Ein Kinderkrankenhaus angreifen? Das geht einem Pilot des Machthabers Wladimir Putins zu weit. Er wendet sich an den ukrainischen Geheimdienst.Bild: imago images / Dmitriy Azarov
Ukraine
Ein Spielzeugdinosaurier steht auf einem Auto. Weißer Staub bedeckt seinen Rücken. Die Frontscheiben der Fahrzeuge um ihn herum sind zerstört. Hinter ihm zeichnet sich ein Bild der Verwüstung – an einem Ort, wo Kinder sich sicher fühlen sollten.
Ein russischer Raketenangriff trifft am 8. Juli das Okhmatdyt-Kinderkrankenhaus in Kiew und reißt mehrere Menschen in den Tod, darunter auch Kinder. Überlebende und teils schwerkranke Patient:innen sitzen traumatisiert vor den Trümmern des Krankenhauses, während Rettungskräfte nach weiteren Opfern suchen.
Ein Kind hat seinen Dino verloren beim russischen Raketenangriff auf das Okhmatdyt-Kinderkrankenhaus.Bild: imago images / Pavlo Bahmut
Es ist das mutmaßlich nächste Kriegsverbrechen Russlands. Der Kreml weist die Schuld allerdings von sich. Doch die Bilder berühren wohl selbst russische Soldaten. Einer von ihnen wagt einen mutigen Schritt und wendet sich an den ukrainischen Geheimdienst.
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Ukraine-Krieg: Pilot gibt Informationen über Putin-Offiziere preis
Nach dem brutalen Angriff auf das Kinderkrankenhaus in Kiew soll ein russischer Pilot der 22. schweren Bomberflugdivision den Militärnachrichtendienst der Ukraine (HUR) kontaktiert haben. Das berichten ukrainische Medien, darunter auch die "Kyiv Post". Dabei bezieht sie sich auf eine Quelle innerhalb des ukrainischen Geheimdienstes.
Demnach schreibt der russische Soldat, er sei schockiert über den Angriff auf das Kinderkrankenhaus und verstehe nicht, warum russische Piloten gezwungen seien, die zivile Infrastruktur der Ukraine anzugreifen. Aus Frust wagt er offenbar einen gefährlichen Schritt, der ihm das Leben kosten könnte: Er gibt brisante Informationen preis.
Der Russe überreicht der ukrainischen Seite Dokumente über die Aktivitäten seiner militärischen Einheit sowie private Fotos des Führungsstabs der 22. russischen Bomberflugdivision. Zu den Informationen gehören etwa Dokumente aus den Personalakten hochrangiger Offiziere, persönliche Daten russischer Militärangehöriger und ihrer Familien.
Nach HUR-Angaben teilt der Überläufer mit, dass seine Division ständig ukrainische Städte mit X-101-Raketen beschieße. Zudem betone der russische Pilot, dass er und einige seiner Kollegen der "Militäreinheit 06987, die auf dem Flugplatz Engels im russischen Gebiet Saratow stationiert ist", über den Angriff auf das Kinderkrankenhaus schockiert seien.
Die schockierenden Fotos des zerstören Kinderkrankenhauses berühren wohl auch russische Soldaten.Bild: imago images / Kaniuka Ruslan
Mithilfe seiner Angaben konnte der ukrainische Geheimdienst angeblich 30 Kommandeure der russischen Bomberdivision identifizieren.
Nach Angaben der Quelle von "Kyiv Post" beweist bereits eine erste Analyse die Echtheit des erhaltenen Materials. Besonders wertvoll seien die gestempelten Dokumente aus der 22. Bombenflugdivision, heißt es.
2022 trafen russische Raketen die Entbindungsklinik in Mariupol.Bild: ap / Evgeniy Maloletka
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