Für Kreml-Chef Wladimir Putin könnte es offenbar nicht besser laufen.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Dmitry Azarov
Russland
26.02.2024, 10:4026.02.2024, 11:26
Seit zwei Jahren führt Russland einen Großangriff auf die Ukraine. Laut des ehemaligen CIA-Agenten Steve Hall könnte es derzeit nicht besser für den russischen Machthaber Wladimir Putin laufen.
"Putin hatte ein paar richtig gute Wochen", sagt Hall im Interview mit dem US-Sender CNN. Der Kreml-Chef könnte nun allen beweisen, die noch Zweifel hegten: "Der Plan geht auf."
Wladimir Putin hat derzeit gut Lachen, meint Ex-CIA Agent Steve Hall.Bild: imago images / Sergei Bobylev
"Und mit Zweifler meine ich nicht Russen, die auf der Straße protestieren", führt er aus. Es gehe um die Leute in seinem innersten Kreis, die jetzt wohl sagen: "Jesus, das wird wirklich funktionieren."
Der Plan Putins: Geduld.
Putins Kalkül für die Ukraine könnte aufgehen
Laut Hall liegt das Kalkül Putins darin, den längeren Atem zu haben und die "Sachen auszusitzen". Irgendwann werde der Westen, insbesondere die USA, ihren Fokus und ihre Nerven verlieren, meint der heutige Analyst für Nationale Sicherheit. Damals war er Leiter der Russland-Operationen beim US-Auslandsgeheimdienst "Central Intelligence Agency", offizielle Abkürzung CIA.
Laut Putins Ansicht werde die westliche Unterstützung für die Ukraine einfach irgendwann wegbrechen, führt Hall aus. Nach der Devise: "Habt nur Geduld".
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"Zwei Jahre später kann man sagen: Die Geduld zahlt sich aus", sagt Hall. Jetzt käme es ihm zufolge auf den Westen an, Putin zu zeigen, dass er falsch liegt. Aber Putin sei wohl so richtig zufrieden über seine derzeitige Situation.
Auch angesichts der bevorstehenden Wahlen in Russland laufe es super für Russlands Machthaber. Hall zufolge sind die Wahlen in Russland zwar lächerlich, dennoch politisch sensibel. "Denn die Menschen dürfen nicht auf die Straßen, um zu demonstrieren. Aber momentan stellt sich die Frage: Wer ist noch da, um zu demonstrieren oder diese anzuführen?", meint Hall. Sein größter Gegner Alexei Nawalny ist tot. All die anderen ernstzunehmenden politischen Gegner:innen konnte Putin von der Bildfläche verschwinden lassen.
Hall betont erneut: Putin ist sich seiner Sache sicher. "Und er hat absolut kein Problem damit, Hunderttausende junge Russen in den Tod zu schicken, um die Ukraine einzunehmen", warnt der US-Amerikaner. Solange die russische Bevölkerung sich nicht dagegen auflehnt, läuft es laut Hall momentan grandios für Putin, sowohl innenpolitisch als auch in der Ukraine.
Die Einschätzung des ehemaligen CIA-Agenten untermauern auch die vergangenen Nachrichten zu den westlichen Waffenlieferungen.
Verzögerte Waffenlieferung bedeuten "Verlust an Menschenleben"
Die vom Westen versprochene Militärhilfe für die Ukraine kommt nach Angaben Kiews in der Hälfte der Fälle später als zugesagt an. "Zusagen bedeuten im Moment nicht Lieferungen", sagt der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow bei einem Diskussionsforum in Kiew zum zweiten Jahrestag des Kriegsbeginns.
"50 Prozent der Zusagen werden nicht pünktlich geliefert." Durch die verzögerten Lieferungen werde die ukrainische Armee "in der Mathematik des Krieges" zusätzlich benachteiligt, sagt Umerow weiter. Vor allem angesichts der russischen "Luftüberlegenheit" bedeute dies "Verlust an Menschenleben, Verlust an Gebieten". Die ukrainische Armee versuche "alles Mögliche und alles Unmögliche" im Kampf gegen die russischen Aggressoren, sagt der Minister. "Aber die unpünktlichen Lieferungen schaden uns."
Dazu kommt auch, dass die gelieferten Ausrüstungsgegenstände offenbar entscheidende Mängel aufweisen.
Laut eines Berichts des "Royal United Services Institute" (Rusi) in London kamen beispielsweise über 40 US-Schützenpanzer vom Typ Bradley mit defekten Batterien und schlechter Verkabelung an der Front an. Ukrainer in Frontnähe berichteten gegenüber Rusi, dass mehrere 155-mm-Haubitzen des Typs M777 ohne die erforderliche Zielvorrichtung eintrafen.
Weiter heißt es:
"Das Fehlen geeigneter Wartungs- und Reparaturteile verschärft die Schwierigkeiten noch, und einige ukrainische Truppen berichteten uns, dass die in den USA hergestellten M-4-Gewehre nach einer Woche Einsatz in den Schützengräben kaputtgingen."
Laut Rusi habe es an Personal gefehlt, um die Ausrüstung mit "gesundem Menschenverstand" zu überprüfen, bevor sie über die Grenze in die Ukraine geschickt wurde. Denn: "In den ersten beiden Jahren des Krieges wurde die ukrainische Armee verstreut und unkoordiniert, aber schnell ausgerüstet", schreibt Rusi.
Der Bericht betont: Wenn der Westen die Ukraine im Kampf halten wolle, müsse er seine Unterstützung entsprechend anpassen.
(Mit Material der afp)
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