Es ist kein Geheimnis, dass die Menschen in Russland gern öfters tief in die Wodka-Flasche blicken. Alkohol ist im Alltagsleben der Russ:innen fest verankert. In der Vergangenheit versuchte das Land, den Ruf als "Trinkernation" abzuschütteln. Doch dann kam der völkerrechtswidrige Großangriff auf die Ukraine.
Laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen IQ stieg der Alkoholkonsum 2022 in Russland erneut stark an. Auch an der Front fließt offenbar der Wodka reichlich, wie ein geleaktes Telefonat eines russischen Soldaten preisgibt.
In einem der abgehörten Telefonate, die von dem ukrainischen Projekt "Ich will leben" veröffentlicht wurden, klagen ein Soldat und seine Frau über den moralischen und disziplinarischen Zusammenbruch innerhalb der russischen Armee.
"Ich will leben" ist eine staatliche ukrainische Beratungsstelle, die Appelle von russischen und belarussischen Soldaten entgegennimmt, die sich ergeben wollen. Die Organisation arbeitet eng mit dem ukrainischen Verteidigungsministerium und dem Hauptnachrichtendienst (HUR) zusammen.
In dem geleakten Telefonat erzählt der Soldat seiner Frau, dass seine Kameraden offenbar mit dem Panzer losfahren, um sich Wodka zu besorgen. Sie antwortet, dass ein solches Verhalten auch in ihrem Dorf und den umliegenden Siedlungen täglich vorkomme. Die Soldaten betrinken und benehmen sich daneben.
Sie beschreibt die Situation im russischen Grenzdorf Bubnovo, wo die Soldaten ihrer Meinung nach völlig die Kontrolle verloren haben. "Sie fahren Panzer, um Wodka zu holen, verdammte Scheiße. Sie waren betrunken und haben in Bubnovo nach Frauen gesucht! Sie wollten junge Mädchen... Die Leute haben um Hilfe geschrien!", heißt es im Bericht, den auch "Kyiv Post" aufgreift.
Laut der Frau sind die Einheimischen verängstigt, während die russischen Soldaten aggressiv, rücksichtslos und völlig ungestraft handeln.
Sie führt aus:
Dabei handelt es sich um ein populäres Liebeslied.
Im Gespräch mit seiner Frau beklagt sich der Soldat auch über ausbleibende Zahlungen des russischen Militärs. "Es gibt verdammt noch mal keinen Sold", meint er wütend. Ihm zufolge kommt das Geld nach dem Zufallsprinzip: erst 29.000 Rubel, dann 15.000, dann 37.000 – und das war's, mehr nicht.
"Keine Kursk-Prämie, keine Was-auch-immer-Prämie", fügt er hinzu und meint damit, dass keine der versprochenen Kampfzulagen oder Prämien gezahlt wurde.
Aber das Schlimmste sei seiner Meinung nach nicht der Mangel an Geld: "Die Hauptsache ist, dass sie uns besser nicht von hier wegschicken...", sagt er und hat wohl Angst, dass seine Einheit in ein noch gefährlicheres Gebiet verlegt werden könnte.