Werden sie mit Lügen in Russlands Angriffskrieg geschickt? Die Aussagen der ersten beiden nordkoreanischen Kriegsgefangenen lassen vermuten, ja.
Vor allem im russischen Bezirk Kursk sind viele nordkoreanische Soldaten im Einsatz. Dort versuchen sie, die ukrainischen Truppen zurückzudrängen; mit großen Verlusten.
Rund 300 zur Unterstützung Russlands entsandte Soldaten aus Nordkorea sind nach Angaben aus Seoul bei den Kämpfen gegen die ukrainische Armee getötet worden. Etwa 2700 nordkoreanische Soldaten seien zudem verletzt worden, teilt der Abgeordnete Lee Seong Kweun am Montag unter Berufung auf Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes mit.
Die von Pjöngjang entsandten Soldaten hätten den Befehl erhalten, sich bei einer drohenden Gefangennahme umzubringen. Darauf deuteten Notizen hin, die bei den getöteten Soldaten entdeckt worden seien, sagt Lee.
Doch der Ukraine soll es gelungen sein, zwei verletzte nordkoreanische Soldaten gefangen zu nehmen. Das berichtet der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Plattform X.
"Unsere Soldaten haben nordkoreanische Militärangehörige in der Region Kursk gefangen genommen. Zwei Soldaten überlebten, obwohl sie verwundet wurden, und wurden nach Kiew transportiert, wo sie jetzt mit dem Sicherheitsdienst der Ukraine in Verbindung stehen", schreibt er am Samstag.
Bei den Kriegsgefangenen soll es sich um einen Schützen und einen Scharfschützen im Alter von 20 bis 26 Jahren handeln. Beide erlitten Verletzungen und erhalten laut Selenskyj die notwendige medizinische Hilfe.
Es sei keine leichte Aufgabe gewesen, führt der ukrainische Präsident aus. Denn: "Russische Streitkräfte und andere nordkoreanische Militärangehörige richten ihre Verwundeten in der Regel hin, um jegliche Beweise für eine Beteiligung Nordkoreas am Krieg gegen die Ukraine zu vernichten."
Selenskyj kündigt an, dass Journalist:innen Zugang zu diesen Gefangenen erhalten sollen. "Die Welt muss die Wahrheit über die Geschehnisse erfahren", meint er.
Zur Wahrheit gehört offenbar auch, dass Nordkorea seine Soldaten womöglich in die Irre führt.
Denn: Die gefangenen Soldaten aus Nordkorea sollen laut dem südkoreanischen Geheimdienst gar nicht wissen, dass sie in Russlands Angriffskrieg mitkämpfen. Es heißt, sie hätten geglaubt, an einer Militärübung und nicht an einem Krieg teilzunehmen.
Nach Angaben der Gefangenen seien sie seit November vergangenen Jahres in Russland. Bevor es an die Front ging, haben sie eine Woche lang unter den russischen Militärbehörden eine militärische Ausbildung absolviert.
Selenskyj schlägt nun einen Gefangenenaustausch der Nordkoreaner gegen in Russland festgehaltene ukrainische Kriegsgefangene vor. Die Ukraine sei bereit, dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un "seine Soldaten zu übergeben", wenn Kim einen Austausch gegen ukrainische Kriegsgefangene in Russland "organisieren" könne, sagt er.
Russland hat jeglichen Kommentar zu Berichten über an der Seite Russlands kämpfende nordkoreanische Soldaten abgelehnt, die von der ukrainischen Armee gefangen genommen worden sein sollen. "Das können wir nicht kommentieren, wir wissen nicht, was daran wahr ist", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag.
Nach ukrainischen Angaben sind im russischen Grenzgebiet Kursk 11.000 nordkoreanische Soldaten im Einsatz. Das US-Verteidigungsministerium geht von einer ähnlichen Zahl aus. Während des Ukraine-Kriegs haben Russland und Nordkorea ihre politische und militärische Zusammenarbeit vertieft. Vor den Truppen unterstützte Nordkorea bereits mit Waffen und Munition.
(Mit Material der afp)