Wladimir Putin muss sich derzeit mehr mit seinen Soldaten auseinandersetzen, als es ihm wohl lieb ist.Bild: imago images / ITAR-TASS
Russland
Putin gehen laut Berichten immer noch die Soldaten aus. Nach fast 23 Monaten russischem Angriffskrieg gegen die Ukraine muss der russische Präsident die Männer im Land beinahe anbetteln, an die Front zu gehen und in den Krieg, seinen Krieg, zu ziehen. Eine große Mobilisierungsaktion will Putin nicht starten, dann nämlich müsste er den Kriegszustand zugeben.
Denn er versucht weiterhin, diesen vor der breiten Bevölkerung als Militäroperation zu verkaufen. Dass ihm die Männer an der Front ausgehen, und er bereits verurteilte Straftäter aus Gefängnissen entlässt, um sie an die Front zu schicken, bleibt jedoch bei den Müttern und Ehefrauen der mobilisierten Soldaten nicht unbemerkt.
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Sie werden immer lauter, stellen sich sogar klar gegen Putin und seine kriegerische Politik. Doch das Regime lässt das nicht zu.
Putin: Protestbewegung hat sich gegen Kreml formiert
Sie tragen weiße Schals, legen Blumen an die Gräber von unbekannten Soldaten: Mütter und Ehefrauen mobilisierter Soldaten.
Als Zeichen ihres Protests.
Der Protest gegen den Kreml und die russische Kriegsführung in Moskau.
Der Protest gegen Putin.
Weiße Schals und rote Nelken: ein Zeichen des Protests gegen den Kreml.Bild: telegram / PYTY_DOMOY
Längst glauben nicht mehr alle an die Militäroperation des russischen Machthabers. Die Frauen fordern öffentlich die Rückkehr ihrer Männer von der Front. Dies sei eine der seltenen Möglichkeiten dazu, beschreibt die "Moscow Times" die Situation.
Die Protestaktion der wachsenden Anti-Mobilisierungsbewegung fand am vergangenen Samstag statt. Maria Andrejewa, die Frau eines mobilisierten Soldaten und eine der prominentesten Persönlichkeiten der Bewegung, hielt Nelken in der Hand, als sie einem Reporter der "Moscow Times" erklärte, sie würden es nicht zulassen, dass sie vom Kreml ignoriert würden.
Ihre Protestbewegung heißt Put' Domoi (Weg nach Hause) und ist eine der sichtbarsten Gruppen von Ehefrauen, Müttern und Töchtern einiger der 300.000 für den Krieg in der Ukraine mobilisierten Männer. Ihre konkrete Forderung mittels Briefe an den Kreml: eine vollständige Demobilisierung mit einem exakten Datum für die Rückkehr der zivilen Männer an der Front.
Put' Domoi hat im November nach einigen Protestaktionen in ganz Russland Aufmerksamkeit bekommen. Zwar wollten sie nicht die politische Situation im Land destabilisieren, wie sie selbst sagen, jedoch geben einige Mitglieder an, zum Schweigen gebracht werden zu sollen. Etwa mittels Einschüchterungsversuchen oder Vorwürfen, Verbindungen zum ausländischen Geheimdienst zu haben.
Die Protestbewegung legt rote Nelken auf die Gräber russischer Soldaten.Bild: telegram / PYTY_DOMOY
Sidefact: Die Bewegung betreibt einen Telegram-Kanal mit rund 40.000 Abonnent:innen, auf dem ein detailliertes Manifest und eine Petition gegen, wie sie es dort nennen – "Sklaverei" und "unbefristete Mobilisierung" – veröffentlicht wurde. Nach einer Beschwerde des kremlfreundlichen Bloggers Ilya Remeslo fügte Telegram dem Channel Put' Domoi ein Fake-Label hinzu.
Kreml reagiert laut Berichten auf Protestbewegungen
Doch nicht nur kremltreue Blogger wollen der Protestbewegung einen Riegel vorschieben. Auch der Kreml soll laut Berichten bereits reagiert haben: Demnach soll er loyale Gegenbewegungen finanzieren. Eine von diesen soll laut "Moscow Times" Katjuscha sein. Die Selbstdarstellung Katjuschas: Eine Gruppe von Offizierstöchtern. Sie veröffentlichen regierungstreue Beiträge.
Anzunehmen ist aber dennoch, dass der Protest der "Weißen-Schal"-Bewegung im Kreml noch nicht als bedrohlich wahrgenommen. Sonst wären vermutlich bereits härtere Maßnahmen erfolgt. Trotz allem ziehen sie die Aufmerksamkeit Moskaus auf sich, da im März Präsidentschaftswahlen in Russland abgehalten werden.
Weder Putin noch seine engen Vertrauten haben allerdings Erfahrungen mit einem sich lange ziehenden, zähen Krieg. Daher bleibt abzuwarten, wie sich die Proteste von Frauen gegen die Mobilisierung von zivilen Männern auf die Wahlen auswirken.
Die erste und einzige Debatte der beiden Vizepräsidentschaftskandidaten ist Geschichte. Historiker und USA-Experte Ronald D. Gerste lobt den Auftritt von J.D. Vance und Tim Walz und macht einen Vergleich mit John F. Kennedy.
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