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Sexistische Scheiße

Friedrich Merz und CDU haben ein Frauen-Problem

Frau ist wütend
Im Wahlkampf hat Friedrich Merz viele Frauen richtig wütend gemacht. Bild: ki / chatgpt
Sexistische Scheiße

Friedrich Merz hat ein Frauen-Problem: Er versteht nichts von Gleichberechtigung

24.02.2025, 13:0724.02.2025, 15:47
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Das muss man erst mal schaffen.

Wenn man "Friedrich Merz Frauen" googelt, ist eines der ersten Ergebnisse: Frauen gegen Merz. Eine Gemeinschaft von Frauen, die den designierten Kanzler zum Feindbild erkoren haben. Die eine Gesellschaft wollen, "in der Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund, LGBTQIA+-Personen und alle marginalisierten Gruppen gleichberechtigt behandelt werden".

Chapeau, Friedrich Merz!

Wenn ich ehrlich bin: Ich kann verstehen, dass sich die Frauen gegen Merz gegründet haben. Denn der 69-Jährige ist immer wieder durch seltsame Aussagen über Frauen aufgefallen.

Hier kommen sieben Gründe, warum ich aus feministischer Sicht mit Friedrich Merz ein Problem habe.

Die Frauenquote in der CDU ist nur Show

Es gibt tatsächlich eine Frauenquote in der CDU, die 2022 auf dem Parteitag in Hannover beschlossen wurde. Ab Sommer 2025 soll es in den Parteigremien paritätisch zugehen. Das ist zweifellos gut.

Dennoch hat die Quote in der Praxis fast nichts gebracht, wenn man die Gesamtpartei betrachtet. Der Anteil der weiblichen Mitglieder war und ist niedrig. 2024 lag er bei 26,5 Prozent.

Es gibt keine einzige weibliche CDU-Ministerpräsidentin.

Für Friedrich Merz ist die Frauenquote seiner Partei vor allem: Taktik.

Er sagte 2022: "Es geht jetzt um ein Signal nach draußen, dass wir das Thema ernst nehmen." Wir können also festhalten: Es geht ihm nicht um Gleichberechtigung, sondern um den öffentlichen Eindruck.

Parität im Kabinett? Nicht mit Friedrich Merz

Dass Friedrich Merz nicht plant, eine CDU-geführte Bundesregierung paritätisch zu besetzen, hat er vorsorglich schon vor der Wahl klargestellt. Wirklich entlarvend ist der Grund, den er für die Entscheidung nennt: "Das ist so schiefgegangen in der letzten Bundesregierung mit der Verteidigungsministerin", sagte er in der Sendung "Frühstart" auf RTL / ntv. Er meinte Christine Lambrecht (SPD). Und fügte hinzu: "Wir tun damit auch den Frauen keinen Gefallen."

Ich halte fest: Friedrich Merz tut so, als wäre das Geschlecht daran schuld, dass Christine Lambrecht als Verteidigungsministerin scheiterte. Das ist, mit Verlaub, Unsinn.

Oder würde umgekehrt jemand behaupten, Andreas Scheuer sei ein mieser Verkehrsminister gewesen, weil er ein Mann ist?

Klar ist: Eine Regierung, die nicht die Geschlechter-Anteile der Gesellschaft widerspiegelt, ist schlecht. Wenn weniger Frauen mitreden, kommen weniger Themen, die für Frauen wichtig sind, zur Sprache.

Friedrich Merz behandelt Frauen bevormundend

Es gibt noch einen anderen Aspekt zu Merz' Wir-tun-Frauen-damit-keinen-Gefallen-Aussage: Er spricht Frauen ab, selbst zu wissen, was gut für sie ist. Und er beansprucht für sich, es besser zu wissen.

Caren Miosga hat ein vielsagendes Interview geführt mit Friedrich Merz. Auf ihre Frage, ob er darüber nachdenke, dass junge Frauen ihn als "von gestern" erachten würden, sagt er: "Natürlich denke ich darüber nach. Aber dann sage ich, dass 90 Prozent der Frauen wahrscheinlich heute Angst haben, nachts auf die Straße zu gehen." Das eine ist, dass der CDUler lieber von "Ausländerkriminalität" spricht, statt auf die Frage nach seinem Frauenproblem zu antworten.

