, die ihm den Rücken stärken; vor allem Nordkorea.
Diktator Kim Jong-un unterstützt Russlands Armee systematisch mit etwa 12.000 Soldaten. Aber auch bei der Waffenlieferung nimmt das kleine Land eine wichtige Rolle für Russland ein. Das zeigt eine Recherche von "Reuters" gemeinsam mit der Denkfabrik "Open Source Centre" (OSC).
Nordkorea: Bericht legt Waffenlieferung an Russland offen
Mit dem Bericht "Brothers in Arms" gibt OSC gemeinsam mit "Reuters" eine erste detaillierte Schätzung der nordkoreanischen Munitionslieferungen an Russland. Demnach hat Nordkorea seit August 2023 mindestens 15.800 Container mit Artilleriemunition nach Russland geliefert.
Dies entspricht etwa 4,2 bis 5,8 Millionen Einheiten verschiedener Munitionstypen, darunter 122-mm- und 152-mm-Artilleriegranaten sowie 122-mm-Mörsergranaten. Auf diese Schätzung kamen die Analyst:innen unter anderem durch die Auswertung von hunderten Satellitenbildern.
Das Ergebnis lautet: Nordkorea liefert jetzt fast die Hälfte der russischen Artilleriemunition.
Es gibt Hinweise darauf, dass diese Munition in Containern vom nordkoreanischen Hafen Rajin in den Fernen Osten Russlands verschifft und dann per Bahn zu Munitionsdepots in der Nähe der Front transportiert wird.
Laut Einschätzung des Berichts werden etwa 750 Container pro Monat verschifft; das entspricht etwa 600.000 bis 783.000 Stück Munition pro Quartal.
Von "Reuters" geprüfte Dokumente sowie von der Nachrichtenagentur befragte ukrainische Beamte weisen darauf hin, dass etwa die Hälfte aller von den russischen Streitkräften im Jahr 2024 abgefeuerten Artilleriegeschosse auf nordkoreanische Munition entfällt.
Damit entlaste Nordkorea den Druck auf die russische Rüstungsindustrie und befähige Russland, den Angriffskrieg in der Ukraine zu intensivieren, heißt es.
Nordkorea rüstet auf – mit möglichen Folgen für die Ukraine
Sollte die nordkoreanische Waffenlieferung auf diesem Niveau so bestehen bleiben, würde sich das zugunsten Russlands auf dem Schlachtfeld auswirken und Sicherheitsrisiken in Europa sowie Ostasien beschleunigen.
Laut einer Analyse der US-Denkfabrik CSIS baut Nordkorea auch seine Marine aus – mit riesigem Kriegsschiff und Atom-U-Boot. Neue Satellitenaufnahmen, die das Schiff in einem Dock der Nampo-Werft im Südwesten des Landes zeigen, sollen belegen: Das Kriegsschiff ist das bislang größte, das Nordkorea je gebaut hat.
Im Gespräch mit dem US-Sender CNN warnt der südkoreanische Parlamentsabgeordnete Kim Byung-kee, dass Nordkorea das Schiff wohl auch mit Hyperschallwaffen ausstatten könne. "Das würde die Sicherheit in der Region grundlegend verändern", meint Kim.
Hyperschallwaffen sind Waffensysteme, die mit enormer Geschwindigkeit fliegen und dabei extrem wendig sind, was ihre Abfangung erschwert. Es wird angenommen, dass Nordkorea im Januar zuletzt eine neue Hyperschallwaffe erfolgreich getestet hat.
Deutschland und seine westlichen Partner versuchen seit Jahren nicht nur die Ukraine militärisch zu unterstützen, sondern auch Aggressor Russland zu schwächen – unter anderem mit weitgehenden Sanktionen. Doch diese werden immer wieder umgangen, auch bei unerwarteten Produkten.
Trotz zahlreicher Sanktionen gelingt es Russland immer wieder, wirtschaftliche Beschränkungen von Deutschland und anderen Unterstützern der Ukraine zu umgehen. Eine gängige Methode ist der Einsatz sogenannter Schattenflotten – also undurchsichtig registrierter Schiffe, die etwa russisches Öl trotz Embargo in andere Länder transportieren.