Immer wieder gelangen geheime Informationen über militärische Stellungen oder Angriffspläne der Ukraine an die russischen Streitkräfte. Gleiches gilt natürlich auch auf der anderen Seite. Denn vor allem während eines Krieges bezahlen Geheimdienste als Agent:innen agierende Personen für Informationen vom Feind.
Seit der russischen Invasion arbeitet der ukrainische Geheimdienst SBU unentwegt daran, Spion:innen und feindliche Angriffe innerhalb des Landes zu identifizieren. Erst kürzlich wurde Angaben des SBU vom Montag zufolge ein geplanter Anschlag auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Mykolaljw vereitelt.
Nun will der SBU ein ganzes Netzwerk identifiziert haben, das für Russland gearbeitet haben soll.
"Region Donetsk: SBU deckt Agentinnen-Netzwerk auf, das für den FSB und die Wagneriten arbeitet" – so titelte der Geheimdienst am Dienstagmorgen in einem Beitrag auf seinem Telegramkanal. Dazu veröffentlichte er auch Fotos der Frauen sowie von Handys und Messenger-Nachrichten.
Laut SBU habe man eine mehrstufige Spezialoperation durchgeführt, die "zur Neutralisierung eines weiteren russischen Agentennetzwerks in der Region Donezk führte". Die Besonderheit würde darin bestehen, dass das Netzwerk ausschließlich aus ukrainischen Frauen bestanden haben soll, das Russlands bewaffnete Aggression gegen die Ukraine unterstützte.
Die Frauen sollen sowohl für den russischen Auslandsgeheimdienst FSB als auch die Söldnergruppe Wagner gearbeitet haben und bereits vor Beginn der Invasion im Februar 2022 rekrutiert worden sein. Auf deren Anweisung sollen sie Informationen über die Anzahl und die Umverteilung der militärischen Ausrüstung der Verteidigungskräfte in der Region Donezk gesammelt haben.
"In erster Linie versuchten sie, die Flugrichtungen der Kampfflugzeuge der Streitkräfte, einschließlich der Kampfhubschrauber in der Nähe von Awdijiwka, zu ermitteln und an den Angreifer weiterzugeben", schreibt der SBU in der Mitteilung. Und weiter:
SBU-Beamte wollen drei Mitglieder dieses Netzwerks festgenommen haben, während sie Informationen sammelten. Zusätzlich dazu soll eine Person zu Beginn der Invasion nach Russland gereist sein, um die Spioninnen von dort aus zu koordinieren.
Die Frauen erwartet laut dem SBU nach einem Prozess eine lebenslange Freiheitsstrafe. Informationen an die gegnerische Kriegspartei zu geben, gilt als Hochverrat.
Den Ermittlungen zufolge sind alle vier Frauen Einwohnerinnen von Pokrowsk. In dieser Stadt waren am Montag zwei russische Raketen in ein Wohngebiet eingeschlagen – ein Hotel wurde dabei getroffen. Ukrainischen Angaben zufolge sind dabei mindestens fünf Menschen gestorben, mehr als 30 seien verletzt worden.
Die Stadt Pokrowsk liegt in der Region Donetsk und gilt vor allem für Menschen auf der Flucht als Dreh- und Angelpunkt. Denn von dort aus startet täglich ein Zug, der Menschen auf der Flucht aus dem Donbas in den Westen der Ukraine befördert.