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Russland: Bürgermeister-Tochter droht auf Tiktok mit Zwangseinberufung

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Ein Tiktok-Post geht für die Tochter einer russischen Beamtin nach hinten los. Bild: imago images / Svetlana Vozmilova
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Russland: Beamten-Tochter droht Mann auf Tiktok mit Zwangseinberufung

Ein russischer Teenager lehnt sich auf Tiktok zu weit aus dem Fenster und droht einem User, ihn an die Front in die Ukraine zu schicken. Ausbaden muss es die Mutter.
20.05.2025, 13:1120.05.2025, 13:11

Eine junge Russin geriet mit einem User auf Social Media aneinander, und die Öffentlichkeit sah zu. "Was glaubst du, mit wem du dich hier anlegst, du Trottel?", meinte sie und fragte, ob er nicht wisse, wer ihre Mutter sei. Daraufhin drohte sie dem Mann, ihn "zur SWO zu schicken". Ihre Mutter sei schließlich Bürgermeisterin.

Mit SWO ist die "Spezielle Militäroperation" gemeint, wie Russland den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Ukraine bezeichnet. Die Drohung geht aktuell viral. Laut dem Internetportal "Meduza" sei das Konto mittlerweile gelöscht. Aber das Internet vergisst nicht.

Russland: Tiktok-Post löst Entsetzen aus – "provokant und beleidigend"

Dem Telegram-Kanal "Mash" zufolge soll die 19-jährige Kseniya Shevtsova das Video bereits im Oktober vergangenen Jahres gepostet haben. Doch laut Recherchen von "Meduza" schlägt das Video erst jetzt Wellen, nachdem es von lokalen Telegram-Kanälen verbreitet wurde.

Ein User fordert demnach ein aufklärendes Gespräch mit dem Teenager. "Das Mädchen glaubt, dass die Position der Mutter ihr erlaubt, alle Probleme zu lösen, auch mit unerwünschten Männern, indem sie sie an die SWO schickt", zitiert ihn "Meduza".

Seiner Meinung nach sei das Video provokant und beleidigend. Er erwarte eine öffentliche Entschuldigung.

Russland-Beamtin entschuldigt sich für Tiktok-Post ihrer Tochter

Nachdem das Video an die Öffentlichkeit gelangt war, entschuldigte sich die Mutter des Teenagers. Am 18. Mai postete sie dazu ein Video auf ihrem Telegram-Kanal. Bei ihr soll es sich um die Leiterin des Bezirks Njukenskij, Julia Schewzowa, handeln. Sie erhielt das Amt als Bezirksleiterin Ende Oktober 2024. In ihrem Statement wies sie darauf hin, dass "Kinder Fehler machen".

Doch mit einer Entschuldigung ist es nicht getan. Ihre Vorgesetzten reichten ihr die Kündigung ein.

Putin-Beamter ergreift drastische Maßnahme nach Tiktok-Post

Der Gouverneur von Wologda, Georgi Filimonow, hat die Mutter der 19-Jährigen nun rausgeworfen. "Schewzowa wird entlassen, weil die Handlungen ihrer Tochter mit den Regeln, Prinzipien und der Ideologie der Regionalregierung von Wologda unvereinbar sind", zitiert "Meduza" den Beamten Filimonow.

Auf Telegram fügt er hinzu, dass er diese Entscheidung nach einer "pragmatischen und objektiven Analyse der Situation" getroffen habe. Dazu gibt er der entlassenen Bezirksleiterin gleich noch Erziehungstipps mit auf den Weg.

Demnach sollte Schewzowa mehr Zeit auf die Erziehung ihrer Tochter verwenden, sie in Krankenpflegekurse einschreiben und "vielleicht ein freiwilliges Praktikum in einem Militärkrankenhaus im Hinterland" absolvieren lassen. Als Nachfolger für den Posten wolle er "sehr wahrscheinlich" einen Veteranen in Betracht ziehen.

IISS-Experte: Russland geht immer größere Risiken ein – "Zeit spielt nicht mehr für Putin"
Laut dem Diplomaten Nigel Gould-Davies vom IISS ist der Ukraine-Krieg in "eine neue und gefährlichere Phase" eingetreten, angetrieben durch Entscheidungen in Washington, Brüssel und Peking.
Die Spannungen zwischen Russland und dem Westen nehmen weiter zu. In den vergangenen Wochen sind immer häufiger russische Drohnen und Kampfjets in den europäischen Luftraum eingedrungen. Gleichzeitig häufen sich Cyberangriffe, Sabotageversuche und Drohgebärden an den Grenzen der Nato. Viele Beobachter:innen sehen darin eine neue Stufe der Eskalation. Es ist ein Test, wie geschlossen und belastbar Europa nach fast vier Jahren Krieg in der Ukraine noch ist.
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