Seit Russlands Invasion in der Ukraine im Februar 2022 ist das Land international vielerorts geächtet. Zwar schafft es der Kreml noch immer, Handels- und diplomatische Beziehungen zu vielen Ländern aufrechtzuerhalten. Dennoch ist die Anzahl der Partner gesunken.
Daher kann es fast schon als Verzweiflungstat gewertet werden, dass sich Präsident Wladimir Putin seit einigen Monaten einem ebenfalls von der internationalen Gemeinschaft isolierten Staat anbiedert: Nordkorea. Im September besuchte dessen Machthaber Kim Jong-un seinen russischen Amtskollegen in Moskau. Nun ist Putin wiederum von Dienstag bis Mittwoch in Pjöngjang.
Ukraine-Krieg auf der einen Seite, Atomraketen-Programm auf der anderen: Bahnt sich zwischen Putin und Kim Jong-un nun eine neue Bromance der Bösen an? Ein Experte bezweifelt das.
Bereits vor dem Besuch Putins in Nordkorea überhäuften sich der Kreml und das Regime in Pjöngjang gegenseitig mit Komplimenten. Am Dienstag schrieb Putin in einem von der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichten Brief: "Wir wissen es sehr zu schätzen, dass die Demokratische Volksrepublik Korea (Nordkorea) die militärische Spezialoperation in der Ukraine entschlossen unterstützt."
Nordkoreanische Staatsmedien schrieben wiederum, das Land unterstütze den "heiligen Krieg aller russischen Bürger".
Doch die friedvolle Propaganda-Fassade täuscht wohl darüber hinweg, dass sich Putin und Kim gar nicht so ähnlich sind. Laut James Brown von der Temple Universität in Tokio verbinde die beiden eine Zweckgemeinschaft. Freunde seien sie jedoch nicht, so Brown gegenüber "tagesschau.de".
Zwar habe Putin Kim eine Luxuslimousine geschenkt, dessen Modell Putin selbst gerne nutzt.
Doch das sei "nur Augenwischerei". Vom Typ her seien die beiden sehr unterschiedlich. Putin sei an Gesundheit und Sport interessiert, Kim hingegen rauche Kette und leide an Übergewicht. Und auch politisch seien Russland und Nordkorea nicht so eng, wie sie vorgeben, so Brown.
Nordkorea sei erst jetzt interessant für Russland, da sich andere Partner abgewendet haben. Zuvor habe der Kreml auch lange die UN-Sanktionen gegen Pjöngjang mitgetragen.
Nachdem Nordkorea Russland "sehr intensiv" mit militärischem Material unterstützt hat, müsse Russland nun "etwas zurückgeben". Dies sei der Grund für Putins Besuch. Zudem unterstütze der Kreml daher auch das nordkoreanische Waffen- und Satellitenprogramm.
Brown glaubt jedoch nicht, dass Präsident Putin so weit gehen würde, das nordkoreanische Atomprogramm zu unterstützen.
Am Dienstagvormittag wurde zudem bekannt, dass Kim und Putin bei dessen Besuch einen Vertrag über eine umfassende Zusammenarbeit schließen wollen. Putin habe den Vertragsentwurf des Außenministeriums gebilligt, teilte der Kreml in Moskau mit. Angaben zum Inhalt des Vertrages wurden nicht gemacht.
(mit Material der dpa)