Das andere: Er hat offenbar ein komplett veraltetes Bild von Frauen, das vor Patriarchat nur so trieft: Die Frau ist ängstlich, schwach und angewiesen darauf, dass er, der starke Mann, für Sicherheit sorgt.

Die Wahrheit ist: So jemanden brauchen wir nicht.

Keine Themen, die Frauen wichtig sind

Wenn Friedrich Merz es wirklich gut meint mit uns Frauen, dann sollte er ganz dringend im nächsten Regierungsprogramm ein paar Themen, die für Frauen wichtig sind, berücksichtigen. Aktuell verdienen Frauen weniger als Männer, sie leisten mehr Care-Arbeit, sie fehlen immer noch zu oft in Chefetagen und sind häufiger von Altersarmut betroffen. Keine Ahnung, was Friedrich Merz tun will, um das zu ändern. Im Wahlprogramm habe ich dazu leider nichts gefunden.

Merz arbeitet wiederholt gegen den Feminismus

In der Vergangenheit hat Merz übrigens immer wieder nicht nur nichts für feministische Themen getan, sondern auch bewusst dagegen angearbeitet:

  • 1997 wurde die Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe gestellt. Wer hat dagegen gestimmt? Friedrich Merz. (Auch wenn er heute behauptet, es sei ihm nur um eine Widerspruchsklausel gegangen.)
  • 2006 stimmte Friedrich Merz gegen das Gleichbehandlungsgesetz, das Frauen vor Diskriminierung schützen sollte.

Merz verhindert das Aus von Paragraf 218

Der Paragraf 218 des Strafgesetzbuches besagt, dass Abtreibungen grundsätzlich rechtswidrig sind, unter bestimmten Voraussetzungen aber straffrei bleiben, mit Beratungstermin unter anderem. Fast wäre unter der letzten Regierung dieser Paragraf gestrichen worden – Schwangerschaftsabbrüche in den ersten drei Monaten wären endlich entkriminalisiert gewesen.

Fast. Denn Friedrich Merz hat mit der CDU genau das verhindert. Er sprach von einem Thema, "das wie kein zweites geeignet ist, einen völlig unnötigen weiteren gesellschaftspolitischen Großkonflikt in Deutschland auszulösen". Dabei sind sich eigentlich alle ziemlich einig, das zeigen auch Erhebungen: Der Paragraf 218 muss weg.

Denn solange er bestehen bleibt, gilt nicht: "My body, my choice." Solange entscheiden andere über den Körper von Frauen.

Friedrich Merz unterschätzt Frauen

"Lassen Sie sich von diesen schönen Bildern nicht irritieren", sagte Friedrich Merz im Wahlkampf und bezog sich damit auf den Grünen-Kanzlerkandidaten Robert Habeck. "Ich richte mich insbesondere an die Frauen in diesem Haus. Derjenige, der da im Unterhemd in der Küche sitzt, mag ja ein sympathischer Typ sein. Aber von Wirtschaftspolitik hat er keine Ahnung."

Was hier mitschwingt, ist: Von Wirtschaftspolitik haben – das glaubt offenbar Friedrich Merz – auch Frauen keinen blassen Schimmer. Sonst wäre sein Hinweis ja nicht nötig. Richtige Worte findet dazu Grünen-Politikerin Ricarda Lang: "Wir Frauen werden auch ganz gerne politisch ernst genommen und nicht wie eine Horde schwärmender Teenager dargestellt."

Friedrich Merz suggeriert, dass sich Frauen nicht mit politischen Inhalten auseinandersetzen, sondern blenden lassen von Äußerlichkeiten. Dass sie zu emotional sind, um vernünftige Entscheidungen zu treffen.

Spätestens an dieser Stelle ist die Beweisführung abgeschlossen. Friedrich Merz mag sich mit Wirtschaftspolitik auskennen, auch wenn er noch beweisen muss, sie erfolgreich in die Realität umsetzen zu können. Aber von Frauen hat er keine Ahnung.

Habeck nennt Merz "sauerländischen 'Was-Immer-Wahlkämpfer'"

Deutschland hat gewählt. Laut ARD und ZDF hat es bei dieser Bundestagswahl eine so hohe Wahlbeteiligung wie seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Sie lag demnach zwischen 83 und 84 Prozent und erreichte damit den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung.

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