Im Jahr 2025 beschränken sich militärische Auseinandersetzungen längst nicht mehr nur auf das Schlachtfeld. Hybride Kriegsführung nutzt gezielt die Grauzonen zwischenstaatlicher Beziehungen und versucht mithilfe von Algorithmen, Infrastrukturangriffen und psychologischer Einflussnahme, den Gegner zu destabilisieren.
Flughäfen, Energieversorger oder Kommunikationsnetze geraten vor allem seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine immer weiter ins Visier solcher Strategien. Störungen im Flugverkehr, unerklärliche GPS-Ausfälle und verschärfte Sicherheitsmaßnahmen sind keine zufälligen Erscheinungen, sondern Ausdruck eines Kriegs, der mit anderen Mitteln geführt wird.
Bisher hatten sich entsprechende Auffälligkeiten meist auf den Ostseeraum zwischen den baltischen Staaten und Russland beschränkt. Nun meldet allerdings auch ein Passagierflughafen in Norwegen ernsthafte Beeinträchtigungen.
Wie "The Barents Observer" berichtet, wurde der Flughafen Longyearbyen auf der Inselgruppe Spitzbergen Anfang Juli Opfer einer Störaktion. Nachdem mehrere Fluggesellschaften entsprechende Probleme gemeldet hatten, erhielten demnach alle zuständigen Pilot:innen eine Warnung vor GPS-Jamming und GPS-Spoofing.
Gemeint ist damit die bewusste Störung der satellitengestützten Daten, mithilfe derer Pilot:innen ihr Flugzeug steuern. Beim GPS-Spoofing werden diese sogar manipuliert, sodass die Flugroute unbemerkt verändert wird.
Expert:innen der norwegischen Kommunikationsbehörde Nkom gaben zwar an, dass in Bodennähe keine Signalstörungen gemessen werden konnten. Dennoch habe man die Situation genauestens überwacht, um mögliche Umleitungen oder Ähnliches schnell zu erkennen.
Vom Flughafen Longyearbyen gehen täglich mehrere Direktflüge auf das norwegische Festland. Vor allem in den Sommermonaten reisen auch viele Kreuzfahrttourist:innen über Spitzbergen.
Der Ursprung der Störung im Luftraum ist nicht bekannt. Expert:innen zufolge befindet sich die Inselgruppe allerdings in einem für Russland strategisch wichtigen Gewässer: der Barentsee. Hier ist auch die russische Nordmeerflotte stationiert.
Bereits im Mai hatte "The Barents Observer" nahegelegt, dass Störungen im norwegischen Luftraum durch Abwehrmaßnahmen des russischen Militärs entstehen. Hintergrund ist dessen Stationierung auf der Halbinsel Kola östlich von Finnland.
Von dort aus versucht die Armee mithilfe von GPS gezielt Drohnenangriffe der Ukraine auf russische Ziele abzuwehren. "Und zwar ohne Rücksicht darauf, ob sich die Störsignale in Nachbarländer ausbreiten und diese stören oder nicht", erklärt ein Sprecher der Nkom.
Pilot:innen im Bereich der Kola-Halbinsel sind entsprechende Störungen bereits gewohnt. Dass solche nun aber auch am nördlichsten Flughafen mit Linienverkehr auftauchen, ist neu.