Wenn das Durchschnittsalter eines Landes immer höher wird, zahlen immer weniger Menschen Steuern und immer mehr brauchen Sozialhilfe – eine teuflische Spirale aus mangelnden Einnahmen und steigenden Ausgaben. Kurz und knapp lässt sich so das Grundproblem des demografischen Wandels – des Älterwerdens einer Bevölkerung – erklären.
Wenn jüngere Generationen weniger Kinder bekommen, sehen sich Länder diesem Problem ausgesetzt, so etwa auch Deutschland – oder Russland.
Während hierzulande viele den demografischen Wandel durch Migration und vor allem Fachkräftezuwanderung lösen wollen, greift das Land von Präsident Wladimir Putin zu krasseren, unmoralischen Maßnahmen.
In Russland wird seit einiger Zeit nämlich eine groß angelegte Strategie gefahren, mit der russische Behörden versuchen, den massiven Bevölkerungsrückgang aufzuhalten. Rund die Hälfte der mehr als 80 russischen Regionen zahlt mittlerweile Prämien an junge Frauen – darunter auch Studentinnen.
Wie das unabhängige Portal "Meduza" berichtet, geht die russische Region Orjol nun noch weiter: Demnach ist in einem Erlass von Gouverneur Andrej Klytschkow festgeschrieben, dass diese Schwangerschaftsprämien auf Schülerinnen an allgemeinbildenden und an Berufsschulen ausgeweitet werden.
100.000 Rubel (etwa 1.050 Euro) sollen die Mädchen demnach bekommen, wenn sie sich offiziell registrieren lassen. Eine Altersgrenze? Fehlanzeige.
In Russland beginnt die Schullaufbahn mit sechs bis sieben Jahren und endet nach elf Jahren. Theoretisch könnten also auch minderjährige Mädchen betroffen sein.
Russlands Bevölkerung schrumpft. Offiziell leben 146 Millionen Menschen im Land, doch unabhängige Experten bezweifeln diese Zahl, die Entwicklung geht jedenfalls nach unten. Präsident Wladimir Putin fordert seit Jahren mehr Nachwuchs und preist Großfamilien mit sechs oder sieben Kindern als Ideal an.
Zuletzt wies Putin laut "Meduza" die Regierung an, das Muttergeld für Vollzeitstudentinnen auf ein Existenzminimum anzuheben.
Unterstützung bekommt er von führenden Politiker:innen: Gesundheitsminister Michail Muraschko etwa riet Frauen, Ausbildung und Karriere zurückzustellen und stattdessen möglichst früh Kinder zu bekommen. Seine Meinung: "Eine Frau muss verstehen: Je früher sie gebärt, umso besser."
Doch damit nicht genug: Die Regierung geht auch gegen Kinderlosigkeit als Lebensmodell vor. Seit Herbst 2024 ist es verboten, öffentlich für ein Leben ohne Kinder zu werben – ein entsprechendes Gesetz wurde von der Duma verabschiedet.
Wer dennoch für einen freiwilligen Verzicht auf Nachwuchs wirbt, macht sich strafbar. Einzige Ausnahme: Nonnen der russisch-orthodoxen Kirche.
(mit Material der dpa)