Kritische Satellitenbilder aus der Ukraine liefern Russland sensible Informationen.Bild: Google Maps
Ukraine
04.11.2024, 12:0706.11.2024, 08:16
Wissen ist Macht. Das gilt auch und besonders in Kriegssituationen. Die durchdigitalisierte Welt macht es Kriegsparteien einfach wie nie, an wichtige Informationen für die Kriegsführung zu kommen. Um dieses Wissen so weit wie möglich zu beschränken, hat Google zu Beginn des Angriffskrieges in der Ukraine mehrere Maßnahmen getroffen.
In der Navigations-Software Google Maps hat der Konzern etwa die Anzeige der Verkehrsinformationen in Echtzeit abgeschaltet. Zum Schutz der Bevölkerung. Denn diese Funktion zeigte an, wo es etwa Staus gibt und sich somit viele Menschen ansammeln.
Doch auch Satellitenbilder können kritische Informationen liefern. Nun steht Google in der Kritik, weil der Dienst versehentlich kritische Bilder aus der Ukraine veröffentlicht hat. Darauf zu sehen: ukrainische Militäranlagen.
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Google-Update bringt kritische Bilder aus der Ukraine ans Licht
Wo genau die Ukraine ihre Militärbasen hat, wird geheim gehalten. Aus gutem Grund. Damit möchte Kiew verhindern, dass das russische Militär weiß, wo es angreifen muss. Beispielsweise da, wo sich F-16-Kampfflugzeuge befinden könnten: Diese will Putins Armee natürlich am liebsten unschädlich machen, noch bevor sie in der Luft sind. Jetzt kann das russische Militär die Standorte der ukrainischen Armee offenbar einfach googeln.
Seit Februar 2022 wehrt die Ukraine die Großinvasion Russlands ab.Bild: imago images / Serhii Chuzavkov
Das berichtet der "Defence Blog" – eine Seite, die auf das Militär spezialisiert ist. Demnach gibt es derzeit einen Aufschrei im Sicherheits- und Militärapparat der Ukraine. Denn nach einem Update soll der Dienst Google Maps und bei Google Earth Satellitenbilder von Militäranlagen in der Ukraine veröffentlicht haben. Das sagte Andriy Kowalenko, der Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation beim Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat.
Ein Umstand, der für die Ukraine verheerend sein könnte.
Nicht nur die wohl versehentliche Veröffentlichung der unverpixelten Bilder sorgt für Aufregung. Auch die langsame Reaktionszeit von Google prangert Kowalenko an. "Stellen Sie sich das vor: Google veröffentlicht aktualisierte Bilder auf Karten, die den Standort unserer Militärsysteme zeigen (ich werde nicht näher darauf eingehen). Wir kontaktieren sie, um das Problem schnell zu beheben, aber sie haben Wochenende. Dafür ist keine Zeit", lautet sein Vorwurf.
Russland-Kanäle verbreiten kritische Satellitenbilder
Mittlerweile sollen bereits russische Kanäle die Bilder geteilt haben. Sie hätten damit begonnen, diese Fotos samt Standorten "aktiv zu verbreiten". Insbesondere Z-Kanäle veröffentlichten Screenshots der ukrainischen Militäranlagen von Google Maps. Der Vorwurf der Ukraine: Google verschaffe Russland einen taktischen Vorteil im Krieg.
Laut Kowalenko kontaktierten Google-Vertreter:innen die ukrainischen Behörden, nachdem die Öffentlichkeit auf das Update aufmerksam wurde. "Sie sagen, dass sie bereits daran arbeiten, die Situation mit den Bildern vom Einsatz unserer Militärsysteme zu korrigieren", fügt er hinzu.
Wie Google generell mit Daten zu Militäreinrichtungen in den Karten-Diensten umgeht? Dazu ist keine klare einheitliche Linie erkennbar, berichtete das Portal "heise" bereits im April 2024. Damals hatte der Konzern bestritten, russische Basen nachträglich entpixelt zu haben.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist einer der beliebtesten Politiker Deutschlands. Ganz anders als sein Chef, Bundeskanzler Olaf Scholz. Der will trotzdem Kanzlerkandidat seiner Partei werden.